Deutsche Börse: Francioni enttäuscht Anleger

von Alexander Sturm, €uro am Sonntag

2014 konnte der scheidende Konzernchef Reto Francioni den Überschuss um 60 Prozent auf 762 Millionen Euro steigern, die Erlöse kletterten um sieben Prozent auf gut zwei Milliarden Euro.

Dabei profitierte der Konzern von höheren Schwankungen an den Märkten. Seit Herbst zog das Handelsvolumen wegen der Krisen in der Ukraine und in Griechenland an. Allerdings trugen Sondereffekte zum Gewinnsprung bei: 2013 hatte eine Strafe von 152 Millionen Dollar an US-Aufseher wegen Geschäften mit dem Iran das Ergebnis gedrückt. Auch verteuerte sich der Anteil der Deutschen Börse an der US-Börse ­Direct Edge im Zuge einer Fusion.

Trotz der guten Zahlen belässt der Konzern die Dividende bei 2,10 Euro je Aktie. Die Deutsche Börse wolle weiter 40 bis 60 des Gewinns ausschütten, sagte Finanzvorstand Georg Pottmeyer. "Mit 58 Prozent sind wir schon am oberen Ende der Spanne." Die Aktie reagierte mit einem leichten Minus.

Für das neue Jahr ist Pottmeyer optimistisch: In den meisten Geschäftsbereichen sei der Handel zum Jahresauftakt noch besser als im vierten Quartal gelaufen. 2015 sollen die Erlöse auf 2,1 bis 2,3 Milliarden Euro steigen. Indes leidet der Konzern unter den Niedrigzinsen: Investorengelder, die im Bereich Clearstream verwahrt werden, werfen kaum Zinsen ab. Und in der wichtigen Derivatesparte Eurex werden kaum noch Zinsderivate gehandelt, da Anleger mit andauernd niedrigen Zinsen rechnen.

Francioni, der im Mai nach zehn Jahren als Börsenchef abtritt, macht den Weg frei für den Ex-Investmentbanker Carsten Kengeter. Er soll das Wachstum in Asien vorantreiben: In Singapur baut die Deutsche Börse ein Wertpapierabwicklungshaus auf, zudem arbeitet sie an einer Kooperation mit der Börse Shanghai.

2012 hatte Francioni noch eine ­Expansison in den USA angestrebt, doch sein Plan einer Fusion zwischen der Deutschen Börse und der New York Stock Exchange scheiterte am Veto der EU. Der Schweizer, der zum Abtritt eine positive Bilanz zog, bezeichnete dies als "größte Enttäuschung meiner Amtszeit".