zooplus: Hier kauft man keine Katze im Sack!

Nach gedämpften Fusionsfantasien und enttäuschenden Zahlen fliehen Anleger aus der Aktie des Onlinehändlers für Tierbedarf. Dabei gibt es gute Gründe, sie zu kaufen.
von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Katzen und Hunde - das sind die beliebtesten Haustiere der Deutschen. Immerhin rund ein Drittel der Bevölkerung hält sich eines. In anderen europäischen Ländern ist das ähnlich, vermutet der Onlinezoohändler zooplus. Und die Tiere brauchen nicht nur Futter. Die Europäer geben jährlich insgesamt 26 Milliarden Euro für ihre Vierbeiner aus. Bis zu acht Prozent davon entfallen geschätzt auf Bestellungen im Internet - Tendenz steigend. Deshalb wachsen die Erlöse des Münchner Tierbedarfshändlers seit Jahren zweistellig.
Das war auch im ersten Halbjahr der Fall. Um knapp 21 Prozent stieg der Umsatz auf 516,7 Millionen Euro. Trotzdem straften Anleger die Aktie ab. Denn das Umsatzwachstum lag in den vergangenen drei Jahren im Schnitt bei 30 Prozent. Auch bei der Profitabilität haperte es. Der operative Gewinn (Ebit) lag mit 5,1 Millionen Euro exakt auf Vorjahresniveau. Die Marge des Handelsgeschäfts ist außerdem leicht zurückgegangen. "Die Wareneinsatzkosten sind gestiegen und die Preise stehen unter Druck", erläutert Christoph Schlienkamp, Analyst vom Bankhaus Lampe.
Amazon mischt mit
Der Wettbewerb ist zuletzt härter geworden. Die meisten Konkurrenten sind regionale Zoofachhändler, die einen Preiskampf nicht lange durchhalten könnten. Doch auch der amerikanische Onlineriese Amazon bietet inzwischen Tiernahrung an. In Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Spanien liefert der Händler Katzenfutter an den Fressnapf.
Analysten sehen allerdings Besserung. "Da Amazon jedoch keinen starken Fokus auf das Segment legt, könnte der Wettbewerb bald wieder nachlassen", sagt Andreas Riemann von der Commerzbank. Dann würde die Marge bei zooplus auf höhere Niveaus zurückklettern.
Die Delle im ersten Halbjahr ist außerdem dem schwachen britischen Pfund geschuldet. Großbritannien ist ein zentraler Markt des Händlers, der in 30 Ländern aktiv ist. Soeben hat zooplus ein neues Auslieferungszentrum eröffnet. Der negative Effekt des schwächelnden Pfunds sollte spätestens Anfang 2018 ausgeglichen sein.
Bereits im zweiten Halbjahr könnte sich außerdem eine neue Strategie bei der Kundenakquise auszahlen: Die Münchner knausern neuerdings mit ihren Rabatten. Sie setzen auf Stammkunden - und analysieren neue Kunden genau, bevor sie einen Discount anbieten. In den ersten sechs Monaten sind die Erstumsätze mit Neukunden deshalb zwar zurückgegangen. "In den nächsten Monaten erwarten wir eine positive Gesamtwirkung dieser Umstellung", kündigte Chef Cornelius Platt an.
Die Bilanz der Bayern ist überdies tadellos. zooplus ist schuldenfrei und die Kasse prall gefüllt. Weiteres Wachstum in einem immer größeren Markt kann das Unternehmen aus eigenen Mitteln stemmen.
Fusionsfantasien futsch
Dem jüngsten Kursrutsch ging eine atemberaubende Rally voran. Nachdem im Frühjahr der Filialist Petsmart den Onlinehändler Chewy.com für sagenhafte 3,35 Milliarden Dollar übernommen hatte, wirkte zooplus plötzlich unterbewertet. Als Folge stieg der Aktienkurs seit Jahresanfang um 60 Prozent auf ein Rekordhoch von fast 200 Euro. Ein Interessent an zooplus ist aktuell zwar nicht in Sicht. Nach der jüngsten Talfahrt ist die Bewertung für einen Internettitel aber wieder auf moderatem Niveau.
Investor-Info
zooplus
Großes Fressen
Der Onlinehändler für Nahrung und Bedarf rund ums Haustier verfügt über ein komfortables Kapitalpolster und ist kostenseitig effizient. zooplus muss allerdings beweisen, dass das Unternehmen seine Marktanteile trotz zunehmenden Wettbewerbs ausbauen kann. Die Chancen dafür stehen mittelfristig gut. Anleger müssen aber Geduld mitbringen. Die Bewertung ist bei einem erwarteten Gewinnplus von knapp 50 Prozent für 2018 moderat. Gelegenheit für spekulative Anleger.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
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