Lewis Hamilton: "Ich starte gerade durch"

Der Formel-1-Weltmeister rast in der Königsklasse des Motorsports von Triumph zu Triumph. Im Interview spricht er über den Grund für seinen Erfolgshunger und seine Rolle als Unternehmer.
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von Renato Leo, €uro am Sonntag
Mit spätestens 40 soll Schluss sein. Das stellte Lewis Hamilton (32) kurz nach seinem vierten WM-Sieg klar. Der erfolgreichste britische Formel-1-Rennfahrer aller Zeiten möchte noch ein paar Jahre auf Titeljagd gehen, bevor er sich anderen Projekten widmet. An Ideen für eine Karriere nach der Karriere mangelt es dem polarisierenden Jahrhunderttalent bereits jetzt nicht. Hamilton sprach mit €uro am Sonntag über seine Unternehmerqualitäten, Investmentstrategien und darüber, weshalb den Briten ein deutsches Modeunternehmen seit Jahren ganz besonders inspiriert.
€uro am Sonntag: Mister Hamilton, Sie sind erst 32 Jahre jung, und Ihr Leben liest sich bereits wie das einer Legende. Es ist die Geschichte eines Underdogs aus einer Arbeiterfamilie, der auszog, um Champion zu werden. Kommen Ihnen diese Momente in den Sinn, wenn Sie nach einem gewonnenen Rennen auf dem Siegerpodest stehen und die Menge Ihren Namen ruft?
Lewis Hamilton: Nicht direkt danach. Nach einem Rennen strömt noch das Adrenalin durch meine Adern, ich habe gerade meinen Job erledigt, schwitze, fühle mich ausgelaugt und alles um einen herum ist sehr hektisch, da bleibt wenig Zeit zur Reflexion. Wenn ich auf dem Siegerpodest stehe, bin ich in erster Linie glücklich und stolz auf mein Team und meine Leistung. Die Anspannung fällt allmählich von mir ab. Erst später, wenn ich im Flugzeug sitze und Ruhe eingekehrt ist, lasse ich manchmal meinen Blick über den Horizont schweifen und denke mir: Jesus, ist es nicht unfassbar, wie weit ich es gebracht habe? Aber ich schaue nicht gerne zurück. Eigentlich drehen sich meine Gedanken immer um die Zukunft. In der Retrospektive lauern auch Gefahren. Es ist wie beim Motorradfahren: Wer sich ständig umsieht, muss vom Gas gehen. Langsamer zu werden kann und will ich mir nicht leisten. Nicht als Rennfahrer und auch nicht als Privatperson. Ich verwende meine Energie lieber auf das, was vor mir liegt.
Sie haben bereits etliche Rekorde gebrochen und mehrere Weltmeisterschaften gewonnen. Kann man sich an den Erfolg gewöhnen? Und verliert man nicht automatisch an Biss?
Mich selbst zu motivieren war noch nie mein Problem. Motivation wurde mir in die Wiege gelegt, sie ist Teil meiner DNA. Ich bin so hungrig nach Erfolg, wie es ein Mensch nur sein kann. Egal was ich tue, ich möchte immer der Beste sein. Und ich will noch besser werden. Dazu benötige ich Wissen, denn Wissen ist Macht und ich war schon immer darauf aus, mir möglichst viel Wissen anzueignen, zu lernen und mich weiterzuentwickeln, um mich neuen Herausforderungen stellen zu können. Ich suche die Herausforderung, sie ist es, die mich antreibt. Wenn ich nicht konstant herausgefordert werde, bekomme ich schnell das Gefühl stillzustehen, und Stillstand ist das Letzte, was ich möchte.
Die Formel 1 wird weltweit übertragen und gehört zu den wirtschaftlich erfolgreichsten Sportarten. Die meisten Fahrer sind allerdings eher zurückhaltend. Sie hingegen haben sich von früh auf selbst als Marke positioniert. Wann haben Sie es realisiert, dass es von Vorteil sein könnte, auch abseits der Rennstrecke ein Geschäft aufzubauen?
Bis zum Alter von 25 war mein Vater mein Manager. Er war großartig für meinen Einstieg in die Formel 1. Doch was alles darüber hinaus anbelangt, bin ich wahrscheinlich der Einzige, der dort eine Richtung vorgeben kann. Ich musste dort die Führung übernehmen, das konnte niemand sonst machen. Schon am Anfang meiner Karriere fiel mir auf, welche Möglichkeiten sich einem bieten, wenn man durch sein Image aus dem Feld der anderen Fahrer heraussticht. Und mit zunehmendem Erfolg wuchs das Selbstbewusstsein, aus meinem Image ein Geschäft zu machen. Daran arbeite ich bis heute - ich baue eine Marke auf.
Manche Fahrer tauchen nach der Formel-1-Karriere wieder in anderen Rennserien auf oder starten Jahre später ein Comeback, weil sie nur das Leben auf der Rennstrecke kennen. Sie haben einmal in einem Interview klargestellt: "Ich möchte eines Tages nicht in einer solchen Lage feststecken."
Das ist richtig. Es gibt für einen Rennfahrer nun mal nichts Höheres als die Formel 1. Danach kann es nur noch abwärts gehen. Einige Ex-Fahrer werden Teammanager bei einem Rennstall oder kommentieren Rennen für Fernsehsender. Das ist nichts für mich. Ich lege lieber jetzt schon den Grundstein für meine Karriere nach der Karriere, um später auch ohne den Rennsport erfolgreich sein zu können. In meinem jetzigen Beruf gibt es kaum etwas, was ich noch nicht erlebt habe. Die Lernkurve ist nicht mehr so steil wie am Anfang meiner Karriere. Aber als Unternehmer muss ich mich völlig neu erfinden und beweisen. Ich liebe solche Herausforderungen!
Nach welchen Kriterien wählen Sie denn Ihre Projekte abseits der Rennstrecke aus?
Ich gehe da vor allem nach dem, was mir selbst gefällt. Ich bin begeisterter Motorradfahrer, also habe ich ein Projekt mit MV Agusta umgesetzt. Eines meiner Herzensprojekte ist eine Rennsimulation, weil ich schon als kleiner Junge gern Rennvideospiele gespielt habe. Als Unternehmer
starte ich jetzt erst richtig
durch, es beinden sich gerade viele
spannende Projekte in der Entwicklung,
auf die ich mich sehr freue und
die mich neben meinem Hauptjob
ziemlich auf Trab halten. Meine
Hauptaufgabe bleibt aber weiterhin
das Rennfahren. Am Anfang meiner
Karriere habe ich mich komplett
darauf konzentriert, aber ich hatte
einfach zu viele Ideen, die darüber
hinausgingen. Heute gibt es viele
Dinge außerhalb des Sports, die
mich inspirieren und motivieren,
mich auch in anderen Feldern zu
engagieren. Aber im Kern steht ür
mich immer der Rennsport.
Sind Sie als Unternehmer ebenso
risikofreudig unterwegs wie auf
der Rennstrecke?
Ich investiere eher zurückhaltend
und langfristig, mit überschaubarem
Risikopotenzial. Als Fahrer
scheue ich keine Risiken, aber als
Unternehmer gehe ich ihnen eher
aus dem Weg. Ich bin kein Zocker.
Ich versuche mein Geld nicht
schnellstmöglich zu verdoppeln,
koste es, was es wolle. Mir sind
Sicherheit und Wertbeständigkeit
wichtiger. Ich möchte mein Vermögen
gut angelegt wissen und meiner Familie und mir auch für die Zeit
nach meiner Formel-1-Karriere ein
sorgenfreies Leben ermöglichen.
Sie arbeiten seit Jahren mit der
Modemarke Hugo Boss zusammen.
Was können Sie sich von dem
deutschen Traditionsunternehmen
für Ihre eigenen Pläne abschauen?
Da gibt es einiges. Hugo Boss ist eine
ikonische Marke, absolut stilsicher.
Sie wissen, was sie tun, und sie tun
es immer auf höchstem Niveau. Wir
arbeiten schon seit 2005 zusammen,
sie unterstützen mich während meiner
gesamten Formel-1-Karriere. Wir
haben uns gemeinsam weiterentwickelt
und sind immer gewillt, uns zu
steigern. Man muss sich nur mal die
Bilder von mir aus der aktuellen Hugo-Boss-Kampagne ansehen. Es
sind die besten, die wir je gemeinsam
gemacht haben. Als Unternehmen ist
es wichtig, sich weiterzuentwickeln.
Das ist es, was Boss macht und was
mich ür meine eigenen Unternehmungen
inspiriert.
Es gibt nicht viele Profisportler,
die auch eine erfolgreiche Unternehmerkarriere
zustande gebracht
haben. Wer hat es Ihrer Meinung
nach richtig angestellt?
Michael Jordan ist in dieser Hinsicht
ein echtes Vorbild ür mich. Er ist
der wohl bekannteste Athlet, der es
verstanden hat, sich über den Sport
hinaus etwas aufzubauen. Er wählte
den richtigen Zeitpunkt, um mit
dem Sport aufzuhören und verdient
trotzdem weiterhin gutes Geld, weil
er es verstanden hat, sich frühzeitig
als Marke zu positionieren.
Wo sehen Sie denn Ihre Stärken als
Unternehmer?
Ich verüge über eine schnelle Auffassungsgabe.
Aber ich akzeptiere
auch, dass man ein Business nicht
über Nacht lernen kann und manche
Dinge ihre Zeit brauchen. Ich habe
kein Problem damit, noch mal in die
Ausbildung zu gehen und eine Sache
von der Pike auf zu erlernen. Ich
halte mich nicht ür allwissend, nur
weil ich Formel-1-Weltmeisterschaften
gewonnen habe. Eine meiner
größten Stärken aber ist meine Fokussierung.
Wenn ich es schaffe,
meine starke Konzentrationsfähigkeit
aus dem Rennen in mein Unternehmertum
zu übertragen, ist das
schon eine Menge wert. Sich auf eine
Sache völlig fokussieren zu können,
ist der Schlüssel zum Erfolg - als
Rennfahrer wie als Unternehmer.
Was haben Sie sich von Ihrem ersten
Preisgeld in der Formel 1 geleistet?
Ich war schon vier Jahre in der
Formel 1, als ich mir zum ersten Mal
etwas gekauft habe: eine Gitarre. In
meiner Heimatstadt Stevenage gibt
es diesen Musikladen, in dem ich als
kleiner Junge nach der Schule immer
abhing und auf so ziemlich jeder Gitarre
spielte, die es dort gab. Manchmal
saІ ich dort stundenlang und
spielte Gitarre, aber ich konnte mir
einfach keine leisten.
Jahre später in diesen Laden zurückzukehren
und mir endlich die
Gitarre kaufen zu können, von der
ich schon als Kind geträumt hatte,
war ein unbeschreibliches Geühl.
Ich besitze sie noch immer. Mittlerweile
umfasst meine Sammlung
zwölf Gitarren, obwohl ich kein
besonders begnadeter Gitarrist bin
(lacht). Aber diese eine Gitarre, die
ich mir von meinem allerersten
Formel-1-Geld angeschafft habe, hat
einen ganz besonderen Stellenwert
ür mich. Sie erinnert mich daran,
dass Träume wahr werden können,
wenn man willens ist, an sich zu
glauben und die Аrmel hochzukrempeln.
David Beckham hat einmal auf die
Frage nach der besten Investition
seines Lebens geantwortet: "Meine
ersten FuІballschuhe!" Was war
denn die beste Investition Ihres
Lebens?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass
sich David jemals seine FuІballschuhe
selber kaufen musste (lacht).
Die beste Investition waren die Zeit
und die Entbehrungen, die ich geopfert
habe, um bestmögliche Leistungen
abliefern zu können.
Als ich anfing, Rennen zu fahren,
kam ich öfter an den Punkt, an dem
ich mich selber fragte: Warum tue
ich mir das an? Ist es das wirklich
wert? Die Antworten darauf gebe ich
mit jedem meiner Rennen. Zeit in sich selbst zu investieren und das eigene
Talent zu fördern, zahlt sich
immer aus. Meine Karriere ist das
beste Beispiel.
Und welches Investment hat Sie
dann besonders glücklich gemacht?
Meiner Mutter ein Haus kaufen zu
können, das hat mich sehr glücklich
gemacht, weil ich ihr etwas zurückgeben
konnte. Meine Mutter hat sich
in ihrem Job abgeschuftet. Was sie
verdiente, reichte gerade so, um uns
über die Runden zu bringen. Trotzdem
hat sie immer ein bisschen etwas
zur Seite gelegt, um mir alle
paar Wochen Lego-Spielsachen kaufen
zu können. Lego war mein ein
und alles.
Die Entbehrungen, die sie auf sich
nahm, um ihren kleinen Sohn glücklich
zu machen, werde ich ihr niemals
vergessen. Sie stellte ihr eigenes
Wohl immer hintenan. So wie es
wohl jede Mutter für ihre Kinder tut.
Deswegen verehre ich Mütter, sie
sind Superfrauen. Ich habe größten
Respekt vor ihnen. Geld für seine
Mutter auszugeben ist immer eine
vernünftige Sache. Ich habe meiner
Mutter alles zu verdanken. Das Gleiche
gilt auch für meinen Vater.
Mit dem Sie am Anfang Ihrer Karriere
in einem Einzimmerappartement
gelebt haben.
Man kann sich kaum vorstellen, was
mein Vater durchgemacht hat, um
mir meine Karriere zu ermöglichen.
Jedes Mal, wenn ich in meinen Rennwagen
steige, muss ich daran denken.
Dass dies kein Zufall ist oder
Glück, sondern Blut, Schweiß und
Tränen, die mein Vater daür vergossen
hat. Mit jedem meiner Siege
möchte ich meine Familie glücklich
machen, weil sie so hart für mich gearbeitet
hat. Auch das ist Antrieb
meiner Motivation.
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