TUI & Co: Na dann, schöne Ferien!

Tourismusbranche: Trotz Krisen und Terror weisen Reiseveranstalter Rekordbuchungen aus. Die Branche wächst, doch nur die größten Anbieter arbeiten dauerhaft profitabel. Wo Anleger buchen.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Die Griechen können aufatmen, zumindest jene, die am Tourismus verdienen. Grexit-Gerede hin, Krawalle auf dem Athener Syntagma-Platz her, die Deutschen genießen unverdrossen Meeresblick und Ouzo in Griechenland. Bei den Buchungen in dem Mittelmeerstaat gab es bislang keine Rückgänge zum Vorjahr, meldete soeben der deutsche Branchenverband DRV. "Wir sind hier auf Vorjahresniveau - und das war ein Sensationsjahr", sagt Präsident Norbert Fiebig.
Ihre schönsten Wochen des Jahres - die Deutschen verbringen sie noch lieber als in Hellas in der Türkei und in Spanien - lassen sich Urlauber auch 2015 nicht vermiesen. Es herrscht Rekordbeschäftigung, die Einkommen steigen, und Sparen macht wenig Laune. Konsequenz: Der Deutsche reist in dieser Saison voraussichtlich so viel wie nie.
Auch Manager sind überrascht, wie lebhaft die Nachfrage ist. Nicht nur in Deutschland, auch in anderen Ländern Europas wird kräftig gebucht - trotz Krisen und Terroranschlägen wie zuletzt in Tunesien. "Normalerweise beeinflussen solche Unsicherheiten das Verhalten unserer Kunden. Insgesamt ist die Reiselust sehr hoch", sagt Friedrich Joussen, Chef der TUI, des größten europäischen Touristikkonzerns. Am Donnerstag legen die Niedersachsen ihre Quartalszahlen vor. Die Finanzbranche erwartet Erfreuliches: Der Gewinn soll von April bis Juni im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein.
So gut lief es lange nicht in Hannover. Vorstand Joussen, der vor zwei Jahren vom Mobilfunker Vodafone zu TUI wechselte, hat dafür den Konzern zunächst komplett umbauen müssen. Erst die Fusion des britischen Reiseveranstalters TUI Travel mit Mutter TUI samt ihren Hotels und Kreuzfahrtschiffen brachte die notwendigen Einsparungen und Synergien, die es dem Unternehmen jetzt ermöglichen, von der regen Nachfrage zu profitieren.
Tücken des Geschäfts
Dass der Markt trotz der Reiselust so seine Tücken hat, zeigt auch das Beispiel der europäischen Nummer 2, Thomas Cook. Die Briten wurden im Juni von dem Terroranschlag in Tunesien hart getroffen. Beinahe 30 Millionen Euro kostete es, geschockte Touristen nach der Extremistenattacke in Sousse zurück in die Heimat zu bringen und zu besänftigen. Umbuchungen und ungünstige Währungseinflüsse kamen hinzu, Thomas Cook senkte darauf den Jahresausblick. Analysten rechnen mit einem Gewinnrückgang von mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.Terrorgefahr und Krisen sind es nicht allein, die das Geschäft mit der Freizeit für die Reiseveranstalter gelegentlich in Stress ausarten lassen. Die meisten Urlauber wollen zwar ungestört in perfektem Ambiente entspannen, zeigen sich aber bei der Rechnung pingelig. Der Preisdruck in der Branche ist hoch. Die Einkaufsmacht entscheidet somit über Wohl und Wehe der Wettbewerber.
Wie wichtig Größe ist, zeigt die Entscheidung des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters Kuoni. Jahrelang waren die Ergebnisse der Pauschalreisesparte der Schweizer wenig erfreulich. Jetzt zogen die Eidgenossen einen Schlussstrich: Sie verkaufen das europäische Geschäft mit seinen gut zwei Milliarden Franken Umsatz an den deutschen Einzelhändler Rewe und dessen Tochter DER Touristik. Kuoni will sich künftig auf Nischen wie Gruppenreisen sowie Dienstleistungen für Reiseveranstalter konzentrieren. Insbesondere die lukrative Perle wird ausgebaut: Für Regierungen übernimmt Kuoni die teils komplizierte Beschaffung von Reisegenehmigungen, sogenannten Visa.
Chinesen immer reiselustiger
Das Marktwachstum insgesamt ist seit Jahren ungebrochen. Laut Daten der Weltorganisation für Tourismus UNWTO haben sich die globalen Umsätze im Tourismus seit dem Jahr 2000 auf über 1,2 Billionen Dollar verdreifacht, das entspricht einem jährlichen Wachstum von rund sechs Prozent. Auf mittlere Sicht soll die Branche weltweit um rund fünf Prozent pro Jahr wachsen. Ein Grund: die steigende Kaufkraft in Schwellenländern. Das Beispiel schlechthin für die zunehmende Lust auf ferne Länder ist China: Seit dem Jahr 2003 stieg der Zahl chinesischer Auslandsreisender von 20 auf rund 100 Millionen im Jahr.Lukrative Geschäfte machen jedoch dauerhaft nur Unternehmen, die groß und effizient genug sind für den Massentourismus - oder solche, die sich in attraktiven Nischen tummeln. So läuft etwa die typisch deutsche Pauschalflugreise ins All-inclusive-Resort zwar gut, signifikante Zuwachsraten gibt es aber vor allem bei Kreuzfahrten. Auch Friedrich Joussen bereitet die konzerneigene Sparte Freude: "Im letzten Jahr haben wir die Kapazitäten unserer Flotte um 30 Prozent erhöht und erzielten trotzdem höhere Preise", sagt der TUI-Chef.
In den USA haben sich die luxuriösen Schippertouren längst zum Riesengeschäft entwickelt. Weltmarktführer ist der US-Konzern Royal Caribbean Cruises. Um zehn Prozent soll der Umsatz des Unternehmens mit Sitz in Miami im laufenden Jahr zulegen, die Gewinnprognose wurde soeben nach glänzenden Quartalszahlen erhöht.
FIT wächst am schnellsten
Das Gegenstück zu den Rundum-Sorglos-Kunden sind die Selbstbucher, die sich ihr Urlaubsglück in Eigenregie organisieren - im Branchenjargon nennt sich das Segment FIT, kurz für Fully Independent Travel. Insbesondere das Onlinegeschäft wächst mit rund zehn Prozent pro Jahr doppelt so flott wie der Gesamtmarkt. Die Zeiten, in denen Newcomer hier Erfolge feierten, sind indes schon vorbei. Es läuft ein harter Konsolidierungswettbewerb, schließlich müssen auch die Onlineanbieter möglichst große Kontingente einkaufen, um attraktive Preise bieten zu können.Die Big Player sind global aktive Onlineportale wie Expedia oder Priceline, über die Millionen oft jüngerer Touristen ihre Flüge, Hotels und Übernachtungen buchen. Der US-Konzern Priceline etwa hat sich im Markt mit einer patentierten Suchmaschine behauptet. Preisbewusste Kunden können viel Geld sparen, indem sie in ihrem Budget beispielsweise variabel nach Unterkunftskategorien für bestimmte Ziele suchen und dann für begrenzte Zeit verbindliche Angebote erhalten.
Auch Wettbewerber Expedia schlägt sich wacker. Soeben übernahmen die Amerikaner den Rivalen Orbitz für 1,6 Milliarden Dollar. Die US-Hotelbranche läuft Sturm gegen den Deal. Doch es scheint, als winkten die US-Kartellwächter die Übernahme durch. Es wäre ein Vorteil für die Extochter des Softwareriesen Microsoft - Größe schlägt in dieser Branche eben fast alles.
Investor-Info
TUI
Endlich schöne Gewinne
Unter Exchef Michael Frenzel war der Konzern lange ein Wertvernichter, das hat sich unter Friedrich Joussen geändert. Nach der Integration der Veranstaltertochter TUI Travel und dem Konzernumbau läuft das Geschäft besser. Seit der Periode 2013/2014 schreibt der größte Touristikkonzern Europas netto nennenswerte Gewinne. Für die laufende Periode bis Ende September rechnen Analysten im Schnitt mit einem Gewinnplus von 50 Prozent. Auch 2016 soll es spürbar vorangehen.
Royal Caribbean Cruises
Ölpreis schiebt an
Perfekte Welt für den weltgrößten Betreiber von Kreuzfahrtschiffen: US-Konsumenten gönnen sich dank der Konjunkturerholung wieder luxuriöse Urlaube. Im Ausland beginnt der Boom erst richtig. Niedrige Ölpreise lassen die Aufwendungen für Treibstoff sinken. Im laufenden Jahr soll der Gewinn um fast 40 Prozent steigen. Neues Allzeithoch.
Priceline
Im Wachstum
Priceline forciert weiter seine internationale Expansion. Der Konzern, zu dem auch das Portal booking.com gehört, stieg zuletzt im Reisemarkt in Brasilien ein. Umsatz und Gewinn legten im zweiten Quartal trotz des starken Dollar jeweils zweistellig zu. Die Ergebnisse übertrafen die Erwartungen, der Kurs sprang stark an. 2016 soll der Gewinn um gut 20 Prozent steigen. Gemessen daran ist die Bewertung der Aktie moderat. Attraktiv.Übrigens: Booking und andere US-Aktien sind bei finanzen.net ZERO sogar bis 23 Uhr handelbar (ohne Ordergebühren, zzgl. Spreads). Jetzt kostenlos Depot eröffnen und Neukunden-Bonus sichern!
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Bildquellen: haveseen / Shutterstock.com, Maria Skaldina / Shutterstock.com
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| 13.08.2025 | TUI Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
| 13.08.2025 | TUI Overweight | JP Morgan Chase & Co. |
| Datum | Rating | Analyst | |
|---|---|---|---|
| 29.09.2025 | TUI Neutral | UBS AG | |
| 23.09.2025 | TUI Neutral | UBS AG | |
| 23.09.2025 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
| 23.09.2025 | TUI Market-Perform | Bernstein Research | |
| 14.08.2025 | TUI Neutral | UBS AG |
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