Cat-Bonds

Katastrophen-Anleihen: Gute Papiere für schlechte Zeiten

aktualisiert 06.04.11 18:29 Uhr

Gegen hohe Zinsen versichern Cat-Bonds Katastrophenschäden. Für Anleger ein gutes Geschäft: Bislang kam es bei den Papieren nur selten zu Zahlungsverpflichtungen. Wie es funktioniert.

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von Marc Hofmann, €uro am Sonntag

Hohe Renditen für hohes Risiko – das versprechen viele Investments. Nur wenige halten es. Eine Ausnahme sind Cat-Bonds: Spezialanleihen, die Versiche­rungsrisiken wie Erdbebenschäden decken. Die Katastrophenbonds locken Anleger mit bis zu 14 Prozent Zinsen pro Jahr. Bleibt die Natur­katastrophe aus, erhalten Investoren das Geld nebst Zinsen zurück. Bebt hingegen die Erde wie zuletzt in Japan, droht der Totalverlust.

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Bislang waren die Bonds ein lohnendes Geschäft. In den zurückliegenden fünf Jahren erzielten sie einen Wertzuwachs von 65 Prozent. Damit schlagen sie nicht nur Aktienindizes wie den MSCI World oder den S & P 500, sondern auch den gesamten Rentenmarkt inklusive Hoch­zinsanleihen. „Cat-Bonds eignen sich hervorragend zur Portfoliodiversifikation“, sagt Gregor Gawron, Manager des Falcon Cat-Bond Fund. „Denn sie korrelieren kaum mit anderen Anlageklassen.“ Das erklärt, warum die Papiere während der Finanzkrise weitestgehend von Verlusten verschont blieben.

Auch sonst sind Ausfälle eher selten: Seit ihrer Einführung im Jahr 1996 mussten Cat-Bonds nur bei drei Ereignissen Federn lassen: Beim Hurrikan Katrina 2005, beim Wirbelsturm Ike 2008 und nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers, ebenfalls 2008. Anleger verloren bei diesen Ereignissen bis zu 75 Prozent ihres Kapitals. „Totalverluste sind bislang jedoch aus­geblieben“, merkt Dirk Schmelzer von der Schweizer Fondsgesellschaft Plenum an. Nach dem Beben in Japan wäre zu erwarten, dass nun der vierte Verlustfall in der Geschichte der Katastrophenbonds droht. Denn 13 Anleihen decken Erdbeben auf der Insel ab. Doch vermutlich kommen Anleger auch diesmal glimpflich davon. Ursächlich hierfür ist das komplexe Regelwerk der Papiere.

Die größten Cat-Bond-Emittenten sind Erst- und Rückversicherer. Sie decken mit den Papieren Spitzenrisiken ab, die aus Naturkatastrophen wie Wirbelstürmen, Pandemien oder – wie im Fall Japans – aus Erdbeben und Tsunamis resultieren. Allen Cat-Bonds ist gemein, dass Anleger ihr Kapital am Anfang in eine Zweckgesellschaft einzahlen müssen. Dort bleibt das Geld bis zur Rückzahlung – oder bis der Schadensfall eintritt. „Im Gegensatz zu Unternehmensanleihen, wo die Tilgung von der Bonität des Emittenten abhängt, entfällt bei Cat-Bonds somit das Gegenparteienrisiko“, erläutert Fondsmanager Schmelzer.

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In den Statuten der Anleihe werden schließlich Schadenursache und -ort festgelegt. Im Fall der Japan-Bonds: Erdbeben und Tokio. Nuklearunfälle werden übrigens generell nicht durch Cat-Bonds versichert. Zuletzt wird noch ein auslösen­des Ereignis (englisch: trigger) definiert, bei dessen Eintreten die Anleihe für entstandene Schäden zahlen muss. Der Trigger ist bei den japani­schen Cat-Bonds parametrisch (siehe unten). Das bedeutet, dass an verschiedenen Messpunkten die Stärke eines Bebens festgestellt wird. Erreichen die Erdstöße einen bestimmten Wert – zum Beispiel 7,0 auf der Richter-Skala –, so kann der Versicherer den Bond zur Schadenregulierung nutzen. Da das Epizentrum des Bebens in Japan 400 Kilometer nordöstlich von Tokio lag, waren die gemessenen Erdstöße in der Stadt zu gering, um die Zahlung auszulösen.

Daher werden vermutlich nur zwei der 13 ja­panischen Cat-Bonds einspringen ­müssen. Mit den endgültigen Messergebnissen wird in den kommenden Wochen gerechnet.

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Obwohl die Papiere bislang nur selten für Schäden einstehen mussten, resignieren die Versicherer nicht, auch wenn die Zahlungsverpflichtungen an ihnen hängen bleiben. „Da sich der Kapitalmarkt in unserer Branche als zusätzliches Vehikel für Risikotransfer etabliert hat, rechnen wir auch künftig mit einer steigen­den Zahl an Cat-Bond-Emis­sionen“, sagt etwa Rupert Flatscher, Leiter des Risikohandels beim Rückversicherer Munich Re.

Generell steigt bei den Versicherern aufgrund des Klimawandels der Bedarf an zusätzlichem Schutz. Denn Schwere und Häufigkeit von Naturkatastrophen nehmen zu.

Gemäß einer Studie der Royal Society of London wurden zwischen 1905 und 1994 in der Karibik durchschnittlich acht tropische Stürme pro Jahr registriert. Seit 1995 suchen nun jährlich 15 schwere Stürme, von denen acht die Hurrikanstufe erreichen, den Golf von Mexiko heim. Allein 2010 summierten sich laut Daten des Rückversicherers Swiss Re die weltweiten Kosten von Naturkatastrophen auf 154 Milliarden Euro. Setzt man dieser Summe die Größe des Cat-Bond-Markts von rund zehn Milliarden Euro entgegen, wird das Wachstumspotenzial der Anlageklasse deutlich.

Schlechte Nachrichten für Anleger sind jedoch die hohen Mindeststückelungen der Bonds von 250 000 US-Dollar. Doch mit Fonds ist eine Anlage schon ab 100 Euro möglich.

Bedenken sollten Anleger zudem noch, dass die Papiere Kapitalmarktrisiken unterliegen. Die Verluste, die zwei Anleihen durch die Lehman-Pleite erlitten, kamen ohne Unwetter zustande. Der Grund: Ein Teil des Zinses eines Cat-Bonds muss von der Zweckgesellschaft erwirtschaftet werden. Hierzu darf sie das Kapital in risikolose Anlagen bester Bonität („AAA“), beispielsweise in Pfandbriefe, investieren. Aber auch sogenannte Swap-Geschäfte (Tauschgeschäfte) mit Banken, die ebenfalls über ein „AAA“-Rating verfügen, waren früher möglich. Da Lehman die Bonitätsnote „AAA“ trug, wurde das Geld daher auch dort angelegt.

„Mittlerweile ist das jedoch nicht mehr möglich“, erklärt Fondsmanager Gawron. Heute sind Swap-Geschäfte verboten, die Zweckgesellschaft muss das Geld selbst in Staatsanleihen oder Pfandbriefen anlegen. Ein Restrisiko wie etwa der Ausfall einer Staatsanleihe bleibt aber.

Auslöserarten
Wann der Bond zahlt

• Indemnity: Ab einer definierten Schadensumme, die dem Versicherer entsteht, darf dieser den Bond zur Deckung nutzen.
• Modelled Loss: Ein vorher festgelegtes Computermodell wird mit den Eckdaten der Katastrophe gefüttert. Übersteigt die errechnete Schadensumme einen bestimmten Wert, wird die Zahlung des Bonds ausgelöst.
Indexed to Industry Loss: Der Bond muss einspringen, wenn die Schäden die gesamte Ver­sicherungsindustrie mit einer bestimmten Summe belasten.
• Parametric: Werden definierte Messgrößen – zum Beispiel eine vorher festgelegte Erdbebenstärke – erreicht, löst das die Zahlungsverpflichtung aus.

Investor-Info

Variabler Kupon
Kein Verlust bei Zinserhöhungen

Cat-Bonds schlagen in ihrer Wertentwicklung die meisten Aktien- und Rentenindizes. Auch in Phasen steigender Zinsen verlieren Anleger hier – anders als bei Unternehmens- oder Staatsanleihen – kein Geld. Denn die Bonds haben neben einer fixen auch eine variable Zinskomponente. Die variable Komponente beruht zumeist auf dem Libor – einem Zinssatz im Interbankenmarkt. Dieser orientiert sich am Leitzins der EZB. Steigt daher der Leitzins, so steigt auch der Libor, und der Cat-Bond wird höher verzinst. Bei ausstehenden „normalen“ ­Anleihen mit fixem Kupon kann der Zins jedoch nicht ­steigen, deshalb fällt der Kurs des Papiers, um sich dadurch an das höhere Renditeniveau anzupassen.

Renditen & Volumen
Der Trend zeigt nach oben

Nach der Finanzkrise ging die Zahl der Neuemissionen von Cat-Bonds zurück. Banken und Hedgefonds hatten sich als Käufer fast vollständig aus dem Markt zurück­gezogen. Zudem fiel das Zinsniveau. Da Anleger nun – wenn auch in geringem Umfang – durch das Beben in ­Japan Verluste erlitten haben, werden die Renditen (aufgrund des nachgewiesenen Risikos) wieder steigen. Das sollte den Markt insgesamt beflügeln, meint Martin Bisping, Leiter für Risikoverbriefungen bei Swiss Re: „Die Nachfrage ist hoch. Wir rechnen damit, dass der Markt zu absolutem Wachstum zurückkehrt.“

Empfehlungen
Cat-Bond-Fonds für Privatanleger

Der Falcon-Cat-Bond-Fonds von Manager Gregor Gawron hält derzeit 36 Anleihen im Portfolio. Da ein Cat-Bond nur eine durchschnittliche Laufzeit von drei Jahren hat, ändert sich die Zusammensetzung des Fonds rasch. Aktuell versichert ein Großteil der Anleihen (56,8 Prozent) Sturmrisiken in den USA und Europa. Doch auch zwei ­Japan-Bonds sind im Portfolio, die durch das Beben be­troffen sein könnten. Anleger sollten daher noch etwa zwei Wochen mit dem Einstieg warten, bis klar ist, ob die Bonds Verluste erleiden werden. Das gilt auch für den Cat-Bond-Fonds von Clariden Leu (ISIN: LU 052 809 371 8). Hier liegt der Schwerpunkt mit 68 Prozent auf Hurrikanschäden in den USA. Die Jahresgebühr beträgt ein Prozent. Die Mindeststückelung – wie beim Falcon – 100 Euro.

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DatumRatingAnalyst
21.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralGoldman Sachs Group Inc.
21.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Sector PerformRBC Capital Markets
14.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
13.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft KaufenDZ BANK
13.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralJP Morgan Chase & Co.
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21.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralGoldman Sachs Group Inc.
21.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft Sector PerformRBC Capital Markets
14.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
13.05.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft NeutralJP Morgan Chase & Co.
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