Zentralbanken im Fokus

IWF: Geldpolitik wichtigster Faktor für niedrige Anleihezinsen

05.10.16 15:15 Uhr

IWF: Geldpolitik wichtigster Faktor für niedrige Anleihezinsen | finanzen.net

Der Rückgang der Anleiherenditen in den vergangenen Jahren ist nach Aussage des Internationalen Währungsfonds (IWF) hauptsächlich von den Zentralbanken verursacht worden.

Die hohe Nachfrage von Investoren nach Anleihen und Sorgen vor einem langfristig schwachen Wachstum, die von den Zentralbanken selbst gerne als Gründe für die sehr niedrigen Zinsen angeführt werden, belegen beim IWF nur die Plätze zwei und vier.

Wer­bung

   Laut IWF beeinflussen zwei Faktoren die Anleiherenditen: Die kurzfristigen Zinserwartungen (addiert über die Laufzeit der Anleihe) und die Risikoprämie (term premium). "Eine Zerlegung der Faktoren, die den Renditerückgang in den vergangenen drei Jahren verursacht haben, ergibt, dass die Ursache vor allem eine zunehmende Erosion der Risikoprämien gewesen ist, die in Deutschland, Japan, Großbritannien und den USA negativ waren", schreibt der IWF.

   Die wichtigsten Faktoren, die wiederum die Risikoprämie beeinflussten, waren laut IWF folgende:

   1. Die beträchtlichen Anleihekäufe der Zentralbanken haben zu einer Verflachung der Renditekurven und zu negativen Risikoprämien geführt. Zusätzlich komprimiert wurden die Risikoprämien durch die Gewissheit der Marktteilnehmer, dass die Zentralbanken als verlässliche Käufer einen deutlichen Anstieg der Anleiherenditen auch künftig verhindern würden.

Wer­bung

   2. Die Nachfrage anderer Investoren nach langlaufenden Anleihen, wie Pensionsfonds und Versicherern, ist gestiegen. Dahinter könnten auch die Alterung der Bevölkerung und demografische Verschiebungen stecken, die eine höhere Nachfrage nach sicheren Anlagen hervorrufen.

   3. Eine höhere politische Unsicherheit. Trotz niedriger und negativer Anleiherenditen ist der Wert von Anleihen in Portfolien hoch geblieben, weil sie eine Versicherung gegen mittelfristige Risiken und ökonomische Unsicherheiten darstellen.

   4. Sorgen über eine langfristige, strukturelle Wachstumsschwäche (secular stagnation), die mit schwachen Investitionen, einem niedrigen Produktivitätswachstum und niedriger Inflation einhergeht.

Wer­bung

   Die Europäische Zentralbank (EZB) begegnet Kritik am außerordentlich niedrigen Niveau der Anleiherenditen häufig mit dem Hinweis, dass hieran vor allem die schwachen Wachstumsaussichten und eine hohe Nachfrage nach diesen Papieren Schuld seien.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT/WASHINGTON (Dow Jones)

Bildquellen: MANDEL NGAN/AFP/Getty Images