Erdöl - Die Achillesverse unserer Energieversorgung

Wer hätte sich im Jahr 1859, nach den ersten erfolgreichen Ölbohrungen...
in Pennsylvania durch Edwin L. Drake, jemals gedacht, dass ca.150 Jahre später die gesamte Weltwirtschaft von dem Schwarzen Gold aus den Tiefen der Erde einmal abhängen wird? 33% unseres weltweiten primären Energieverbrauchs wird mittlerweile durch Erdöl abgedeckt und vor allem Industriestaaten hängen sehr stark von diesem fossilen Brennstoff ab. Trotz der Krise in den letzten Jahren ist die Nachfrage nach Öl weiterhin gestiegen und liegt bereits bei ca. 88 Mio. Barrel am Tag. Es ist nur eine Frage der Zeit bis wir erstmals die 90 Mio. Barrel Grenze überschreiten werden.
Wie kein anderer Rohstoff wird dabei Öl durch geopolitische Ereignisse in Schlüsselländern beeinflusst. Der arabische Frühling im letzten Jahr gab uns hierfür einen kleinen Vorgeschmack: Der Ausfall Libyens als Förderland reflektierte sich sofort in einem steigenden Ölpreis. Und sogar die Ereignisse in Ägypten und die Befürchtung einer Schließung des Suez Kanals führten zu Spannungen am Ölmarkt, obwohl durch diese Enge gerade einmal 1% der weltweiten Ölförderung passieren.
Ein ganz anderes Kaliber steht uns in diesem Jahr bevor: Die Straße von Hormuz. Durch dieses gerade einmal ca. 55 km breite Nadelöhr am Rande des Persischen Golfs wird täglich ca. 1/3 des weltweiten Ölexports transportiert. Seit dem Säbelrasseln zwischen dem Iran und den westlichen Industriestaaten und der Androhung der Schließung der Straße von Hormuz durch die islamische Republik ist die Spannung am Ölmarkt deutlich gestiegen. Immerhin ist Iran aktuelle der viertgrößte Ölproduzent der Welt und verfügt mit über 130 Mrd. Barrel die dritthöchsten konventionellen Ölreserven. Dabei ist vor allem der asiatische Markt (alle voran China und Japan) stark vom iranischen Öl abhängig. Der Beschluss der EU ab 1. Juli den Kauf von iranischen Öl zu verbieten hört sich schlimmer an als es tatsächlich ist: Die EU importiert nämlich gerade einmal ca. 4,5% ihrer Ölimporte aus dem Iran. Zusätzlich hat Saudi Arabien bereits angekündigt, wie so oft in der Vergangenheit, als Swing Producer zu agieren und daher Förderausfälle aus dem Iran zu kompensieren. Dies tat Saudi Arabien zuletzt im Jahr 2011 als aufgrund des arabischen Frühlings Libyen als Förderland ausfiel. Das nordafrikanische Land konnte aber mittlerweile viele Ölexperten überraschen, da sie bereits in den letzten Monaten wieder einen Großteil ihrer Förderung aufnahmen.
Für das Jahr 2012 werden daher vor allem zwei Faktoren preisbestimmend sein: Angebotsseitig werden die geopolitischen Entwicklungen in Krisenregionen wie dem Persischem Golf oder Nigeria maßgeblich sein. Auf der Nachfrageseite hingegen ist die Entwicklung der Weltkonjunktur ein bedeutender Faktor, da die konjunkturelle Entwicklung eine sehr hohe Korrelation mit der Ölnachfrage hat.
Einen umfassenden Vortrag zum Ölpreis und den preisbestimmenden Faktoren finden Sie auf der Internetseite von EFG Financial Products.
Pedram Payami leitet den öffentlichen Vertrieb bei EFG Financial Products, einer Vermittlerin von strukturierten Produkten.
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