Philips: Mehr Licht als Schatten
Konzernchef van Houten gliedert das Geschäft mit LED-Bauteilen aus. Die Anleger jubeln. Es gibt aber auch weitere Gründe, die für die Aktie sprechen.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Mit 443 Metern überragt das Empire State Building die imposante New Yorker Skyline. Wenn in der Dämmerung die obersten 30 Stockwerke in buntes Licht getaucht werden, herrscht auf der benachbarten Aussichtsplattform des Rockefeller Center ungläubiges Staunen. Über 68.000 Leuchtdioden (LED) des niederländischen Technologiekonzerns Philips lassen die Spitze des Wolkenkratzers erstrahlen. Und auch die Fans des deutschen Rekordmeisters Bayern München kommen in Zukunft in den Genuss der Lichtspiele. Philips verwandelt die Allianz-Arena in die größte animierte LED-Lichtshow Europas.
Für Philips-Boss Frans van Houten steht das Geschäft mit LED-Komponenten trotzdem auf wackligen Beinen. Der Weltmarktführer in dem Bereich bekommt die Konkurrenz aus Asien zu spüren. Die hohen Investitionen in das kapitalintensive Geschäft mit der LED-Technologie will der Niederländer unter diesen Bedingungen nicht mehr allein stemmen.
Schon als Chef der im Jahr 2006 von Philips ausgegliederten Chipsparte NXP schreckte van Houten nicht vor Verantwortung zurück. Als es wirtschaftlich brenzlig wurde, feuerte der Niederländer jeden vierten Topmanager, entließ Tausende Mitarbeiter und machte unrentable Werke dicht.
Konzernumbau schreitet voran
So radikal treibt van Houten den Umbau bei Lumileds, der Sparte für LED-Bauteile, nicht voran. Das Segment soll mit dem Bereich Automobilbeleuchtungssysteme zusammengelegt und als eigenständige Gesellschaft innerhalb des Konzerns geführt werden. Für die Bereiche mit einem kombinierten Umsatz von 1,4 Milliarden Euro ist der Philips-Chef außerdem auf der Suche nach einem Investor. Selbst einen Börsengang schließt van Houten nicht aus. Bei den Anlegern kamen die Pläne gut an. Die Philips-Aktie stieg am Tag der Ankündigung deutlich.
Die im Konzern verbleibende Lichttechniksparte, die nicht Teil der geplanten Transaktion ist, will der Manager offenbar verstärkt auf komplette LED-Beleuchtungssysteme fokussieren.
Mit der Zusammenlegung von Lumileds und der Autolichtsparte treibt der 54-Jährige den Konzernumbau voran und richtet Philips immer stärker auf die Bereiche Medizintechnik und Konsumelektronik aus. Ein besonderes Augenmerk dürfte van Houten auf dem wichtigsten Konzernbereich Medizintechnik haben. Von Computertomografen über Ultraschallsysteme bis hin zu Defibrillatoren bieten die Niederländer alles an, was in Krankenhäusern oder Arztpraxen tagtäglich genutzt wird.
Der Philips-Lenker setzt damit auf einen Zukunftsmarkt. Schließlich wird sich die Zahl der Menschen über 60 Jahre bis 2050 auf zwei Milliarden voraussichtlich weit mehr als verdoppeln. Mit der rasanten Alterung der Bevölkerung geht eine Zunahme chronischer Krankheiten einher, für die sich die Medizin entsprechend rüsten muss.
Das allein reicht van Houten nicht. Der Manager vertraut bei seiner Strategie nicht nur auf hochtechnisierte Medizingeräte, sondern setzt auch auf Rasierer, Bügeleisen oder Kaffeemaschinen. Die wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern lässt die Kassen im Segment Konsumelektronik klingeln, so das Kalkül. Bis 2030 wächst die Mittelschicht in den Schwellenländern auf fast fünf Milliarden Menschen sprunghaft an, schätzen die Niederländer.
Starkes Gesamtpaket
Läuft alles nach Plan, wächst Philips in den kommenden Jahren im Schnitt organisch um mindestens vier bis sechs Prozent. Die Ertragskraft stärkt van Houten mit einem milliardenschweren Sparprogramm - und der Aktie verhilft er mit einem Aktienrückkaufprogramm auf die Sprünge. Spätestens jetzt sollte jedem Anleger ein Licht aufgehen.
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