Betriebsbedingt Kündigungen

VW-Sparkurs: Betriebsrat will Hannover-Werk für Nutzfahrzeuge verteidigen - VW-Aktie fester

19.09.24 17:30 Uhr

VW-Aktie stärker: Betriebsrat will sich für Hannover-Nutzfahrzeugwerk einsetzen | finanzen.net

Der Betriebsrat des Lieferwagen- und Transporterbauers Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) will einem Zeitungsbericht zufolge am Standort Hannover größere Einschnitte als bisher geplant verhindern.

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"Überraschen würde mich so ein Ansinnen inzwischen nicht mehr, dafür ist zuletzt einfach zu viel passiert", sagte Stavros Christidis, der Betriebsratschef des hannoverschen Stammwerks des Herstellers, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). "Aber ich sage auch ganz deutlich: Das machen wir nicht mit. Stöcken ist unser Werk - wir werden diesen Standort verteidigen."

Volkswagen Nutzfahrzeuge hatte 2020 mit dem Betriebsrat vereinbart, das Personal in Hannover bis 2029 von einst 15.000 auf gut 10.000 Mitarbeiter zu reduzieren - ohne Entlassungen, indem frei werdende Stellen nicht besetzt werden. Rund 3000 Stellen sind bereits weggefallen.

Anfang September hatte Volkswagen angekündigt, den Sparkurs bei der Kernmarke Volkswagen (VW) vz zu verschärfen. Betriebsbedingte Kündigungen und auch Werksschließungen werden nicht länger ausgeschlossen. Mehrere Tarifvereinbarungen wurden gekündigt, darunter auch die Beschäftigungsgarantie bis 2029.

Christidis sagte der Zeitung: "Damit sich ein Standort in Deutschland rechnet, muss er voll ausgelastet sein." Er warnte vor schwierigen Zeiten, sollte es keine bessere Auslastung des Werks geben. Der Betriebsrat betonte: "Wenn der Konzern erstmals deutsche Werke infrage stellt, muss man das schon ernst nehmen. Dazu darf es unter keinen Umständen kommen."

'MM': VW will Investitionen weiter stutzen - Viele Jobs auf der Kippe

Der angeschlagene Volkswagen-Konzern will laut einem Pressebericht das mittelfristige Budget spürbar zusammenstreichen und unter anderem in der Entwicklung deutlicher den Rotstift ansetzen als bisher bekannt. Finanzchef Arno Antlitz wolle für die Investitionsplanung der kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro kürzen, berichtete das "Manager-Magazin" ("MM") am Donnerstag unter Berufung auf eigene Informationen. Zuletzt hatte VW für die Mittelfristplanung von 2025 bis 2029 noch 170 Milliarden Euro angesetzt. Zur Debatte stünden im anvisierten Sparkurs in Deutschland insgesamt zudem bis zu 30.000 Arbeitsplätze. Ein Konzernsprecher wollte die Informationen nicht kommentieren. Die VW-Vorzugsaktie erholte sich mit einem Plus von 2,3 Prozent in einem starken DAX weiter.

VW hat in der Kernmarke VW Pkw mit hohen Kosten zu kämpfen. Der Autobauer hat die seit Jahrzehnten geltende Beschäftigungssicherung mit den Gewerkschaften in Deutschland aufgekündigt, Werksschließungen und betriebsbedingte Entlassungen stehen zur Debatte. Markenchef Thomas Schäfer will in den kommenden Jahren die operative Rendite auf das Zielniveau von 6,5 Prozent hieven. Am 25. September starten die Verhandlungen mit der IG Metall.

Der Druck ist offenbar so groß, dass weitreichende Einschnitte bei den Beschäftigten auf den Tisch kommen sollen. Laut "MM" soll die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nach Vorstellung von Hardlinern von 130.000 Stellen mittelfristig um 30.000 sinken. Das habe auch Konzernchef Oliver Blume im kleinen Kreis langfristig als realistisch erachtet. Sein Vorgänger Herbert Diess war mit Gedankenspielen um einen Jobabbau in dieser Größenordnung bereits auf massiven Widerstand gestoßen und musste entsprechende Pläne kurzerhand wieder einkassieren.

In der Forschung und Entwicklung könnte es dem Magazin zufolge besonders bitter kommen. Von den rund 13.000 Beschäftigten in Deutschland müssten laut einigen Prognosen 4.000 bis 6.000 ihren Hut nehmen. Altersteilzeit und Abfindungen würden dafür als Maßnahmen nicht ausreichen.

VW hatte im Rahmen der Investitionsplanung bereits angekündigt, in den Jahren 2023 bis 2024 viel für neue Technik, Antriebe, Batterien und Software ausgeben zu müssen - danach sollte die Investitionsquote aber ohnehin wieder sinken. Im vergangenen Jahr wurden 13,5 Prozent vom Umsatz im Autogeschäft für Sachanlagen sowie Forschung und Entwicklung ausgegeben, rund 36,1 Milliarden Euro.

In diesem Jahr hat Finanzchef Antlitz bisher 13,5 bis 14,5 Prozent vom Erlös dafür eingeplant. 2027 soll die Quote unter 11 Prozent landen, 2030 gar auf rund 9 Prozent fallen, hat Blume vergangenes Jahr den Investoren versprochen. Diese monieren seit Jahren die hohen Ausgaben, weil sie auch den finanziellen Spielraum für Ausschüttungen an die Aktionäre schmälern.

VW bestätigt Bericht über großen Stellenabbau nicht

Volkswagen kann einen Medienbericht über den geplanten Abbau von bis zu 30.000 Stellen nicht bestätigen. Eine Sprecherin sagte: "Klar ist: Volkswagen muss an seinen deutschen Standorten seine Kosten reduzieren." Nur so könne die Marke ausreichend Geld für Zukunftsinvestitionen verdienen. "Wie wir gemeinsam mit der Arbeitnehmervertretung dieses Ziel erreichen, ist Teil der anstehenden Gespräche", sagte sie. Die genannte Zahl könne VW nicht bestätigen.

Das "Manager-Magazin" berichtet, dass der angeschlagene Konzern mittelfristig bis zu 30.000 Stellen in Deutschland abbauen könne. Zudem plane Finanzchef Arno Antlitz für Investitionen der kommenden fünf Jahre die Mittel auf 160 Milliarden Euro zu kürzen. Am 25. September starten Verhandlungen von VW mit der IG Metall.

Via XETRA steigt die VW-Vorzugsaktie zeitweise um 1,45 Prozent auf 93,96 Euro.

HANNOVER (dpa-AFX)

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