Rüstungsbranche im Fokus

Aktien von RENK, HENSOLDT & Co. springen an: Deutschland für Trumps Plan für höhere Militärausgaben

15.05.25 20:20 Uhr

Aktien von RENK, Rheinmetall, HENSOLDT & Co. sehr stark: Trump fordert höhere Militärausgaben - Deutschland optimistisch | finanzen.net

Deutschland stellt sich hinter die Forderung von US-Präsident Trump nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auf jeweils fünf Prozent ihrer Wirtschaftsleistung.

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Man folge Trumps Einschätzung, dass dies notwendig sei, sagte Außenminister Johann Wadephul (CDU) bei einem Nato-Treffen in der Türkei. Zuvor hatte er dort erstmals seit Amtsantritt seinen US-Amtskollegen Marco Rubio getroffen und mit ihm auch die aktuellen Bedrohungen durch Russland thematisiert.

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Derzeit sieht das Nato-Ziel für die Verteidigungsausgaben jährliche Ausgaben in Höhe von mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vor. Deutschland erreichte es 2024 knapp - Staaten wie Italien, Spanien, Belgien und Luxemburg waren bis zuletzt aber noch weit davon entfernt.

Fünf Prozent für Verteidigung - Was würde Deutschland das kosten?

Nach Angaben von Kanzler Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für Deutschland derzeit ungefähr ein Plus von 45 Milliarden Euro an Verteidigungsausgaben bedeuten. Bei fünf Prozent wären derzeit Ausgaben in Höhe von 225 Milliarden Euro pro Jahr notwendig. Dies wäre eine riesige Kraftanstrengung - selbst wenn künftig deutlich mehr als bislang Ausgaben für militärisch nutzbare Infrastruktur eingerechnet werden können. Zur Einordnung: Die gesamten Ausgaben des Bundeshaushalts beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 466 Milliarden Euro.

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Wie eine solche Summe erreicht werden soll, ist bislang völlig unklar, da es wegen der vorgezogenen Bundestagswahl bislang nicht einmal einen Haushalt für das laufende Jahr gibt. Als mögliche Frist für die Erfüllung eines neuen Ziels für die Verteidigungsausgaben gilt das Jahr 2032. Geheimdienste gehen davon aus, dass Russland spätestens im nächsten Jahrzehnt in der Lage sein dürfte, in Europa einen weiteren Krieg zu beginnen.

Alles nur eine Definitionsfrage?

Bei der Erfüllung eines höheren Nato-Ziels könnte der neuen Bundesregierung helfen, dass auch die Definition von Verteidigungsausgaben erweitert werden könnte. Nato-Generalsekretär Mark Rutte schlägt vor, dass klassische Verteidigungsausgaben in Höhe von 3,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausreichend sein könnten, sofern gleichzeitig auch noch 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für militärisch nutzbare Infrastruktur ausgegeben werden. Das könnten etwa Investitionen in Bahnstrecken, Brücken oder Häfen sein.

Deutschland sei "entschlossen, dieses Bündnis stärker zu machen. Wir müssen eng zusammenstehen, gerade in dieser Krisenzeit", sagte Wadephul im Badeort Belek in der Nähe von Antalya. Nachdem man die Verfassung geändert habe, könne man für Verteidigung ausgeben, was nötig sei. Die Bundesregierung unterstütze den Rutte-Vorschlag vollständig.

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Wo das Geld herkommen könnte

In Deutschland war im Frühjahr - vor der Bildung der neuen schwarz-roten Koalition - beschlossen worden, einen bis zu 500 Milliarden Euro schweren Sondertopf einzurichten, mit dem die Instandsetzung maroder Infrastruktur angegangen werden soll. Mit der zeitgleich beschlossenen Lockerung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben gibt es zudem zumindest eine Grundlage für eine deutlich höhere BIP-Quote.

Wie stark ist die Nato auf Trump angewiesen?

Die Nato will unbedingt verhindern, dass sich die USA unter dem als unberechenbar geltenden Trump aus dem transatlantischen Verteidigungsbündnis zurückziehen. Denn ohne den atomaren Schutzschirm der USA und ohne die konventionellen militärischen Fähigkeiten des größten Verbündeten gilt das Bündnis derzeit nur als bedingt verteidigungsbereit.

Trump hatte schon in seiner ersten Amtszeit immer wieder die aus seiner Sicht unzureichenden Verteidigungsausgaben der europäischen Alliierten kritisiert und diesen vorgeworfen, sich zu sehr auf den Schutz der USA zu verlassen. Mehrfach drohte er dabei sogar mit einem Nato-Austritt der USA.

Rubio: Keine schwachen Glieder mehr

Trump will nun, dass sein Fünf-Prozent-Ziel im Juni beim Nato-Gipfel in Den Haag beschlossen wird. Von US-Seite wurde intern zuletzt damit gedroht, dass er ansonsten möglicherweise gar nicht anreisen könnte. US-Außenminister Rubio warnte in der Türkei, das Bündnis sei nur so stark wie sein schwächstes Glied. Deswegen bemühe man sich, keine schwachen Glieder mehr im Bündnis zu haben.

Das Rutte-Konzept greift diesen Gedanken auf, hilft aber auch jenen Staaten, die klassische Verteidigungsausgaben in Höhe von fünf Prozent für nicht erreichbar oder erwünscht erachten.

Nicht nur Raketen und Panzer

Der USA zeigen sich zuletzt offen für die Rutte-Lösung. Der amerikanische Nato-Botschafter Matthew Whitaker sagte kurz vor dem Ministertreffen in der Türkei, es sei ganz klar, dass es um mehr als nur Raketen, Panzer und Haubitzen, sondern auch um Dinge wie militärische Mobilität, notwendige Infrastruktur und Cybersicherheit gehe. Die Neudefinition würde auch den USA helfen, selbst auf die fünf Prozent zu kommen. Sie lagen bei den klassischen Verteidigungsausgaben zuletzt bei etwa 3,4 Prozent des BIP.

Und wie ist das Verhältnis Wadephul-Rubio?

Das Gespräch in Belek war für Wadephul die erste persönliche Begegnung mit seinem US-Kollegen Rubio seit seinem Amtsantritt. Im Anschluss gab sich Deutschlands Chefdiplomat hochzufrieden. "Wir haben eine fast vollständige Übereinstimmung in allen wichtigen Fragen, nicht nur die Nato betreffend, sondern auch die weltpolitische Lage betreffend, feststellen können. Das ist sehr erfreulich", sagte Wadephul. Die Amerikaner seien "sehr zufrieden mit dem, was Deutschland leistet", antwortete er auf eine Reporterfrage.

Was die Verteidigungsausgaben angeht, habe er Rubio deutlich gemacht, dass Deutschland bereit sei, "in eine Führungsrolle in Europa zu gehen, Vorbild zu sein und andere aufzufordern, uns zu folgen". Beide Seiten suchen nun nach einem Termin für einen Antrittsbesuch Wadephuls in Washington. Der dürfte nicht lange auf sich warten lassen - zumal auch Kanzler Friedrich Merz demnächst zu Trump reisen will.

Konkrete Etappenziele könnten für Streit sorgen

An der genauen Ausformulierung des Fünf-Prozent-Ziels soll jetzt weiter in Brüssel gearbeitet werden. Nach der deutschen Zustimmung äußerten sich auch andere große europäische Nato-Länder in Belek grundsätzlich offen für den Rutte-Plan. Eine Quote von 3 bis 3,5 Prozent bei den Kernausgaben für Verteidigung sei das richtige Ziel, sagte etwa Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot und betonte auch die Notwendigkeit zusätzlicher Infrastrukturausgaben.

Als möglicher Streitpunkt bis zum Gipfel gilt die Frage, ob für die nächsten Jahre feste Etappenziele vereinbart werden können - um zu vermeiden, dass Regierungen von Ländern wie Spanien in der Hoffnung auf einen Regierungswechsel in Washington im Jahr 2029 ganz große politische Entscheidungen erst einmal aufschieben. Rutte sagte dazu nach dem Nato-Treffen, aus seiner Sicht müsse es auch einen "glaubwürdigen Weg" in Richtung des neuen Ziels geben. Für die Nato gehe es darum, im Fall der Fälle eine Milliarde Menschen verteidigen zu können.

Deutliche höhere Militärausgaben - Zustimmung und Zweifel

CSU-Chef Markus Söder hat sich wie CDU-Außenminister Johann Wadephul für eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf bis zu fünf Prozent der Wirtschaftsleistung ausgesprochen. "3,5 Prozent der harte Kern wird mindestens das sein, was wir investieren müssen, möglicherweise sogar mit Ergänzung auf bis zu fünf Prozent des BIP (Bruttoinlandsprodukts) hinausgehen. Das heißt, umgerechnet mindestens 150 Milliarden pro Jahr an zusätzlichen Entwicklungen", sagte der bayerische Ministerpräsident nach einem Treffen mit Vertretern der Verteidigungsindustrie in München.

Auf Nachfrage ergänzte Söder, er gehe davon aus, dass die Nato bei 3,5 Prozent landen werde, da ja auch die USA keine fünf Prozent investierten. "Das finde ich, ist machbar, das ist schaffbar, das müssen wir auch tun, und zwar ohne Tricks, sondern mit Klarheit."

Wadephul stellt sich hinter Trumps Forderung

Nach einem Gespräch mit US-Außenminister Marco Rubio hatte Wadephul sich zuvor hinter die Forderung von US-Präsident Donald Trump nach einer massiven Erhöhung der Verteidigungsausgaben gestellt. Man folge Trumps Einschätzung, dass dies notwendig sei, sagte der CDU-Politiker bei einem Nato-Außenministertreffen in der Türkei.

Er machte aber deutlich, dass vereinbart werden könnte, dass klassische Verteidigungsausgaben in Höhe von 3,5 Prozent des BIP ausreichend seien, sofern gleichzeitig noch 1,5 Prozent der Wirtschaftsleistung für militärisch nutzbare Infrastruktur ausgegeben würden. Ein solches Vorgehen hatte Nato-Generalsekretär Mark Rutte vorgeschlagen.

In der SPD grummelt es

Aus der SPD kamen unterschiedliche Stimmen. Der SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz sagte der Mediengruppe Bayern, der Vorschlag von Rutte "geht in die richtige Richtung".

Der SPD-Außenpolitiker Adis Ahmetovic warnte Wadephul im "Stern" vor vorschnellen Festlegungen. Er sagte: "Der Etat wird gemeinsam im Bündnis zu klären sein. Zudem möchte ich den Außenminister Wadephul an den Koalitionsvertrag erinnern - dort sind die außenpolitischen Fragen umfangreich geklärt."

Der SPD-Außenpolitiker Ralf Stegner lehnte eine Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf fünf Prozent der Wirtschaftsleistung ab. Dass Deutschland mehr tun müsse, um die Verteidigungs- und Bündnisfähigkeit sicherzustellen, sei zwar unstrittig. "Solche milliardenschweren Aufrüstungsdimensionen wie das Donald Trump einfordert, sind allerdings jenseits von Gut und Böse", sagte Stegner dem "Handelsblatt".

AfD: Trump macht Freudensprünge

Der haushaltspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Peter Boehringer, kritisierte Wadephul. "Das ist im Prinzip praktisch nicht finanzierbar. Ich glaube, selbst Donald Trump wird einen Freudensprung machen, weil die 5 Prozent hat er natürlich nur als Verhandlungsmasse in den Raum gestellt", sagte er Welt TV. Man rede hier von 220 Milliarden Euro pro Jahr.

Der Linken-Fraktionsvorsitzende Sören Pellmann teilte mit: "Es ist ein verheerender Einstieg von Außenminister Wadephul, die bereits exorbitanten Militärausgaben noch weiter erhöhen zu wollen."

Auswirkungen auf RENK, Rheinmetall, HENSOLDT & Co.

Die Forderung von US-Präsident Donald Trump, die Verteidigungsausgaben der Nato-Staaten auf fünf Prozent des BIP zu erhöhen, könnte massive Auswirkungen auf die deutsche Rüstungsindustrie haben. Insbesondere Unternehmen wie RENK, Rheinmetall und HENSOLDT stehen im Zentrum der Debatte - und könnten potenziell zu den Gewinnern einer solchen Entwicklung zählen.

Statt klassischer Verteidigungsausgaben in Höhe von fünf Prozent des BIP könnte ein Anteil von 3,5 Prozent ausreichen, wenn gleichzeitig 1,5 Prozent für militärisch nutzbare Infrastruktur - darunter auch Cybersicherheit - vorgesehen würden. Diese Aufteilung könnte besonders Unternehmen wie HENSOLDT zugutekommen, die sich auf Verteidigungselektronik und Sicherheitstechnologie spezialisiert haben.

Rheinmetall dürfte ebenfalls profitieren: Der Panzerhersteller und Waffenlieferant könnte im Falle eines signifikanten Anstiegs der Verteidigungsausgaben mit zusätzlichen Großaufträgen rechnen. Aktuell liefert Rheinmetall bereits umfangreiche Ausrüstung an die Bundeswehr und hat zuletzt neue Panzer- und Artilleriesysteme vorgestellt, die sich für höhere Nato-Anforderungen eignen könnten.

Auch RENK, Anbieter von Getrieben und Antriebssystemen für Panzer und militärische Fahrzeuge, könnte von neuen Investitionen in Mobilität und Infrastruktur einen Vorteil haben. Wenn die Nato-Staaten vermehrt auf schnelle Reaktionsfähigkeit und militärische Mobilität setzen, wäre RENK als Zulieferer für gepanzerte Fahrzeuge ein potenzieller Gewinner.

Am Donnerstag zeigte sich die deutsche Rüstungsindustrie an der Börse daher auch stark: Während HENSOLDT-Papiere via XETRA um 8,84 Prozent nach oben kletterten auf 72,05 Euro, verteuerten sich Rheinmetall-Aktien um 5,65 Prozent auf 1.682,00 Euro. Für die Anteilsscheine von RENK stand unterdessen ein Aufschlag von 5,35 Prozent auf 55,58 Euro an der Kurstafel.

Redaktion finanzen.net / dpa-AFX

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12.05.2025Rheinmetall BuyHauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG
09.05.2025Rheinmetall BuyDeutsche Bank AG
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