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Chip-Spezialisten: Diese Branche ist mega-heiß!

12.10.16 23:26 Uhr

Chip-Spezialisten: Diese Branche ist mega-heiß! | finanzen.net

Der Trend zur Elektro-Mobilität lässt die Übernahmewelle in der Chipbranche anschwellen. Welche der Spezialisten profitieren.

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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Daimler greift an. Mit Fahrzeugen der neuen Elektroautomarke EQ wollen die Schwaben künftig US-Branchen­pionier Tesla die Show stehlen: Das ­seriennahe Showcar namens EQC kommt mit zwei Elektromotoren auf mehr als 400  PS, die Reichweite soll bei Tesla-tauglichen 500 Kilometern liegen. Auf dem Autosalon in Paris wurde die "sehr seriennahe" Studie vorgestellt. Bei Bedarf soll der EQC auch selbst fahren und mit innovativer Navigation beeindrucken. Ab 2018 können die ersten Elektrolimousinen bestellt werden.

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Mit ihrer Offensive bei den Stromern stehen die Stuttgarter nicht allein. Auch andere Automobilkonzerne geben bei E-Mobilität und autonomem Fahren Vollgas. Der Trend schiebt derweil auch das Geschäft in einer Nische der Halbleiterbranche kräftig an: Chips, die autonomes Fahren und die Elektromobilität erst möglich machen, sind begehrt.

Impuls für die Branche

Das Wachstum ist hoch, Spezialisten sind umworben - auch von der direkten Konkurrenz. Der weltweit drittgrößte Hersteller in diesem Markt, Renesas aus Japan, schnappte sich soeben für 3,2  Milliarden Dollar die US-Firma In­tersil. Die wachstumsstarke Nische zieht inzwischen auch Schwergewichte aus anderen Bereichen des Chipuniversums an. Gerüchten zufolge soll etwa der Handychipentwickler Qualcomm eine Offerte für NXP, die weltweite Nummer 1 bei Autochips, vorbereiten. Der globale Chipmarkt ist knapp 335  Milliarden Dollar groß, das Wachstum in den einzelnen Bereichen aber sehr unterschiedlich. Während der Umsatz etwa bei Handychips stagniert, prognostizieren Experten für das automobile Segment mit seinen rund 30 Mil­liarden Dollar Volumen jährliche Zuwächse von mehr als sechs Prozent bis 2020. Die Anteile im Markt sind dabei weitgehend verteilt. Auf die zehn größten Hersteller entfallen 65 Prozent des Geschäfts.

Der potenzielle Neueinsteiger Qualcomm täte wohl gut daran, sich gleich den Primus unter den Nagel zu reißen. NXP wäre für die Kalifornier ein idealer Übernahmekandidat, auch weil Teil­bereiche von NXP gut angelötet werden könnten. Zum Marktführer wurde die ehemalige Halbleitersparte der niederländischen Philips erst im vergangenen Jahr. Damals kaufte Chef Rick Clemmer den auf Chips für Autozulieferer spe­zialisierten US-Konzern Freescale. Um NXP stärker auf den Automarkt zu fokussieren und die Profitabilität weiter zu verbessern, gliederte Clemmer auch das Geschäft mit Standardchips aus und verkaufte es im Sommer an chinesische Finanz­investoren.

Noch immer hat NXP zum Beispiel Halbleiter für mobiles Bezahlen via Smartphone im Angebot, die unter anderem in Apples iPhones eingebaut werden. Dass dieses Nischensegment mit hohen Zuwachsraten gut zu den Handychips von Qualcomm passt, liegt auf der Hand. Überdies ist NXP ist mit einer operativen Marge von 24 Prozent überdurchschnittlich profitabel. Damit ist die operative Rendite deutlich höher als beispielsweise bei Infineon, dem im DAX notierten Chipkonzern.
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Branchenkenner taxieren die Offerte von Qualcomm auf mindestens 30 Milliarden Dollar. Käme ein Deal zustande, wäre es die drittgrößte Übernahme in der Geschichte der Halbleiterbranche und läge nur knapp hinter dem 31,6 Milliarden Dollar teuren Kauf des britischen Mobilfunkchipentwicklers ARM Holdings durch den japanischen Beteiligungskonzern Softbank.

Qualcomm könnte sich den größten Zukauf der Firmengeschichte vermutlich leisten. Der Konzern mit Sitz im kalifornischen San Diego verfügt nicht nur über das weltweit größte Patentport­folio für Mobilfunkchips, sondern auch über 30 Milliarden Dollar Cashreserven. Ein Zusammenschluss mit NXP würde die Abhängigkeit vom Handymarkt von 90 auf 60 Prozent des Umsatzes reduzieren und dem Konzern mehr Stabilität geben, sagen etwa Analysten der US-Investmentbank RBC Capital Markets.

Mögliches Bietergefecht

Die Kalifornier sind indes nicht die Einzigen, die an NXP dran sind. Die Notierung der niederländischen Chipfirma an der Wall Street vereinfacht eine Übernahme durch einen US-Konzern. Das könnte weitere Bieter wie Texas Instruments (TI) auf den Plan rufen.

Mit NXP würden die Texaner ihren Nettogewinn bis 2019 um rund 30 Prozent erhöhen, schätzt Romit Shah, Analyst der japanischen Investmentbank Nomura. Im Gegensatz zu Qualcomm, wo die Produktion weitgehend an Auftragsfertiger vergeben ist, leistet sich Texas Instruments eigene Fabriken. Damit liefert der weltweit größte Hersteller sogenannter analoger Chips (Bauteile, die Ströme, elektrische Spannungen und Widerstände regeln) Bestmarken für eine effiziente Fertigung. Chips von NXP würden das bereits breite Portfolio von TI noch um Kunden aus der Autobranche und der Industrie ergänzen und die Fertigung besser auslasten.
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Ein Bietergefecht zwischen Qualcomm und TI könnte die Offerten für NXP locker in Richtung 40 Milliarden Dollar treiben. Eine Menge Geld. Gemessen daran wäre ein Gebot für die deutsche Infineon wohl weitaus günstiger. Aktuell wird das DAX-Mitglied mit 18 Milliarden Euro bewertet. Die Münchner sind aber die weltweite Nummer 2 bei Autochips - und darüber hinaus stark bei Halbleitern für Industriekunden. Hier erwarten Marktforscher sogar höhere Zuwächse als bei den Autochips. Die Digitalisierung der industriellen Fertigung, Stichwort Industrie 4.0, treibt das Wachstum.

Chef Reinhard Ploss hat Infineons ­Position als Weltmarktführer für Leistungshalbleiter - das sind Chips, die Spannungen steuern - mit dem Kauf der US-Firmen International Rectifier und Wolfspeed ausgebaut. Ploss selbst würden Übernahmeofferten kaum über­raschen. "Wir sind in sehr attraktiven Märkten. Diese Stärke könnte bei an­deren Interesse wecken", sagte Ploss schon vor geraumer Zeit in einem In­terview. Die Aktie profitiert auf jeden Fall davon.

Investor-Info

Infineon
Attraktiver Profiteur

Infineon hat als Zulieferer hierzulande die stärkste Präsenz in den Zukunftsmärkten Hybrid- und Elektrofahrzeuge sowie Fahrerassistenzsysteme. Von der Offensive deutscher Autobauer, um den Stromerpionier Tesla in die Schranken zu weisen, dürfte In­fineon profitieren. Analysten des Bankhauses Lampe erhöhten ihre Prognose für das Umsatzwachstum des im Oktober angelaufenen Geschäftsjahres von acht auf zehn Prozent. Übernahmefantasie beflügelt den Kurs.

NXP Semiconductors
Umworbener Aufsteiger

Vor allem durch die Fusion mit dem auf Auto­chips fokussierten US-Chipkonzern Freescale hat Chef Rick Clemmer das an der Wall Street gelistete Unternehmen auch als Übernahmeziel begehrt gemacht. Die operative Marge (Ebit) wird 2016 bei 24 erwartet. Damit ist NXP profitabler als Infineon mit voraussichtlich 15 Prozent Marge. Spekulativ.

Texas Instruments
Solider Altmeister

Das Urgestein der Chipbranche, älteren Semestern auch als Hersteller von Taschenrechnern in Er­innerung, hat sich im Lauf seiner Geschichte mehrfach neu aufgestellt. Heute ist TI der größte und profitabelste Hersteller analoger Chips, die Ströme und Spannungen regeln. Die operative Marge liegt für 2016 bei 35 Prozent. Die Hälfte der frei verfügbaren Mittel fließt als Dividenden an Aktionäre. Chipaktie mit solider Dividendenrendite.
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Bildquellen: Andrew Park / Shutterstock.com, iStockphoto

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