Anleger im Goldrausch

Gold hat bereits seit Jahrtausenden die Menschen fasziniert. Neben seiner Funktion als Schmuck nutzten unsere Vorfahren Goldmünzen bereits seit dem 6. Jahrtausend v. Chr. als Zahlungsmittel.
Der Wert der Münzen wurde durch das Metall, aus dem sie bestehen, vollständig gedeckt. Gold hatte den Vorteil, dass es nicht von jedermann nachgemacht werden konnte. Zudem war es schon immer knapp.

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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Im Mittelalter waren Goldmünzen zeitweise Mangelware. Mit der Entdeckung Amerikas wurden vor allem die Spanier fündig und untermauerten ihre damalige Vormachtstellung in Europa. Später wurden sie von den Engländern abgelöst. Erst 1844 führte die Bank von England den Goldstandard ein. Es war das erste international gültige Währungssys-tem auf Goldbasis. Jede Einheit einer Währung entsprach einer genau festgelegten Ge-wichtsmenge an Gold. Dieses System war sehr stabil, weil nur so viel Geld gedruckt wer-den durfte, wie Gold vorhanden war. Mit dem ersten Weltkrieg verlor der Goldstandard seine Gültigkeit, da die Goldreserven aufgebraucht wurden, um den Krieg zu finanzieren. Ab 1944 wurde eine Neuordnung des Geldsystems beschlossen. Der US-Dollar übernahm diese zentrale Funktion, die jedoch im August 1971 von den USA aufgegeben wurde, weil sie die Golddeckung nicht mehr gewährleisten konnten.
Für viele Investoren hat Gold eine wichtige Funktion in der Vermögensanlage. Es dient als Inflationsschutz und als "sicherer Hafen" in unsicheren Zeiten. In den vergangenen zehn Jahren ist der Goldpreis langsam, aber kontinuierlich gestiegen. Seit 2024 hat sich der Anstieg beschleunigt und in diesem Jahr gibt es gibt wenig Anlageklassen, die so stark ge-stiegen sind, wie das gelbe Metall. Allein in diesem Jahr konnte es bis Ende September 2025 in US-Dollar rund 42 Prozent zulegen. In Euro gerechnet sind es immerhin noch 28 Prozent aufgrund der starken Abwertung des Greenback.
Was sind die Ursachen für diese dramatische Entwicklung? Da Gold zuallererst dem Schutz vor Inflation dient, muss der aktuelle Goldpreis als Ausdruck als Angst vor einer verstärkten Geldentwertung verstanden werden. Die ausufernde Staatsverschuldung in den USA, aber auch in Europa und hier vor allem in Frankreich lässt das Vertrauen in das Papiergeld schwinden. Im Juli 2025 erreichte die US-Staatsverschuldung etwa 36,6 Billi-onen US-Dollar. Das entspricht mehr als 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Mit sei-ner "Big Beautiful Bill" will Präsident Trump eine Verlängerung von Steuersenkungen aus seiner ersten Amtszeit erreichen. Damit entgehen dem Staat rund 4,5 Billionen US-Dollar an Einnahmen und werden über neue Schulden finanziert. Deshalb wird mit diesem Ge-setz auch die Schuldenobergrenze entsprechend angehoben. Auch in Frankreich wächst die Sorge vor einer Krise, denn kein anderes Land in Europa hat so viel Schulden wie die "Grande Nation". Die Quote liegt schon jetzt bei 115 Prozent der Wirtschaftsleistung und die Neuverschuldung steigt. Kein Wunder, dass die Ratingagentur Fitch die Bonität Frankreichs herabgesetzt hat. Deutschland ist gerade dabei, seine Rolle als Stabilitätsanker zu verspielen und ganz zu schweigen von der Rekordverschuldung Japans, die mehr als 236 ihrer Wirtschaftsleistung entspricht.
Viele Investoren befürchten, dass sich die aktuelle Situation verglichen mit der in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wiederholen könnte. Damals war es die Ölkri-se, die einen Preisschock ausgelöst hatte. In unseren Tagen kam es in 2022 während des Russland-Ukraine-krieges zu einem starken Inflationsanstieg. Experten befürchten, dass Trumps Zollpolitik zu einem zweiten deutlichen Preisanstieg führen könnte. Manches ist noch unklar, aber es ist zu erwarten, dass die erhöhten Zölle zu steigenden Preisen führen werden.
Der dritte wesentliche Aspekt ist die Gefahr des Verlustes an Glaubwürdigkeit der ameri-kanischen Notenbank FED. Durch das Untergraben der Autorität des Notenbankchefs Je-rome Powell sinkt derzeit das Vertrauen der Märkte in den US-Dollar als Reservewährung der Welt, zumal Trump vehement Zinssenkungen fordert, obwohl die Inflationsgefahren steigen. Daher ist es kein Wunder, dass andere Zentralbanken anstelle von US-Staatsanleihen lieber ihre Goldreserven aufbauen, was der Absicherung gegen Inflation und Währungsabwertungen dient. Außerdem sichert es die Stabilität ihrer Währungen und macht sie vom Euro und dem Dollar unabhängig, was wiederum das Vertrauen in deren Finanzsystem stärkt.
Das bringt mich zu folgenden Schlussfolgerungen: Wenn die Inflation höher ist als die Verzinsung, die sie bekommen, verlieren Anleger real gesehen Geld. Dann bieten Sach-werte und Substanzwerte ihnen einen Inflationsschutz. Gold übernimmt im Depot die Funktion als Sicherheitsanker. Zusätzlich werden die Währungen der Staaten, die über hohe Goldreserven verfügen, als Investitionswährung sehr attraktiv. Sollten die Zinsen in kommenden Monaten in den USA gesenkt werden oder dauerhaft niedrig gehalten wer-den und sollte die Inflation ausufern, brauchen die Anleger sinnvolle Alternativen, die sich ihnen derzeit durchaus bieten.
von Wolfgang Juds, Geschäftsführer der CREDO Vermögensmanagment GmbH in Nürnberg
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