Gute Aktien, schlechte Witze

von Joachim Spiering, Euro am Sonntag

Sie sollten sich ihre Aktien als echte Stücke aushändigen lassen und daraus einen Drachen basteln. So hätten sie die Chance, ihre Wertpapiere noch mal beim Steigen beobachten zu können. Klingt witzig, ist aber sinnfrei. Börsianer wollen keine steigenden Drachen sehen, sondern steigende Aktienkurse.

In diesem Zusammenhang ist Kontron interessant. Der Hersteller von Kleinst­computern glänzt mit einer top Auftragslage. Im dritten Quartal lagen die Ordereingänge bei 204 Millionen Euro und damit noch mal deutlich über dem bisherigen Rekordauftragsniveau aus dem zweiten Quartal in Höhe von 168 Millionen. Binnen eines Jahres sind die Ordereingänge um 75 Prozent gewachsen. Für 2011 rechnet M.M. Warburg nun mit 65 Cent Gewinn je Aktie. Sollte das zutreffen, hat der TecDAX-Wert deutliches Potenzial.

Interessant ist auch H + R Wasag. Wie zu hören ist, sollen die Geschäfte des Spezialchemieherstellers sehr gut laufen. Anleger sollten also den Quartalsbericht am 12. November genau im Auge behalten. Falls sich die Gerüchte bestätigen, ist auch eine Dividenden­erhöhung denkbar.

Unter den kleineren Werten ist Bob Mobile wieder interessant – allein schon, weil die Firma einen Euro Dividende je Aktie ausschütten will, wo­raus sich aktuell eine Dividendenrendite von 6,8 Prozent errechnet. Da der Anbieter von Handyklingeltönen und anderen mobilen Anwendungen 2010 kräftig investiert hat, sind erst 2011 ordentliche Gewinne zu erwarten. Beobachter rechnen mit 1,90 Euro je Aktie. Woraus sich ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,6 ergibt.

Ziemlich verzockt haben sich dagegen etliche Investoren, die in den vergangenen Tagen auf Balda gesetzt hatten. Bei dem Handyausrüster läuft es operativ sehr schlecht. Doch dafür hat Balda noch eine hübsche Beteiligung von 16,1 Prozent an dem chinesischen Touchscreenhersteller TPK Holding. TPK zählt zu den Apple-Lieferanten und ist am Freitag in Taiwan an die Börse gegangen. In den vergangenen Tagen hatte es nun wüste Spekulationen um den Wert der Beteiligungen gegeben. Selbst die Investoren­legende George Soros soll auf Balda gesetzt haben. Doch der erhoffte Superknaller blieb aus. Nach einem Ausgabepreis von 220 Taiwanischen Dollar pro TPK-Aktie lag der Eröffnungskurs bei 500 Dollar, am Ende des Tages ging die Aktie mit 505 Dollar aus dem Handel. Klingt nicht schlecht. Anleger hatten im Vorfeld aber mit Kursen weit über 600 Dollar gerechnet – und daraus ein Balda-Kursziel von mindestens zehn Euro errechnet. Entsprechend groß war die Enttäuschung: Am Freitag ging die Aktie mit minus zwölf Prozent in den Sinkflug über.