Nach dem Hurrikan

Munich Re gibt sich sturmfest

06.11.12 14:22 Uhr

Der Hurrikan Sandy, der die Ostküste der USA verwüstete, belastet den weltgrößten Rückversicherer mit Hunderten Millionen Euro. Die Jahresprognose dürfte dennoch in trockenen Tüchern sein.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Wer Sandy persönlich kennengelernt hat, redet leicht in Superlativen. Es sei wohl der schlimmste Sturm in der Geschichte New Yorks gewesen, sagte Bürgermeister Michael Bloomberg. Noch nie in der Geschichte seiner Behörde habe ein Unwetter solche Zerstörungen ver­ursacht, stöhnte Joseph Lhota, Chef der New Yorker Verkehrsbehörde MTA. Nicht nur die U-Bahn fiel tagelang aus — auch die Wall Street machte für zwei Handelstage dicht. Es war die längste witterungsbedingte Pause an der Börse seit 1888.

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Versicherungsexperten sehen das Naturereignis, das die Menschen an der Ostküste der USA in Atem hielt, naturgemäß nüchtern. Nach bisherigen Schätzungen der Risikobewertungsagentur Eqecat beläuft sich die Schadensumme auf zehn bis 20 Milliarden Dollar. Hinzu kommen schätzungsweise 50 Milliarden Dollar an Umsatzausfällen von Firmen.

Mit Superhurrikanen wie Katrina kann Sandy allerdings nicht mithalten. Der zerstörerischste Sturm der Geschichte verwüstete 2005 New Orleans und ver­ursachte Schäden in Höhe von 125 Mil­liarden Dollar. Der versicherungstechnische Schaden — in der Regel ist etwa die Hälfte durch Policen abgedeckt — lag bei über 60 Milliarden Dollar. Sandy gilt mit rund zehn Milliarden Dollar Versicherungsschaden als zweitrangiges Event.

Der weltgrößte Rückversicherer, Munich Re, hält sich mit Prognosen über die eigenen Belastungen noch zurück. Es werde Tage, wenn nicht Wochen dauern, bis eine detaillierte Analyse vorliege. „Insgesamt handelt es sich um ein Ereignis, bei dem vor allem Überflutungen ins Gewicht fallen“, verlautbaren die Münchner trocken.

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Externe Schätzungen über die mögliche Belastung des DAX-Konzerns divergieren stark. Rund 100 Millionen Euro setzt etwa Michael Huttner an, Analyst bei der US-Bank JP Morgan. Andere Experten gehen von einem Vielfachen aus. Da im Schnitt etwa ein Drittel des Versicherungsschadens rückversichert sei und der Marktanteil bei 15 Prozent liege, entfielen bei einem versicherungstechnischen Schaden von zehn Milliarden Dollar bis zu 500 Millionen Dollar auf die Munich Re, rechnet Analyst Roland Pfänder von der Commerzbank vor.

Doch selbst wenn das laufende vierte Quartal mit einer halben Milliarde Dollar belastet würde, tangiert Sandy die Nummer 1 der Branche nicht allzu sehr. Vorstandschef Nikolaus von Bomhard hat für 2012 einen Nettogewinn von 2,5 Milliarden Euro angepeilt. Die Prognose gilt als konservativ, eine Senkung bei Vorlage der Quartalszahlen am kommenden Mittwoch als unwahrscheinlich. „Ich gehe davon aus, dass die Prognose bestätigt und auch erreicht wird“, sagt Pfänder.

Katastrophen treiben Prämien
Schließlich lief das Jahr für die Münchner bislang gut — im Gegensatz zum Vorjahr. Im Rückversicherungsgeschäft registrierte das Unternehmen ein reges Kunden­interesse. Die großen Naturkatastrophen des vergangenen Jahres — das Erdbeben in Fukushima, die Überschwemmungen in Thailand oder Hurrikan Irene, der im Spätsommer in den USA wütete — ließen die Prämien steigen. Insgesamt lag die Schaden-Kosten-Quote, das Verhältnis von Versicherungsbetrieb und -leistungen zu den Prämieneinnahmen, wieder deutlich unter 100. Das ist die Grenze, ab der das Kerngeschäft profitabel wird.

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Zum Halbjahr hatte der Konzern das Nettoergebnis gegenüber 2011 auf 1,5 Milliarden Euro deutlich verbessert. Auch für das abgelaufene Quartal wird mit einem kräftigen Anstieg gegenüber dem Vorjahr gerechnet. Ein Ausblick des Managements auf das nächste Jahr, so er kommt, dürfte indes bescheiden ausfallen. Denn 2013 wird es vermutlich vorbei sein mit dem kata­strophenbedingten Aufwind der Prämien. „Die Preise werden allenfalls stabil bleiben“, sagt Pfänder. Im Schnitt ist wohl mit einem leicht sinkenden Nettoergebnis zu rechnen. Ohne Sandy wäre es womöglich schlimmer gekommen.

Die Aktie
Attraktive Dividende
Die Jahresprognose von 2,5 Milliarden Euro Nettogewinn sollte kommenden Mittwoch trotz des Sturms in den USA bestätigt werden. Das dritte Quartal dürfte dank gestiegener Prämien im Rückversicherungsgeschäft solide gelaufen sein. Ein Schwachpunkt ist das Lebensversicherungsgeschäft der Tochter Ergo. Die Dividendenrendite ist attraktiv und wird 2012 auch wieder verdient, nachdem sie für 2011 aus der Substanz ausgeschüttet wurde.

ISIN: DE0008430026
Kursziel: 140,00 Euro
Stopp: 104,00 Euro

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18.11.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft OverweightBarclays Capital
17.11.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJefferies & Company Inc.
12.11.2025Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
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