Angst vor Crash: KI-Sorgen könnten Dax-Jahresbilanz vermiesen

01.12.25 08:34 Uhr

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FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach zwei sehr guten Aktienjahren könnte 2025 für Anleger doch noch zur Zitterpartie werden. Denn mit der Sorge, dass die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz (KI) und enorme Gewinne damit zu weit gehen könnte, ist eine tragende Säule für die Rekordrally an den Aktienmärkten ins Wanken geraten. Manche Experten fürchten eine scharfe Korrektur oder gar das Platzen einer Blase - und das, nachdem schon im April das Zollpaket von US-Präsident Donald Trump die Nerven der Anleger arg strapaziert hatte.

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Derzeit sieht es zwar so aus, dass der Leitindex DAX das dritte Jahr in Folge selbst ohne die übliche Jahresendrally stark abschließen kann. Nach den jüngsten Kursgewinnen summiert sich der Anstieg 2025 auf 19,7 Prozent. Zum Vergleich: Die langfristige Dax-Rendite liegt bei sieben bis acht Prozent pro Jahr.

Seit der raschen Erholung von Trumps Zollschock, die sich bis Anfang Juni vollzog, zeigt sich der Markt jedoch nervös: Auf hohem Niveau geht es für den Dax mal ein paar Hundert Punkte herunter, dann wieder herauf - wie vorige Woche. Ein Warnsignal?

Milliarden-Wettlauf um KI

In Deutschland gelten etwa der Energietechnikkonzern Siemens Energy und der Baukonzern HOCHTIEF als Profiteure des KI-Booms, da sie die Infrastruktur für Rechenzentren bereitstellen.

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Der seit Herbst 2022 bestehende Aufwärtstrend an den Börsen basiert allerdings wesentlich auf der Annahme, dass das Modethema KI nicht nur einzelne Tech-Riesen, sondern ganze Branchen und Volkswirtschaften beflügeln kann, etwa mit Effizienzgewinnen. Entsprechend viel Optimismus ist wohl bereits in den Börsen eingepreist, nicht nur in den hoch bewerteten Tech-Aktien.

Kritiker fürchten, dass zu viele Vorschusslorbeeren verteilt wurden. Sie bezweifeln, dass die Investitionen von Hunderten Milliarden Dollar für KI-Rechenzentren absehbar zurückverdient werden können.

Nach Ansicht der Pessimisten könnte die heiße Luft schlagartig entweichen, was auch Privatanleger zu spüren bekämen. Denn Techriesen wie Apple, NVIDIA, Alphabet (Alphabet A (ex Google)), Microsoft und Amazon treiben nicht nur die Weltbörsen an, sie haben auch wegen ihres immensen Börsenwerts ein hohes Gewicht in beliebten Indexfonds (ETFs), etwa auf den Weltaktienindex MSCI World.

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Warnung vor Abklingen der Euphorie

Auch wenn der Chipkonzern Nvidia zuletzt mit starken Zahlen die KI-Sorgen bremste: Die mahnenden Stimmen zum Boom verstummen nicht. So wird gemutmaßt, dass sich die Investitionen in Künstliche Intelligenz für viele Unternehmen abseits der US-Techriesen erst später als gedacht oder nur kaum in barer Münze auszahlen.

Andere wie EZB-Vizepräsident Luis de Guindos kritisieren die zunehmende Marktkonzentration und Vernetzung zwischen einer Handvoll großer Techunternehmen. Er warnte wiederholt vor einer Börsenkorrektur.

Auch die Deutsche Bank mahnt zur Vorsicht, sieht aber keine Blase. "KI ist ein Game-Changer und wird auch 2026 ein strukturelles Wachstumsthema bleiben", sagt Christian Nolting, weltweiter Chefanlagestratege für Privatkunden. Vor allem in den USA und China werde enorm investiert.

Was also tun? Fachleute raten Privatanlegern, Ruhe zu bewahren. Selbst wer maximal breit gestreut mit ETFs in Aktien investiere, werde zwar früher oder später einen Crash mit einem Wertrückgang von bis zu 50 Prozent erleben, sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Historisch habe es aber nur selten mehr als vier und niemals mehr als zwölf Jahre gedauert, bis sich die Märkte nach einem Crash vollständig erholt hatten. "Der Anlageerfolg hängt gerade nicht davon ab, rechtzeitig auszusteigen, bevor es kracht", sagt Nauhauser. Denn das gelinge nicht einmal Profis. Der Erfolg hänge vielmehr davon ab, nichts zu tun und langfristig investiert zu bleiben.

Wann endet die Party?

Ob es eine KI-Blase am Aktienmarkt gibt, ist ohnehin fraglich. Schon der legendäre US-Notenbankchef Alan Greenspan tat sich mit Prognosen schwer. Er hatte 1996 vor einem "irrationalen Überschwang" an den Börsen gewarnt, doch die Party sollte erst im Jahr 2000 mit der Dotcom-Blase platzen.

Andere Säulen des jüngsten Börsenbooms scheinen zudem intakt. So wächst die Weltwirtschaft, und die US-Notenbank Fed dürfte die Zinsen früher oder später weiter senken, um die Konjunktur zu stützen.

Martin Lück, Chef-Kapitalmarktstratege von Franklin Templeton, sieht ebenso keine unmittelbare Gefahr. Zurzeit spreche zumindest viel dafür, dass weiter sehr viel in den Aufbau der KI-Infrastruktur investiert wird und die beteiligten Unternehmen damit sehr gute Erträge erwirtschaften könnten. "Das Dumme ist: Ob das eine Blase ist oder nicht, werden wir erst in Jahren wissen."/als/DP/zb

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