Volkswagen: Winterkorn strafft die Federn

Schneller und wendiger soll der Volkswagen-Konzern nach den Plänen seines Chefs werden. Das Manöver soll den Koloss vor allem in den USA beschleunigen.
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von Florian Westermann, Euro am Sonntag
Auf den Schultern von VW-Chef Martin Winterkorn lastet eine immense Verantwortung. Nach dem gewonnenen Machtkampf und dem Abtritt des Konzernpatriarchen Ferdinand Piëch muss er nun die Baustellen von Europas größtem Autobauer beseitigen.
Zehn Millionen verkaufte Autos und ein prognostizierter Nettogewinn von fast zwölf Milliarden Euro in diesem Jahr können nicht darüber hinwegtäuschen, dass Volkswagen nach Jahren des Wachstums ein schwerfälliger Riese ist. Besonders bei der Rentabilität der Kernmarke VW drückt Winterkorn der Schuh. Pro verkauftem VW verdiente der Konzern im ersten Quartal operativ gerade einmal 440 Euro. Bei der Premium-Tochter Audi blieben dagegen rund 3.650 Euro hängen. Vor allem der Stärke von Audi und Porsche ist es zu verdanken, dass die operative Rendite auf Konzernebene im ersten Quartal 6,3 Prozent erreichte.
Das ist im internationalen Vergleich dennoch zu wenig und war wohl auch einer der Gründe, weshalb Piëch seinen Zögling absägen wollte. Um den Koloss wieder auf Kurs zu bringen, gab Winterkorn vor 10.000 Beschäftigten des Wolfsburger Stammwerks jetzt Pläne für eine dezentralere Konzernstruktur bekannt. "Wir müssen und wir werden noch mehr Verantwortung in die Marken und Regionen geben", sagte der 68-jährige Topmanager.
Der VW-Lenker betonte, dass es auf die richtige Balance zwischen zentraler Führung und mehr Eigenständigkeit der Marken ankomme. Weitere Details blieb er bislang schuldig. Offenbar will "Wiko" die zwölf Marken des Konzerns in vier Einheiten zusammenfassen, um VW mit weltweit rund 600.000 Mitarbeitern besser steuern zu können, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Winterkorn will mit der Dezentralisierung stärker auf regionale Bedürfnisse eingehen und so den Absatz ankurbeln. Bislang fallen die Modellentscheidungen in der Wolfsburger Zentrale. Auf Trends in einzelnen Märkten reagiert die VW-Führung bisweilen recht träge - ein Punkt, den Experten seit Langem bemängeln. In Südamerika erlitt die Marke VW zuletzt dramatische Absatzrückgänge, in China läuft das Geschäft nicht mehr rund, und in den USA laufen den Niedersachsen die Kunden weg. In den ersten fünf Monaten brachten die Wolfsburger 144.000 Fahrzeuge mit VW-Emblem im Kühlergrill auf die Highways. Das sind rund 6.000 Autos weniger als im Vorjahreszeitraum, im Vergleich zum Gesamtmarkt von rund 17 Millionen Fahrzeugen im Jahr eine verschwindend geringe Zahl.
Dabei investierte VW bereits in ein eigenes US-Werk und brachte ein auf US-Bedürfnisse entwickeltes Fahrzeug auf den Markt. Im Sortiment fehlt aber auch nach Jahren ein Geländewagen, um gegen Bestseller wie Ford F150 oder Dodge Ram anzutreten. Erst Ende 2016 soll im US-Werk Chattanooga ein speziell für die USA entwickelter Geländewagen vom Band rollen. Bis dahin könnte zumindest die Kernmarke VW im zweitgrößten Automarkt der Welt völlig in der Versenkung verschwunden sein. Es ist also Eile geboten - das weiß auch Winterkorn.
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