Stühlerücken bei Aktienindizes im September
Besonders spannend ist regelmäßig der dritte Freitag im September, wenn die jährlichen Anpassungen in vielen großen Indizes wie dem DAX oder dem Euro Stoxx 50 vollzogen werden.
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Normalerweise sind Chancen und Risiken an den Aktienmärkten ziemlich ausgeglichen. Doch es gibt Ausnahmen, bei denen sich das Pendel deutlich zugunsten der Chancen neigt. Dazu gehört zum Beispiel der frühzeitige Kauf von Aufsteigern bzw. der frühzeitige Verkauf von Absteigern aus wichtigen Aktien-Indizes, in denen viel so genanntes passives Kapital steckt. Denn solche passiven Anleger wie die Exchange Traded Funds (ETF) müssen die Index-Veränderungen mit vollziehen. Das heißt, sie kaufen die Aufsteiger und verkaufen die Absteiger am jeweiligen Stichtag.
Andere Anlegergruppen versuchen, diese Entwicklungen vorwegzunehmen und so Gewinne einzufahren, getreu dem Motto: "Der frühe Vogel fängt den Wurm."
Besonders spannend ist regelmäßig der dritte Freitag im September, wenn die jährlichen Anpassungen in vielen großen Indizes wie dem DAX oder dem EuroStoxx 50 vollzogen werden. Ausschlaggebend dafür sind die Schlusskurse der in den Indizes enthaltenen Aktien per Ende August. Die Deutsche Börse achtet darauf, dass die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsätzen stärksten Unternehmen im DAX sind, für die Indizes der zweiten und dritten Reihe gelten zusätzlich so genannte weiche Kriterien wie die Indexkontinuität oder wie nachhaltig die Kriterien erfüllt werden.
In den großen europäischen Blue-Chip-Indizes Stoxx-50 und Euro-Stoxx-50 ist allein die Marktkapitalisierung ausschlaggebend, weil die Werte alle als umsatzstark gelten. Die Marktkapitalisierung basiert dabei auf dem Streubesitz, also nur den Aktien, die für den Aktienhandel aktuell zur Verfügung stehen.
Größtes Index-Revirement seit September 2009
Dieses Jahr werden die Indizes besonders stark durcheinandergewirbelt. Marktteilnehmer sprechen vom größten Index-Revirement seit September 2009. Damals erlitten zahlreiche Titel im Zuge der Finanzkrise so hohe Kursverluste, dass sie wegen einer zu geringen Marktkapitalisierung anderen Werten Platz machen mussten. Dieses Mal gehen die Veränderungen vor allem von Aufsteigern aus.
In Deutschland steht vor allem die zweite und die dritte Reihe vor einem stürmischen Herbst. Der DAX als Leitindex ist da voraussichtlich der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Hier gilt zwar die Aktie von K+S als Wackelkandidat, und ein Abstieg ist nicht ausgeschlossen, falls sich der starke Kurssturz der vergangenen beiden Handelswochen fortsetzen sollte. Derzeit sieht es aber nicht nach einem Abstieg aus.
Die K+S-Aktie liegt in der DAX-Rangliste der Marktkapitalisierung auf Basis der bisherigen August-Kurse - also nach dem Absturz - immer noch auf Platz 40. Das würde ihr den Klassenerhalt gerade noch so sichern. Einen Platz dahinter liegt die Aktie von MAN. Deren Marktkapitalisierung ist derzeit etwa zehn Prozent geringer. Aus heutiger Sicht dürfte K+S dieser Puffer reichen und die Aktie im DAX halten.
Sollte K+S wider Erwarten doch absteigen, würde nach dem derzeitigen Stand mit der METRO-Aktie ein alter Bekannter nachrücken. Chancen kann sich aber auch Brenntag ausrechnen. Sie liegt in der so genannten Liquidität, also dem Börsenumsatz, derzeit auf Platz 36. Sollte sich die Aktie des Chemiehändlers nur um einen Platz verbessern, würde sie METRO als besten potenziellen Aufsteiger verdrängen.
Ein weiterer Nachrückkandidat ist auch ProSiebenSat.1, aber nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass die beiden Großaktionäre KKR und Permira noch im August mindestens die Hälfte ihrer Stücke kursschonend platzieren. Keine Chance auf einen Aufstieg hat wohl Kabel Deutschland. Die Aktie ist zwar gut positioniert, hängt aber am Übernahmeangebot von Vodafone, das bis zum 11. September befristet ist und damit vor dem Vollzug der Index-Veränderungen am 20. September endet. Mit dem Fristende für die Übernahme dürfte der für das Kriterium der Marktkapitalisierung ausschlaggebende Streubesitz deutlich zurückgehen. Ein Aufstieg - von Kabel Deutschland in den DAX gilt deshalb als extrem unwahrscheinlich.
Auch im MDAX und TecDAX ist viel Bewegung
Klarer als im DAX ist das Bild in der zweiten Reihe. In den MDAX drängt die Evonik-Aktie und, nach ihrem Zweit-Listing in Deutschland, das Papier von RTL. Hinzu kommt die von Siemens abgespaltene Osram-Aktie, bei der sich die Geister aber noch daran scheiden, ob sie in den MDAX oder den Technologie-Index TecDAX gehört. Sollten alle drei in den MDAX aufsteigen, wären voraussichtlich Puma, BayWa und SGL Carbon die Absteiger.
In den TecDAX wiederum drängen Compugroup Medical und Nemetschek, als Abstiegskandidat gelten Euromicron. Daneben wird es wohl PSI oder Kontron treffen, beziehungsweise, falls Osram in den TecDAX kommt, alle beide.
Sollte es mit Puma, BayWa und SGL drei MDAX-Absteiger geben, würde der SDAX gleich auf fünf Positionen verändert. Neben diesen Aktien drängen die Börsenneulinge Kion und Deutsche Annington quasi von unten in den SDAX. Aufsteigen bzw. herausfallen könnten dann im Gegenzug RTL, SKW Stahl, Praktiker, Highlight Communications und SMT Scharf.
Im Euro-Stoxx-50 kommen und gehen deutsche Titel
Die bevorstehenden Veränderungen in den europäischen Indizes dürften den Niedergang der deutschen Versorger widerspiegeln. Besonders viel passives Kapital steckt im Euro-Stoxx-50, dem Index der 50 wichtigsten Aktien der Eurozone. Hier gilt die Index-Zugehörigkeit von RWE als gefährdet. Für das Gewicht der deutschen Aktien insgesamt in dem Index ist das allerdings nicht negativ, da der beste Aufstiegskandidat die Deutsche Post ist und damit ebenfalls ein DAX-Unternehmen. Möglicherweise nimmt das Gewicht Deutschlands sogar zu, denn mit ArcelorMittal gibt es einen weiteren Wackelkandidaten, der im Fall des Abstiegs von adidas verdrängt werden dürfte.
Im Stoxx-50, der auch westeuropäische Aktien aus Ländern außerhalb der Eurozone enthält, könnten nach dem derzeitigen Stand die Aktien der britischen Finanzkonzerne Prudential und Lloyds die Titel von E.ON und Imperial Tobacco verdrängen.
DJG/hru/gos Dow Jones Newswires Von HERBERT RUDE
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