JPMorgan-Hochstufung

Commerzbank-Aktie springt an: Unicredit-Chef sieht Coba-Übernahme als Option

12.09.24 17:51 Uhr

Commerzbank-Aktie zieht an: Anleger reagieren positiv auf JPMorgan-Hochstufung - Unicredit-Chef: Commerzbank-Übernahme ist eine Option | finanzen.net

Weiter angetrieben von Übernahmefantasien haben die Aktien der Commerzbank am Donnerstag an ihre Kursrally vom Vortag angeknüpft.

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Zu den treibenden Faktoren gehörten an diesem Tag vor allem Analystenkommentare.

Insbesondere die Hochstufung auf "Overweight" durch die US-Bank JPMorgan nach dem Einstieg der italienischen Großbank UniCredit ermutigte die Anleger, weiter Aktien der viertgrößten deutschen Bank zu kaufen. Denn: auch JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein vermutet hinter dem Anteilserwerb und dem Bestreben der Unicredit, ihren Anteil weiter auszubauen, ein Übernahmevorhaben. Gemäß der Einstufung "Overweight" geht JPMorgan davon aus, dass sich die Aktien in den kommenden sechs bis zwölf Monaten besser als der jeweilige Sektor entwickeln werden.

Unicredit-Chef Andrea Orcel bekräftigte das Interesse an einem möglichen Kauf der Commerzbank. Die Übernahme der Commerzbank sei eine Option, sagte er dem Nachrichtensender Bloomberg TV. Er betonte aber auch, dass die Bank nach dem Einstieg mit neun Prozent bei der weiteren Vorgehensweise flexibel sei. So könne der Anteil auch erhöht oder reduziert werden. Er sehe dabei keinen Zeitdruck: "Wir sind sehr geduldig".

Zudem berichtete Bloomberg aus Kreisen, dass der Vorstand der Commerzbank Verteidigungsstrategien gegen eine Übernahme prüfe und die US-Bank Goldman Sachs mit deren Ausarbeitung beauftragt habe.

Bis Handelsende legten die Commerzbank-Papiere via XETRA um 2,25 Prozent auf 15,02 Euro zu. Zur Wochenmitte waren die Anteile der Commerzbank zeitweise wieder bis auf den höchsten Stand seit Ende Juli gestiegen und letztlich mit einem Plus von fast 17 Prozent aus dem Handel gegangen. Aktuell steht nun seit Anfang 2024 ein Plus von rund 40 Prozent zu Buche, womit es das Finanzinstitut unter die ersten fünf DAX-Favoriten im bisherigen Jahr geschafft hat.

Der gesamte Bankensektor legte am Donnerstag zudem zu: So stiegen die Aktien der Deutschen Bank und in Italien gewannen die Anteile der UniCredit. Für ABN Amro ging es hoch und für Banco BPM ebenfalls. Um zeitweise etwas mehr als zwei Prozent stiegen zudem die Aktien von HSBC, CAIXABANK, Barclays oder auch der Société Générale.

Abouhossein sieht laut seinem Kommentar zur europäischen Bankenbranche in dem Vorstoß der Italiener den möglichen Start für einen beginnenden Fusions- und Übernahme-Zyklus. Dies könnte ihm zufolge der Beginn einer Konsolidierung im Sektor sein, nachdem in den vergangenen Jahren allenfalls Rettungserfordernisse zu Bankübernahmen geführt hätten.

Angesichts von "4.900 Banken und Kreditinstituten in Europa und davon allein 1.300 in Deutschland ist ein Strukturwandel nötig", schreibt er. Und in einem solchen Prozess sei die Commerzbank "klar im Spiel". Außer dieser sieht er auch in der niederländischen Bank ABN Amro und dem Kreditinstitut Banco BPM potenzielle Übernahmeziele, und stufte die beiden Aktien von "Underweight" auf "Neutral" hoch.

Mit Blick auf die Commerzbank erinnerte der Experte daran, dass die Unicredit "schon immer" ein Übernahmeinteresse an der Commerzbank gehabt habe und nun durch die Aktien-Platzierung der Bundesregierung die günstige Gelegenheit genutzt habe.

Auch wenn er ein Scheitern von möglichen Fusions- oder Übernahmebestrebungen nicht ausschließt, rechnet der JPMorgan-Analyst für die zu seinen "Top Picks" zählende Unicredit im Fall einer vollständigen Übernahme mit "einigen strategischen Vorteile mit Synergiepotenzial". Da dadurch jedoch die außerordentlichen Aktienrückkäufe in den Jahren 2025 und 2026 wegfielen, sieht er den Effekt auf das Ergebnis je Aktie für 2026 selbst bei 100-prozentigen Synergieeffekten erst einmal leicht negativ.

Zur Deutschen Bank und einem etwaigen Interesse an der Commerzbank verwies er auf einen Bloomberg-Bericht, in dem sich die Bank nicht habe äußern wollen und stattdessen auf ihre Wachstumsstrategie und Renditeziele verwiesen habe. Dennoch, so schrieb er, dürfte eine solche Fusion im besonderen Interesse der Deutschen Bank und auch von Deutschland sein und sei daher auch ein potenziell wahrscheinliches Ergebnis.

Für die Deutsche Bank wäre ein dadurch steigender Marktanteil im deutschen Privatkundengeschäft strategisch hilfreich, schrieb er. "Aus deutscher Sicht könnte es, obwohl ein großer Teil des Bankenmarktes nicht börsennotiert ist, in einer Welt geo- und handelspolitischer Spannungen eine attraktive Option sein, eine größere deutsche Bank als börsennotierten nationalen Champion und Hausbank für deutsche Unternehmen zu haben."

Analyst Jochen Schmitt vom Bankhaus Metzler schrieb ähnlich wie Abouhossein: "Die Nachrichten über die Unicredit legen nahe, dass die Commerzbank ein Übernahmeziel werden könnte, obwohl wir es für schwierig halten, einzuschätzen, ob ein solcher Deal letztendlich verfolgt und durchgeführt wird oder nicht."

Lagarde sieht Fusion der Banken als rechtlich möglich an

Nach dem Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank zeigt sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde zuversichtlich, dass sich beide Banken im Rahmen des europäischen Regelwerkes bewegen werden. "Wir sind zuversichtlich, dass die Unicredit und die Commerzbank ihre aufsichtsrechtlichen Anforderungen genau kennen und erfüllen werden", sagte Lagarde in der Pressekonferenz nach der EZB-Ratssitzung.

Die EZB habe ein klares Verfahren, an dem die Aufsichtsbehörde SSM beteiligt sei. "Der SSM wird in voller Unabhängigkeit tun, was zu tun ist", so Lagarde. Die Abkürzung SSM steht für Single Supervisory Mechanism, die Bankenaufsicht der EZB.

Viele Behörden haben laut Lagarde auf grenzüberschreitende Fusionen gehofft. "Es wird nun sehr interessant sein zu sehen, wie sich dieser Prozess in den nächsten Wochen entwickelt", ergänzte die EZB-Präsidentin.

Die Unicredit hat - wohl in einem ersten Schritt - einen Anteil von 9 Prozent an der Commerzbank aufgebaut, und will nun bei der EZB die Genehmigung beantragen, mehr als 9,9 Prozent zu halten. "Es gibt eine Möglichkeit, dass die deutsche Regierung weitere Anteile verkauft. Dann wären wir zu den richtigen Konditionen interessiert", sagte Unicredit CEO Andrea Orcel bei Bloomberg TV am Donnerstag.

FRANKFURT (dpa-AFX / Dow Jones)

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Bildquellen: Commerzbank AG

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