M&A-Karussell dreht sich

Bayer: Zugeschnappt

12.05.14 15:00 Uhr

Der Chemie- und Pharmakonzern übernimmt die Sparte für Gesundheitsprodukte von Merck & Co für zehn Milliarden Euro. Trotz des hohen Preises sollte sich der Kauf schnell auszahlen

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Diesmal haben sie zugeschlagen. Am vergangenen Dienstag verkündete der Bayer-Vorstand um CEO Marijn Dekkers den Kauf der Sparte für rezeptfreie Arzneimittel von dem US-Pharmakonzern Merck & Co. Für zehn Milliarden Euro in bar verleiben sich die Leverkusener Produkte wie Coppertone-Sonnencreme, Dr. Scholl’s Fußpflegeartikel und die Allergiepille Claritin ein. Noch vor zwei Jahren hatte Dekkers beim Poker um den Nahrungsmittelergänzungs-Produzenten Schiff Nutrition gegenüber Reckitt Benckiser den Kürzeren gezogen. Jetzt schlug Bayer den britischen Konsumgüterkonzern, den letzten verbliebenen Bieter um die Merck-Division, aus dem Rennen.

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Der Mischkonzern hatte mit Marken wie Aspirin, Bepanthen oder Lefax bereits zuvor eine starke Position im sogenannten Over-the-counter-(OTC-)Markt. Mit dem Zukauf steigt Bayer zur weltweiten Nummer 2 in diesem Segment auf, hinter dem neu gebildeten Joint Venture von Glaxo­SmithKline und Novartis. Im Bereich Hautpflege und bei Mitteln gegen Magen-Darm-Erkrankungen werden die Deutschen Weltmarktführer. Besonders in den USA gewinnt Bayer hinzu: Der Umsatz mit OTC-Produkten hätte sich 2013 mit dem Merck-Business glatt verdoppelt. "Strategisch ist das ein konsequenter Schritt für Bayer", sagt Ulrich Huwald, Analyst bei Warburg Research.

Wenig Risiko, stabile Einkünfte
Marken und Marktmacht haben ihren Preis: Bayer bezahlt das 21-Fache des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Faktor, mit dem der Konzern selbst bewertet wird - und mehr, als in den vergangenen Jahren für vergleichbare Deals auf den Tisch kam. Die Margen im OTC-Geschäft liegen unter denen von rezeptpflichtigen, patentgeschützten Medikamenten. Dafür gehen Unternehmen mit den Gesundheitsprodukten weit weniger Risiko ein und dürfen mit stabilen Einkünften rechnen. Größeneffekte und Vertriebsstärke zahlen sich in diesem Markt aus. Wer mitmischen will, muss so eine günstige Chance wie Mercks Verkaufsaktion nutzen.

Marijn Dekkers verspricht, dass die Übernahme schon im kommenden Jahr zwei Prozent zum bereinigten Konzerngewinn beiträgt. Er erwartet außerdem erhebliche Steuervorteile und jährliche Kosteneinsparungen von 200 Millionen US-Dollar ab 2017. Rund 400 Millionen US-Dollar zusätzlicher Umsatz soll pro Jahr durch den Verkauf von Merck-Produkten in Ländern entstehen, in denen sie bislang nicht erhältlich waren. Stellenabbau im großen Stil ist laut Dekkers nicht geplant.

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Der Konzern bezahlt die Akquisition mit neuen Schulden. Für eine Kooperation bei Herz-Kreislauf-Medikamenten erhält Bayer von den Amerikanern rund 700 Millionen Euro, die verbleibenden 9,5 Milliarden Euro stammen aus Brückenkrediten. 30 Prozent der Summe sollen zu einem späteren Zeitpunkt über eine Anleihe refinanziert werden.

M & A auf Rekordniveau
Bayer reiht sich damit ein in die aktuelle Flut an Übernahmen im Pharmasektor. Weltweit haben die Transaktionen im laufenden Jahr bereits ein Volumen von 239 Milliarden US-Dollar, das ist der höchste Wert aller Zeiten. "Etwa alle fünf bis sieben Jahre sehen wir so eine hektische Aktivität in der Branche", sagt Bayer-CEO Dekkers. Während bei Pfizers Bieten um den britischen Arzneimittelkonzern AstraZeneca die Möglichkeit, Steuern und Kosten einzusparen, im Vordergrund steht, wollen die Leverkusener einen strategisch wichtigen Geschäftszweig verstärken. Ähnlich ist die umfangreiche Tauschaktion der Schweizer Novartis mit GlaxoSmithKline und dem US-Unternehmen Eli Lilly zu bewerten: Novartis kauft Glaxos Onkologiesparte, Glaxo übernimmt Novartis’ Impfstoffe, Eli Lilly die Tierarzneimittel der Schweizer. Zusätzlich bilden Novartis und Glaxo ein Joint Venture für OTC-Produkte.

Die deutliche Fokussierung der Konkurrenten wirft die Frage nach den Plänen für Bayers Tiergesundheits- und Chemiegeschäft auf. Verkaufen? Verstärken? An die Börse bringen? Dekkers drückte sich vergangene Woche einmal mehr um klare Aussagen. Die Veterinärsparte sei wichtig, man beobachte den Markt, hieß es. Auf das Abstoßen der schwächelnden Kunststoffsparte drängen Analysten schon lange. Allzu große Hoffnungen sollten Investoren sich jedoch nicht machen. Bisher standen die Leverkusener strikt hinter ihrem Konglomeratsmodell.

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Investor-Info

Bayer
Mehr Gesundheit

Mit der Übernahme erhält die Gesundheit im Bayer-Konzern noch mehr Gewicht: Rund zwei Drittel des Gewinns stammen aus diesem Segment, ein Viertel aus dem Pflanzenschutz und nur noch zehn Prozent aus der Chemie, wenn man die Zahlen von 2013 zugrunde legt. Für Anleger ist das trotz des hohen Kaufpreises positiv, glänzt der Bereich doch mit höheren Margen und geringer Konjunkturabhängigkeit.

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