EFG-Kolumne

Edelmetallboom – Was sind die treibenden Faktoren?

15.06.11 17:50 Uhr

Edelmetallboom – Was sind die treibenden Faktoren? | finanzen.net

Fast jeder kennt diesen Spruch "Wenn Unsicherheit an den Märkten herrscht kaufen Anleger Gold."

Wenn dieses viel zitierte Argument für steigende Goldnotierungen zutreffend sein sollte, befinden wir uns derzeit in sehr unsicheren Zeiten: Der Goldpreis jagt von einem Rekordhoch zum nächsten, und nichts scheint ihn zu stoppen. Doch was sind eigentlich die treibenden Faktoren hinter diesem „Goldrausch“?

Im Gegensatz zu den meisten anderen Metallen spielt die Nachfrage aus der Industrie bei Gold nur eine geringe Rolle. Bei anderen Metallen ist die diese Nachfrage einer der wichtigsten Faktoren. Lediglich 10% der Nachfrage für Gold stammt aus dem industiellen Bereich, eine weitaus größere Bedeutung mit ca. 40% der weltweiten Nachfrage kommt aus der Schmuckindustrie und hier vor allem aus Indien. Diese Nachfragestruktur ist auch einer der Hauptgründe, wieso Gold immer wieder als „krisenfest“ angesehen wird. Doch nicht nur die Schmuckindustrie hat bedeutenden Einfluss für das glänzende Metall. Eine immer größere Bedeutung nehmen Finanzprodukte ein, über die der Anleger am Goldpreis partizipieren kann. Im Jahr 2009 wurden über 600 Tonnen Gold durch diese, in der Regel börsengehandelten, Instrumente nachgefragt. Dies entspricht 15% der globalen Goldnachfrage.

Gewöhnlich bricht in Zeiten der Rezession die industrielle Nachfrage ein, daraus folgend werden dann Metalle als Rohstoffe weniger gefragt. Dadurch, dass die industrielle Nachfrage bei Gold so gering ist, hat dieser Einbruch der industriellen Nachfrage weitaus geringere Auswirkungen, was vor allem im Krisenjahr 2008 sehr gut erkennbar war: Während die Preisnotierungen für Metalle massiv einbrachen, konnte sich der Goldpreis nach einer kurzen Konsolidierungsphase wieder sehr schnell erholen und neue Höchststände erreichen.

Auf der Angebotsseite hingegen ist ein maßgebender Faktor die Minenproduktion. Über 55% des weltweiten Goldangebots wird durch die Förderung von Goldminen erzielt. Der Unterschied zwischen beiden Faktoren liegt in ihrer Anpassungsgeschwindigkeit an neue Marktumstände: Während Minenunternehmen nur begrenzt auf Veränderungen am Markt reagieren können, denn eine Erweiterung der Kapazitäten kann Monate wenn nicht sogar Jahre dauern, kann die Schmuckindustrie sehr schnell auf Veränderungen am Markt reagieren und kann sich innerhalb kürzester Zeit signifikant erhöhen. Diese Situation einer elastischen Nachfrage aber eines unelastischen Angebots führt auch dazu, dass Gold immer wieder auch als Inflationsschutz angesehen wird.

Auch am Zertifikatemarkt spiegelt sich die steigene Bedeutung von Goldinvestitionen wieder, mittlerweile gibt es eine Fülle an Goldzertifikaten. Besonders beliebt sind hierbei Tracker Zertifikate die den Goldpreis 1:1 abbilden. Anleger schätzen dabei vor allem die einfache, börsliche Handelbarkeit und die niedrige Kostenstruktur. Aufpassen sollte der Anleger bezüglich des Währungsrisikos. Da Gold in US-Dollar notiert, die Zertifikate aber zumeist in Euro gehandelt werden, besteht ein Wechselkursrisiko, welches der Anleger durch den Kauf von Quanto Zertifikaten, die währungsgesichert sind, ausschalten kann. Für diese Absicherung verlangt der Emittent jedoch eine Absicherungsgebühr.

Pedram Payami leitet den öffentlichen Vertrieb bei EFG Financial Products, einer Vermittlerin von strukturierten Produkten.

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