Interview

Blumenroth: Gold gefällt mir besser als Silber

11.10.11 06:00 Uhr

Gold und Silber haben im September extrem gelitten. Finanzen.net sprach mit Michael Blumenroth (Deutsche Bank) über die aktuellen Perspektiven der arg gebeutelten Edelmetalle.

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Finanzen.net: Gold und Silber erleben derzeit turbulente Zeiten. Gehen Sie davon aus, dass der Verkaufsdruck von den Terminmärkten mittlerweile überstanden ist oder droht neues Ungemach?
Michael Blumenroth:
Die aktuelle Situation erinnert doch sehr stark an die Lehman-Krise vor drei Jahren. Anleger fliehen nicht mehr ins gelbe Edelmetall, sondern vor allem in Staatsanleihen bester Bonität. Ich habe allerdings den Eindruck, dass diese Reaktion übertrieben ist. Vor dem Hintergrund der politisch unsicheren Lage dürfte Gold wieder an Attraktivität gewinnen. Nach unten sollte der Verkaufsdruck nunmehr ausgereizt sein. Beim Blick auf Silber sieht die Lage etwas schwieriger aus, da es aufgrund seines Rufs als Vermögensschutz und Industriemetall eine Zwitterposition einnimmt. Aufgrund seiner Konjunktursensitivität erscheint es gegenwärtig verwundbarer zu sein. Anleger sollten ihm gegenüber deshalb deutlich vorsichtiger agieren.

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Sowohl Gold als auch Silber laborieren aus charttechnischer Sicht an einer Bodenbildung. Welchem der beiden Edelmetalle räumen Sie aktuell das höhere Kurspotenzial ein?
Ich favorisiere eindeutig Gold, weil es in der Finanzwelt als Inflations- und Vermögensschutz traditionell stärker akzeptiert wird als Silber. Silber wird seinem großen Bruder Gold höchstwahrscheinlich hinterherlaufen. Verstärkte Silberkäufe sind jedoch bei Goldpreisen von über 1.800 Dollar möglich. Dann könnte vielen Investoren nämlich der Goldpreis zu hoch erscheinen und Silberinvestments in der Gunst der Anleger wieder zulegen.

Ben Bernanke betrachtet die Inflation nicht als das größte Problem, warum sollten Ihrer Meinung nach Anleger dennoch die beiden als sichere Häfen bekannten Edelmetalle kaufen?
Noch mag dies so sein, aber auf Dauer dürfte es durchaus ein Problem werden. Ich glaube zwar nicht an Hyperinflation, aber auf lange Sicht dürften die Teuerungsraten ihr heutiges Niveau deutlich übertreffen. In den kommenden Monaten mag es dank der Aussicht auf weiterhin niedrige Zinsen relativ ruhig bleiben, irgendwann werden die Inflationsängste an den Märkten aber wieder zum Thema werden. Und dann werden sich die verunsicherten Anleger wieder an Edelmetalle wie Gold und Silber erinnern.

Die Volatilität ist in den vergangenen Wochen bei Gold und Silber spürbar nach oben gesprungen. Gehen Sie davon aus, dass sich die Marktakteure nun wieder beruhigen oder brauchen Edelmetallanleger weiterhin Nerven aus Stahl?
Die ganz starken Moves dürften wir wohl überstanden haben, schließlich muss man beim jüngsten Absturz des Goldpreises auch berücksichtigen, dass der Goldpreis im Sommer zu schnell zu stark gestiegen war. Was mich ein bisschen wundert, ist die Tatsache, dass die erwartete Volatilität im längerfristigen Laufzeitenbereich noch nicht so recht zurückgekommen ist. Mit dem nahenden Jahresende sollte es aber wieder spürbar ruhiger werden, schließlich sind im September erhebliche Positionsbereinigungen vorgenommen worden und die großen Investoren dürften so langsam anfangen, ihre Bücher zu schließen. Sollten jedoch dramatische Ereignisse mit Blick auf Griechenland, Spanien oder Italien die Finanzmärkte heimsuchen, drohen erneut erhebliche Verwerfungen.

Beim Unterschreiten welcher Kursmarken würden Sie bei Gold und Silber zum Ausstieg raten?
Auf kurze Sicht würde ich beim Goldpreis eine Stopp-Marke bei 1.580 Dollar setzen, da sich hier mittlerweile eine massive Unterstützungszone etabliert hat. Bei Silber sehe ich beim Verletzen der Marke von 28 Dollar erhebliches Rückschlagpotenzial. Die langfristigen Trends sehe ich hingegen beim Unterschreiten von 1.400 (Gold) bzw. 22 Dollar (Silber) in Gefahr. Das scheint aktuell noch kein Thema zu sein.

Zur Person:

Michael Blumenroth arbeitet seit 15 Jahren als Rohstoffhändler mit dem Hauptaugenmerk auf Edelmetalle, derzeit im Auftrag der Deutsche Bank AG Frankfurt.

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