Interview mit Pro Aurum

Edelmetallexperte Reymann: Vorsicht bei Silberbarren

aktualisiert 29.03.11 15:22 Uhr

Der Goldpreis stieg vergangene Woche auf ein neues Rekordhoch. Finanzen.net sprach mit dem Vertriebschef des Edelmetallhandelshauses pro aurum über die Besonderheiten beim Handel von Edelmetallbarren und -münzen.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

4.232,26 USD 35,44 USD 0,84%

4.244,74 USD 35,33 USD 0,84%

330,00 CHF 4,80 CHF 1,48%

1.650,00 CHF 24,00 CHF 1,48%

825,00 CHF 12,00 CHF 1,48%

1.494,50 USD 23,00 USD 1,56%

1.629,50 USD 18,00 USD 1,12%

54,25 USD 0,97 USD 1,82%

Finanzen.net: Nach dem japanischen Erdbeben haben sich Spekulanten aus Gold-Futures massiv verabschiedet. Wie hat sich in diesen Tagen der physische Goldhandel bei pro aurum entwickelt?
David Reymann:
Ich würde sagen: Auf einem erreichten Hochplateau gab es eine spürbare Belebung der Nachfrage, wenngleich zu Zeiten der Lehman-Pleite oder dem drohenden Staatsbankrott Griechenlands das Interesse besorgter Anleger deutlich ausgeprägter war.

Ihre Gesellschaft handelt neben Gold auch die drei anderen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium. Wie teilen sich derzeit die gehandelten Metallmengen ungefähr auf?
Da sind die Prioritäten der Anleger eindeutig. Unser Angebot an Gold in Form von Münzen oder Barren genießt mit großem Abstand die höchste Aufmerksamkeit. Um die 65 Prozent unseres gesamten Edelmetallhandels dürfte der Goldhandel einnehmen, bei Silber kommen wir ungefähr auf einen Anteil von 30 Prozent und die restlichen 5 Prozent teilen sich die Schwestermetalle Platin und Palladium brüderlich.

Wird seit dem Jahreswechsel seitens der Privatanleger mehr Gold ge- oder verkauft?
Hier überwiegen ganz klar die Käufer – und zwar in einem Verhältnis von etwa sechs zu eins. Während kleinere Anleger ihre Edelmetallpositionen kaufen und liegen lassen. Gibt es bei den gewichtigeren Investoren auch Taktiker, die beispielsweise ihre Einstandskosten nach einer Aufwärtsbewegung herausnehmen und dadurch mit der verbleibenden Position nicht mehr in die Verlustzone geraten können. Andere wiederum nutzen Höchststände beim Dollar, um hin und wieder Gewinne mitzunehmen. Doch grundsätzlich kann man den Akteuren im physischen Edelmetallhandel durchaus einen längerfristigen Anlagehorizont attestieren.

Beim Kauf von Edelmetallbarren oder –münzen müssen Anleger stets mehr als den reinen Materialwert bezahlen. Wie haben sich diese Prämien in den vergangenen Jahren entwickelt?
Normalerweise hängt das vom Ausmaß der Verunsicherung im Markt und der damit einhergehenden Versorgungslage ab. Extrem hohe Prämien gab es zuletzt im Zuge der Griechenland-Turbulenzen im Mai 2010 zu beobachten. Damals kosteten zum Beispiel Krügerrand-Goldmünzen in der Spitze 18 Prozent mehr als der zur Orientierung verwendete Börsenkurs damals vorgegeben hat. Zeitweise waren die Münzen sogar ausverkauft. Doch normalerweise liegen die Prämien zwischen drei und vier Prozent.

Welche Münzen oder Barren würden Sie Anlegern empfehlen, damit diese ihr Gold im Bedarfsfall relativ problemlos liquide machen können und sich die dabei anfallenden Gebühren in Grenzen halten?
Beim Handel von Edelmetallmünzen oder –barren steigen die prozentualen Gebühren mit sinkendem Gewicht. Deshalb bieten zum Beispiel Barren, deren Preis sich im deutlich vierstelligen Eurobereich bewegt, ein angemessenes Verhältnis zwischen Kosten und materiellem Gegenwert. Eine Sondersituation gibt es allerdings bei Silber zu beachten. Während beim Verkauf von Barren im Regelfall 19 Prozent Mehrwertsteuer anfällt, gilt bei Silbermünzen der reduzierte Steuersatz von sieben Prozent. Das heißt: Die identische Menge Silber lässt sich via Münzen zu geringeren Kosten erstehen.

Bei Barren aus Silber, Platin und Palladium fallen beim Kauf 19 Prozent Mehrwertsteuer an. Gibt es für Privatanleger die Möglichkeit, diesen klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber Gold zu kompensieren?
Aber sicher, und zwar mit dem Umweg über unser Zollfreilager in der Schweiz. Hier fällt das Zahlen von Mehrwertsteuer nur bei Entnahme an. In der Schweiz beläuft sich dieser Satz aktuell auf 8 Prozent. Werden die ausgehändigten Silberbarren anschließend nach Deutschland eingeführt, muss der Satz von 19 Prozent entrichtet werden, wobei die schweizerische Mehrwertsteuer gutgeschrieben wird. Wer die weißen Edelmetalle Silber, Platin oder Palladium via Zollfreilager handelt, also kauft und danach verkauft, kann den Steuernachteil gegenüber Gold eliminieren.

Auf Ihren Internetseiten veröffentlichen Sie Preislisten für Ihre Filialen in München, Berlin, Bad Homburg und Dresden. Gibt es regionale Preisunterschiede?
Im Falle erheblicher Überbestände, verursacht durch massive Rückgaben bestimmter Barren- oder Münzen, kommt es immer wieder in der einen oder anderen Filiale zu Preisnachlässen gegenüber dem normalen Preis. Im Internet sind in den Schalterpreislisten solche Sonderaktionen dann mit dem Zusatz „S“ gekennzeichnet und bieten mitunter attraktive Preisvorteile.

Zur Person:

David Reymann: Anfang 2011 veröffentlichte David M. Reymann das „Edelmetallhandbuch“ als Ratgeber für institutionelle und private Anleger. Reymann ist seit 2008 als Vertriebsverantwortlicher bei Europas führendem privatem Edelmetallhandelshaus pro aurum tätig. Als Vorstandsvorsitzender der „Deutschen Edelmetall-Gesellschaft e.V.“ ist er auf dem Gebiet der Edelmetalle seit Jahren ein anerkannter Fachmann.

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