NVIDIA-Aktie mit neuem Rekord: NVIDIA-Chef bestätigt Wiederaufnahme des Verkaufs von H20-Chips in China

15.07.2025 22:07:00

Nach monatelangen Exportbeschränkungen darf der US-Techriese NVIDIA seine für China konzipierten KI-Chips wieder in der Volksrepublik verkaufen.

"Ich kündige an, dass uns die US-Regierung Genehmigungen erteilt hat, Lizenzen für die Auslieferung von H20 zu beantragen", sagte NVIDIA-Chef Jensen Huang vor chinesischen Journalisten. NVIDIA werde also wieder anfangen, H20-Chips auf dem chinesischen Markt zu verkaufen, erklärte er.

Die Entscheidung folgt auf eine Einigung im andauernden Handelsstreit zwischen China und den USA, gegenseitige Beschränkungen zu mindern. Der genaue Inhalt der Vereinbarung ist weiterhin unbekannt. Washington wollte, dass die Chinesen ihre Ausfuhrkontrollen auf für die Industrie wichtige seltene Erden lockern. Peking verlangte, dass die USA im Gegenzug den Export wichtiger Technologie, von der China abhängig ist, wieder erlaubt.

Huang auf China-Besuch

Huang hatte zuvor in der US-Hauptstadt Washington mit Präsident Donald Trump unter anderem über Künstliche Intelligenz gesprochen, wie NVIDIA mitteilte. In Peking habe Huang nun Vertreter der Regierung und der Industrie zum selben Thema getroffen, hieß es.

Seit April hatte Trump die rechenstarken H20-Chips mit Exportbeschränkungen belegt. Schon unter seinem Vorgänger Joe Biden schufen die USA Hürden für den Verkauf der modernsten Hochleistungschips nach China. NVIDIA konnte deshalb mit dem H20 nur eine langsamere Version liefern.

Vor Trumps Beschränkungen verkaufte NVIDIA H20-Chips im Wert von 4,5 Milliarden Dollar nach China. NVIDIA betont, es sei technisch unmöglich, die aktuellen Chips noch weiter abzuspecken, um die Exportvorgaben zu erfüllen. Die Biden-Regierung hatte ihr Vorgehen auch mit der Sorge begründet, Chinas Militär könnte durch NVIDIAs Hightech-Produkte Zugang zu leistungsfähigen Chips bekommen.

NVIDIA-Aktie auf Rekordkurs

Dank positiver Nachrichten zum China-Geschäft haben die Aktien des wertvollsten Unternehmens der Welt ihre Rekordjagd fortgesetzt. Die Papiere des Chipherstellers NVIDIA kletterten am Dienstag bis auf 172,40 US-Dollar. Zum Handelsende behaupteten sie ein Plus von 4,04 Prozent auf 170,70 Dollar. Damit setzte sich NVIDIA weiter von der jüngst geknackten Marke von mehr als vier Billionen Dollar beim Börsenwert ab. Auf Platz zwei liegt der Software-Hersteller Microsoft mit knapp 3,8 Billionen Dollar, gefolgt von dem Computerkonzern Apple mit fast 3,2 Billionen.

Nach monatelangen Exportbeschränkungen darf NVIDIA seine für China konzipierten KI-Chips wieder in der Volksrepublik verkaufen. "Ich kündige an, dass uns die US-Regierung Genehmigungen erteilt hat, Lizenzen für die Auslieferung von H20 zu beantragen", sagte NVIDIA-Chef Jensen Huang. NVIDIA werde also wieder anfangen, H20-Chips auf dem chinesischen Markt zu verkaufen. Die Entscheidung folgt auf eine Einigung im andauernden Handelsstreit zwischen China und den USA, gegenseitige Beschränkungen zu mindern. Dass Wettbewerber AMD (Advanced Micro Devices) ebenfalls die Wiederaufnahme der Lieferungen seiner MI308-Chips nach China plant, nachdem die USA ihre Zustimmung zu den Verkäufen erteilt hatten, bescherte auch diesem kräftige Kursgewinne.

Die wichtigste Erkenntnis der Mitteilung von NVIDIA ist Beobachtern zufolge, dass es eine enorme Nachfrage nach diesen H20-Chips gibt. Dies wiederum deute darauf hin, dass das Wachstum für Unternehmen, die in der KI-Infrastruktur tätig seien, "längerfristig höher sein wird". Entsprechend wird damit gerechnet, dass Analysten nun ihre Gewinnschätzungen für den Chiphersteller nach oben anpassen.

So geht Timothy Arcuri von der schweizerischen Großbank UBS davon aus, dass sich seine Schätzungen für das Geschäft mit KI-Chips in China als sehr konservativ erweisen könnten. Zuversichtlich äußerte sich Daniel Niles, Gründer von Niles Investment Management. NVIDIA sollte in der Lage sein, den Umsatz in den nächsten Jahren um etwa 20 Prozent zu erhöhen. Angesichts der Wachstumsrate des Chipherstellers seien dessen Aktien "nicht so verrückt bewertet".

Ein gängiges Bewertungsmaß ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Dieses misst das Verhältnis zwischen Aktienkurs und erwartetem Gewinn je Aktie. NVIDIA weist ein KGV von knapp 53 auf. Dies ist zwar ein recht hoher Wert, aber im Technologie-Index NASDAQ 100 gibt es ein knappes Dutzend Unternehmen mit einem dreistelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Die Nachricht von NVIDIA stützte auch die europäische Technologiebranche. "Dass NVIDIA den Verkauf von H20-Chips nach China wieder aufnimmt, ist natürlich positiv", sagte Vey-Sern Ling, Geschäftsführer der Privatbank Union Bancaire Privee. Und zwar nicht nur für NVIDIA selber, sondern auch für die KI-Halbleiter-Lieferkette sowie für chinesische Technologieplattformen, die Fähigkeiten rund um Künstliche Intelligenz aufbauten. Dies sei auch eine gute Entwicklung für die Beziehungen zwischen den USA und China.

Insofern zählten am Dienstag europaweit Aktien aus dem Technologie-Sektor zu den besten Branchen. Im Stoxx Europe 600 Technology zogen ASML um 2,7 Prozent an. Damit hatten sie im schwächelnden Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 die Nase vorn. Im DAX gewannen Infineon 0,8 Prozent.

NVIDIA-Aktien liegen nach einem zwischenzeitlichen Einbruch im April auf Jahressicht wieder mit knapp 28 Prozent im Plus. Damals hatte US-Präsident Donald Trump mit seinen Zollplänen für eine heftige Korrektur gesorgt.

/ag/mis/stk

Bildquelle: Below the Sky / Shutterstock.com, JHVEPhoto / Shutterstock.com, Katherine Welles / Shutterstock.com

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