Daimler-Chef Zetsche soll Vertragsverlängerung erhalten

Mit nur wenigen Worten hat Daimlers Aufsichtsratschef Manfred Bischoff am Mittwoch monatelangen Personalspekulationen rund um CEO Dieter Zetsche ein Ende gesetzt.
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Aus heutiger Sicht sei es "die absolute Absicht des Aufsichtsrats, die Bestellung von Zetsche zu gegebener Zeit um weitere drei Jahre zu verlängern", kündigte er auf der Hauptversammlung in Berlin an.
Dieters Zetsches derzeitiger Vertrag als oberster Daimler-Manager läuft Ende Dezember kommenden Jahres aus. "Die Entscheidung ist also erst Anfang 2016 zu treffen", sagte Bischoff weiter. Eine Verlängerung von Zetsches Kontrakt würde dementsprechend bis Ende 2019 laufen.
Aktionärsvertreter hießen die Ankündigung in ersten Stellungnahmen gut. "Ich wünsche mir eine Laufzeitverlängerung", sagte Roland Klose von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dazu gehörten allerdings immer zwei. Auch Portfoliomanager Ingo Speich von Union Investment sprach sich für Kontinuität an der Konzernspitze aus und lobte zudem die Leistung des Dax-Konzerns im vergangenen Jahr. "Der Stern strahlt wieder, Daimler ist zurück in der Erfolgsspur", sagte Speich in seiner Rede auf der Hauptversammlung.
Positiv äußerten sich auch die Arbeitnehmer und befürworteten die Aussagen von Manfred Bischoff. "Die Arbeitnehmerbank trägt die Absicht des Aufsichtsrats mit, den Vertrag von Dr. Zetsche im nächsten Jahr zu verlängern, weil wir das Unternehmen auf einem guten Weg sehen", sagte Betriebsratschef und in Personalunion auch stellvertretender Aufsichtsratschef Michael Brecht. Die Wachstumsstrategie gehe auf, die Werke seien voll ausgelastet. Gleichzeitig sei an den meisten Standorten bereits durch erhebliche Investitionen die Zukunft bis ins nächste Jahrzehnt hinein gesichert. Auch bei den Zukunftstechnologien sieht Brecht Daimler gut aufgestellt. "Damit wir auf diesem Kurs bleiben, braucht das Unternehmen Kontinuität an der Spitze", sagte er weiter.
So positiv hatten sich gerade die Arbeitnehmervertreter noch vor einigen Jahren nicht geäußert. Denn um die Personalie Zetsche hatte es in der Vergangenheit viele Diskussionen und Debatten gegeben. So wurde vor rund zwei Jahren, Anfang des Jahres 2013, Zetsches Vertrag anstatt der üblichen fünf Jahre nur um drei Jahre verlängert. Damals war es die Arbeitnehmerseite, die die uneingeschränkte Verlängerung im Aufsichtsrat verweigert hatte.
Denn damals sah es beim Stuttgarter Dax-Konzern alles andere als gut aus. Das China-Geschäft der Pkw-Tochter Mercedes-Benz Cars lief miserabel, die Rendite dümpelte dahin, das Produktportfolio war im Vergleich zur Konkurrenz bieder und veraltet. Auf der Hauptversammlung 2013 kündigte Zetsche denn auch indirekt eine Gewinnwarnung an, die wenige Woche später mit Vorlage der Quartalszahlen folgte. Dabei hatte der Konzern bereits im Herbst des Vorjahres die Prognose kassieren müssen.
Auch Investoren schienen deshalb die Geduld mit Zetsche zu verlieren, der seit Januar 2006 Vorstandschef ist. Ulrich Hocker von der DSW beklagte auf der Hauptversammlung 2013 das "Ankündigungsmanagement" des Konzernchefs, von dem die Aktionäre genug hätten. Portfoliomanager Speich von Union Investment sprach damals gar von "einer verlorenen Dekade" bei den Stuttgartern, man habe sich zu lange auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausgeruht.
Zetsche versprach Verbesserungen - und lieferte schließlich auch. Die Fahrzeugflotte ist jünger denn je, in China kümmert sich auf Vorstandsebene Hubertus Troska seit einigen Jahren um die Geschäfte, global werden Vertrieb und Produktion flexibler und damit auch effizienter aufgestellt.
Im vergangenen Jahr verzeichnete Daimler Bestwerte bei Absatz, Umsatz und operativem Ergebnis. Nie verkaufte der Konzern mehr Autos, die wichtige Rendite der Pkw-Sparte stieg auf 8 Prozent, auch im größten Pkw-Markt China ging es deutlich bergauf. "Unsere Wachstumsstrategie trägt sichtbar Früchte", zeigte sich Zetsche nun auf der Hauptversammlung zufrieden. "Aber mit dem Erreichten geben wir uns nicht zufrieden. Deshalb treiben wir die Erneuerung des Unternehmens weiter voran: Wir gehen neue Wege zu neuer Stärke", sagte der Manager.
Allein in diesem Jahr sollen acht neue oder überarbeitete Pkw-Modelle auf den Markt kommen. "Nach der Modelloffensive ist vor der Modelloffensive", sagte er mit Blick auf die kommenden Jahre. Bis Ende des Jahrzehnts kämen noch zehn weitere Modelle, die keinen Vorgänger hätten, auf den Markt. Insgesamt dürfte das Portfolio dann auf rund 40 verschiedene Autos anwachsen, erklärte Zetsche.
Trotzdem gab es auch Grund zur Kritik unter den Aktionären. So fragte Hans Martin Buhlmann von der Vereinigung institutioneller Privatanleger, wie lange es in China noch dauere, bis Daimler endlich zur Konkurrenz aufschließe. Im größten Pkw-Markt China will die Pkw-Sparte in diesem Jahr zwar deutlich mehr als 300.000 Autos verkaufen, damit bleibt Mercedes-Benz jedoch weit hinter der Konkurrenz zurück. BMW beispielsweise hatte im vergangenen Jahr im Land der Mitte bereits rund 456.000 Autos verkauft.
Zetsche sieht das jedoch gelassen. Vor allem auch mit der Benennung von China-Vorstand Troska habe man "massiv Momentum" aufgenommen. Es sei für ihn deshalb nicht so entscheidend, wann die Konkurrenz eingeholt werde, sondern dass Mercedes-Benz in China mittlerweile die am schnellten wachsende Premiummarke sei und das auch bleiben solle.
Ebenso gab es weiter Kritik an der operativen Marge in der Pkw-Sparte. Denn Mercedes-Benz Cars erwirtschaftete im vergangenen Jahr zwar 8 Prozent operative Umsatzrendite, doch die Konkurrenz BMW und Audi kam im gleichen Zeitraum auf 9,6 Prozent. "BMW und Audi erreichen mit einem deutlich schwächeren Modellzyklus mehr als 9 Prozent", bemängelte deshalb Portfoliomanager Speich von Union Investment. "Eigentlich sollte Daimler derzeit bei der Marge die Nase vorne haben", sagte er.
An der Marge will Zetsche weiter arbeiten, wie er auf der Aktionärsversammlung bekräftigte. Mit der Fortsetzung "Next Stage" des Spar- und Effizienzprogramms in der Pkw-Sparte werde Mercedes-Benz Cars die Lücke zur Konkurrenz schließen und mittelfristig auch die Ziel-Marge von 10 Prozent erreichen, erklärte er. Es handle sich bei dem Programm überwiegend um längerfristige, strukturelle Maßnahmen. So will Daimler unter anderem den konzerninternen Vertrieb umbauen und viele der konzerneigenen Autohäuser verkaufen.
DJG/iko/mgo
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