ROUNDUP: Unter Deutschlands Paketboten ist die Stimmung schlecht

25.11.25 16:18 Uhr

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BERLIN (dpa-AFX) - Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs, Treppe rauf, Treppe runter. Paketbote ist kein leichter Job und besonders hart in der Zeit vor Weihnachten. Wie enorm die Belastung ist, zeigen eine Umfrage unter Beschäftigten, Kontrollen bei Paketfirmen und berufsbezogene Daten einer Krankenkasse.

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Eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Verdi-Umfrage unter mehreren Tausend Mitarbeitern ergab: Sie müssen häufig länger arbeiten als erlaubt, haben zu wenig Pausen und müssen bei der Qualität ihrer Arbeit bisweilen Abstriche machen, um das Arbeitspensum überhaupt zu schaffen. Tags zuvor hatte Nordrhein-Westfalens CDU-geführtes Arbeitsministerium ein ähnlich negatives Bild von der Branche entworfen: Das Ministerium stellte das Ergebnis von mehrmonatigen Kontrollen vor. Dabei waren eine Vielzahl an Arbeitsschutz-Verstößen von Paketfirmen festgestellt worden.

Zusteller sind häufig krank

Ein weiteres Indiz für gravierende Probleme in der Paketbranche ist eine Datenanalyse der AOK Rheinland/Hamburg. Der Krankenkasse zufolge fallen täglich rund acht (7,65) Zusteller von hundert erkrankt aus und damit 0,51 mehr als in anderen Branchen. Dieser Schnitt ist zwar von 2024 - dass sich die Lage inzwischen wesentlich verbessert hat, darf aber bezweifelt werden. 2022 und 2023 war die Krankenquote niedriger. Die AOK nannte es "bemerkenswert", dass der Krankenstand ausgerechnet in dieser Branche so hoch ist, da die Zusteller mit durchschnittlich 38,2 Jahren recht jung seien.

"Zustellerinnen und Zusteller sind großen körperlichen Belastungen ausgesetzt - etwa durch das Heben und Tragen schwerer Pakete, häufige Zwangshaltungen oder ständiges Treppensteigen," sagt AOK-Experte Michael Wenninghoff. "Dazu kommen Zeitdruck, dichter Verkehr und immer größere Zustellbezirke. Das Risiko körperlicher und psychischer Überlastung ist hoch." Drei Viertel der Krankschreibungen werden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen begründet - in anderen Branchen sind es weniger als die Hälfte.

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Umfrage zeigt hohes Frustpotenzial

Die Verdi-Umfrage liefert ebenfalls ernüchternde Erkenntnisse. Die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen mussten, bejahten 89 Prozent mit "im sehr hohen Maße" oder "im hohen Maße". Ähnlich viele fühlten sich gehetzt und gaben an, an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen. 79 Prozent sagten, sie müssten Abstriche in der Qualität machen, um das Arbeitspensum zu schaffen.

Die Fachleute berechneten auf Basis der Antworten einen Index, dem zufolge die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche deutlich schlechter sind als in anderen Wirtschaftsbereichen. Ein Index-Wert von 40 gilt auf einer Skala von null bis hundert als negativ, also als "schlechte Arbeit". Ihr Einkommen bewerten die Paketdienst-Mitarbeiter als schlecht. Der Befragung zufolge arbeiten zudem sehr viele Paketboten länger als gesetzlich erlaubt und sie haben zu wenig Möglichkeiten zur Pause.

Die Befragung enthält zudem Hinweise, dass die Arbeitsbedingungen bei Subunternehmen besonders mies sind. Allerdings gibt es hier eine methodische Schwäche, denn es flossen nur 247 Antworten von Menschen ein, die bei Subunternehmen arbeiten.

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Forderung nach neuen Regeln

Verdi-Vize Andrea Kocsis wertet die Befragung als Beleg dafür, dass in der Branche etwas nicht stimme. Sie fordert bessere Arbeitsbedingungen. "Es gibt ganz dringenden Handlungsbedarf in der Branche." So sei etwa eine 20-Kilo-Grenze überfällig, ab der Pakete nicht mehr von einem Menschen allein befördert werden dürfen, sondern von zwei.

Die Paketbranche ist auf Wachstumskurs: Weil die Menschen immer mehr im Internet bestellen, sind die Paketmengen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die Vorweihnachtszeit gilt mit Rabattaktionen wie dem Black Friday als besonders arbeitsintensiv. Die Branche sucht händeringend nach Arbeitskräften. Die meisten Paketfirmen setzen bei der Zustellung auf Subunternehmer, was Verdi scharf kritisiert - die Gewerkschaft fordert ein Subunternehmer-Verbot in der Paketbranche. DHL geht einen anderen Weg als die Konkurrenten: Der Marktführer schickt fast ausschließlich eigene Leute los, um die Pakete zuzustellen. DHL bezahlt zudem relativ gute Löhne.

Die meisten Antworten kommen von Postlern

An der Online-Umfrage hatten sich rund 2900 Menschen beteiligt, von denen 1900 beim Marktführer Deutsche Post/DHL arbeiteten. Ein Post-Sprecher betont, dass seine Firma sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze mit Tarifvertrag biete, inklusive einer "fairen Vergütung". Er fügt hinzu, dass sie die Paketbranche rasant verändere und Sendungsmengen stärker schwankten als früher: "An Tagen mit hohem Volumen - wie jetzt vor Weihnachten - brauchen wir viele Hände, an schwächeren Tagen weniger."

Mit immer mehr Paketen und immer weniger Briefen bleibe der Beruf eine körperlich fordernde Tätigkeit. DHL investiere in Arbeitsschutz und Gesundheit und stelle moderne ergonomische Arbeitsmittel bereit, so der Sprecher. Außerdem sei man für die 20-Kilo-Grenze bei der Ein-Personen-Zustellung. Der Verband BPEX, der die DHL-Konkurrenten GLS, DPD und Hermes vertritt, äußert auf Nachfrage nicht zu den negativen Erkenntnissen zur Paketbranche.

20-Kilo-Grenze lässt auf sich warten

Wann wird es denn endlich etwas besser, etwa mit besagter 20-Kilo-Grenze zur Ein-Personen-Zustellung? Die frühere Ampel-Regierung hatte so eine Regelung auf den Weg gebracht, in den Wirrungen des Ampel-Endes ist sie aber auf der Strecke geblieben. Die 20-Kilo-Grenze steht zwar im Gesetz, aber nur als leere Hülle: Sie greift erst, wenn eine ergänzende Verordnung verabschiedet wird. Darin soll stehen, mit welchen technischen Hilfsmitteln eine Ein-Personen-Zustellung eines schwereren Pakets doch noch zulässig wäre. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagt hierzu, man arbeite an der Umsetzung der Vorgaben des neuen Postgesetzes./wdw/DP/stw

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