Ausblick 2016

Die Kunst, mit Bundesanleihen kein Geld zu verlieren

15.12.15 17:57 Uhr

Die Kunst, mit Bundesanleihen kein Geld zu verlieren | finanzen.net

Vor 25 Jahren warfen zehnjährige Bundesanleihen noch 9 Prozent Zinsen ab. Seitdem gehen die Renditen im Trend nach unten und sind nun bei fast Null angekommen.

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Sicher ist zwar, dass deutsche Rentenpapiere sicher sind. Doch angesichts von Null-Renditen geht es für Investoren im kommenden Jahr vor allem darum, kein Geld mit Bundesanleihen zu verlieren.

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   Für den Zinstrend im vergangenen Vierteljahrhundert gibt es eine Reihe von Gründen: Die großen Zentralbanken legen schon immer ihre Devisenreserven zum Teil in Bundesanleihen an, sind damit eine starke Käufergruppe. Dazu waren während der Finanzkrise und der Eurokrise Anleihen von Schuldnern erster Bonität a la Deutschland als sichere Häfen gesucht. Die Schweizer Notenbank kaufte "Bunds" zur Anlage ihrer Euros aus Deviseninterventionen zur Schwächung des Franken. Und aktuell sorgt die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrem Anleihekaufprogramm für die finale Preisblase.

EZB-Käufe sorgen für Ungleichgewicht Folge ist ein steigender und wohl auch im kommenden Jahr anhaltender Nachfrageüberhang. Banken erwarten, dass Deutschland 2016 Anleihen in einem Volumen von rund 170 Milliarden Euro emittiert. Dem stehen Fälligkeiten in gleicher Höhe entgegen, die zu einem großen Teil wieder in neue Titel reinvestiert werden dürften.

   Doch eines hat sich geändert: Mit der EZB gibt es nun einen Käufer, der das Gleichgewicht stört. Die Notenbank wird 2016 Bundesanleihen und Länderanleihen mit einem Volumen von 138 Milliarden Euro kaufen.

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   Die Regel, dass das Interesse eines Anlegers sinkt, wenn mit einem Investment kein Geld zu verdienen ist, hat EZB-Präsident Mario Draghi außer Kraft gesetzt. Die Eurozone-Zentralbanken kaufen auch Anleihen mit negativer Rendite und nehmen somit bereits beim Kauf spätere Verluste in Kauf. Derzeit werfen Bundespapiere mit einer Laufzeit von bis zu 6 Jahren negative Renditen ab, sie sind damit für "normale" Investoren nicht mehr interessant.

Der Plan von Draghi funktioniert Die EZB verfolgt mit den Anleihekäufen mehrere Ziele. Den offiziellen, dass die Inflation in Euroland steigt. Dies ist bisher nicht der Fall, von der anvisierten Inflationsrate von knapp unter 2 Prozent ist die aktuelle Geldentwertung mit 0,1 Prozent noch weit entfernt. Auch das Wirtschaftswachstum bietet noch reichlich Raum für Verbesserung. So ist die Zahl der Arbeitslosen, vor allem in Südeuropa, noch immer viel zu hoch.

   Wenngleich nicht offizielles Ziel, so steht die Währung doch im Blick. So wiederholt Draghi seit Sommer 2012 sein Mantra, dass er alles tun werde, um den Euro zu erhalten. Seitdem fallen die Zinsen, vor allem in der Euro-Peripherie, und seit rund 18 Monaten wertet der Euro - hilfreich für die Exportchancen und damit das Wachstum - zum Dollar ab.

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   Ein weiterer inoffizieller Nebeneffekt der Anleihekäufe: Länder wie Spanien und Draghis Heimatland Italien können so ihre Staatsschulden sanieren. "Die ultralockere Geldpolitik der EZB entlastet vor allem die staatlichen Schuldner", fasst Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank, zusammen. Dies brauche zwar seine Zeit und funktioniere über eine schleichende Reduzierung der Schuldenlast durch negative Realzinsen, was wie eine Art Steuer wirke.

   Während die Investoren einen realen Wertverlust mit Staatsanleihen erleiden, schmelzen auf der anderen Seite die Schulden der Staaten. Und je länger der Plan funktioniert, desto besser für die überschuldeten Länder der Eurozone.

Zins-Prognose der Banken liefert kein Kaufargument Alles in allem erwarten die von Dow Jones Newswires befragten Banken für das kommende Jahr einen Verlust bei einem Investment in Bundesanleihen. Kürzere Laufzeiten werden auch noch in zwölf Monaten eine negative Renditen liefern, so ihre Prognose. Zum anderen rechnen die Zinsstrategen für Ende 2016 im Schnitt mit einer Rendite von 1 Prozent bei den zehnjährigen Bundesanleihen. Auf den ersten Blick sieht dies ermutigend aus: Aktuell liegt die Rendite bei gut 0,5 Prozent.

   Doch steigende Renditen sorgen im Gegenzug für fallende Kurse. Bei einer verdoppelten Rendite steht den Anleihen ein Kursverlust von rund 5 Prozentpunkten bevor. Unter dem Strich also ein schlechtes Geschäft für Investoren. Zudem zehren für deutsche Anleihebesitzer 25 Prozent Kapitalertragssteuer an der Rendite. Dazu kommt: Steigt die Inflation, wie von den Banken erwartet, bis Ende 2016 auf 1,1 Prozent, ist die Geldentwertung höher als der Zins. Der Realzins wird damit negativ, sprich mit Bundesanleihen ist kein Geld zu verdienen.

Mehr Rendite heißt höheres Risiko Wer einen positiven Realzins erzielen will, muss ein höheres Risiko eingehen, zum Beispiel mit Staatsanleihen aus Südeuropa. "Vor allem portugiesische und spanische Staatsanleihen bergen politische Risiken und sind anfällig für Rückschläge", warnt Marco Bargel von der Postbank.

   Eine Alternative bieten inflationsindexierte Anleihen, wie aus Deutschland oder anderen Ländern der Eurozone. "Diese Anleihen bieten Schutz gegen eine steigende Inflation", so Dirk Gojny, Anleihestratege der Nationalbank. Sie offerieren zwar meist nur eine geringe Rendite, haben allerdings kaum Kursrisiko und schützten den Investor, sollte die Inflation anspringen.

   Wer zum Kursrisiko zudem noch ein Währungsrisiko eingehen will, der kann in US-Anleihen investieren. Dort gibt es deutlich höhere Zinsen, zudem dürfte die US-Notenbank am 16. Dezember die Zinsen anheben. Diesem Schritt dürften im kommenden Jahr weitere folgen, was aber wiederum bei einem zu frühen Einstieg sinkende Kurse mit sich bringt.

Trend steigender Anleihen hält nicht ewig Der Trend steigender Anleihekurse und damit fallender Renditen hat die Verzinsung an den Nullpunkt geführt. Damit der Trend kippt, müssten zwei Voraussetzungen erfüllt werden: Die EZB hört auf, Monat für Monat für Milliarden Bundesanleihen zu kaufen. Doch dies ist vorerst nicht absehbar, das gerade Anleihekaufprogramm der EZB läuft zunächst bis März 2017. Nachdem Draghi es gerade um ein halbes Jahr verlängert hat, bleibt die Frage, ob es erneut ausgedehnt oder dann langsam reduziert oder schlagartig enden wird. Und zum anderen muss die Inflation anziehen.

   Doch für Anleihe-Anleger heißt dies: Wenn dieses beiden Bedingungen erfüllt sind, dürfte es 2017 noch schwieriger werden, Geld mit Bundesanleihen zu verdienen.

   Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

DJG/thl/smh Dow Jones Newswires

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