Rohstoff-Experte Weinberg: Bei Gold werden die Ängste zurückkehren
Gold hat in den vergangenen Wochen an Glanz verloren. Finanzen.net sprach mit Eugen Weinberg von der Commerzbank über die Gründe hierfür und die weiteren Perspektiven des Goldpreises.
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Finanzen.net: Der Goldpreis tendiert seit dem Jahreswechsel eher schwächer. Wie stufen Sie diese technische Korrektur ein?
Eugen Weinberg: In erster Linie als unproblematisch. Im Grunde genommen ist doch fast gar nichts passiert. Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen der US-Notenbank Fed haben den Investoren sogar eher neue Kaufargumente geliefert. Selbst das anziehende Wirtschaftswachstum sehe ich weniger als Problem, sondern vielmehr als Chance an. Gold war schließlich schon immer ein Luxusgut und dürfte somit bei steigenden Einkommen noch stärker nachgefragt werden. Aus charttechnischer Sicht besteht allerdings durchaus die Gefahr einer anhaltenden Korrektur.

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Sowohl bei ETFs als auch an den Terminmärkten haben sich die Nachfrage und der Optimismus spürbar beruhigt. Von welcher Seite droht Ihrer Meinung nach aktuell die größere Gefahr?
Ganz klar von den eher kurzfristig agierenden Spekulanten an den Futuresmärkten. Da sich ETF-Investoren tendenziell langfristig engagieren, droht meiner Meinung nach von dieser Seite kaum Verkaufsdruck. Weitaus größere Probleme sehe ich jedoch auf der Zinsseite. Durch die jüngsten Äußerungen von EZB-Chef Jean-Claude Trichet zur Inflationsgefahr und seinen Andeutungen zur künftigen Zinspolitik, könnte ein starker Zinsanstieg die Stimmung unter den Gold-Investoren spürbar belasten.
Welches Rückschlagspotenzial räumen Sie dem gelben Edelmetall ein und auf welchem Niveau sehen Sie eine interessante Einstiegschance?
Hier würde ich mich gerne auf die Charttechnik berufen. Ein temporärer Rückschlag unter 1.300 Dollar scheint durchaus möglich zu sein. Dieses reduzierte Kursniveau würde sich meiner Meinung nach dann wieder zum Einstieg anbieten. Vor allem Anleger aus dem Euroraum dürften angesichts der noch nicht überstandenen Schuldenkrise immer wieder in den sicheren Hafen Gold flüchten.
Obwohl die Inflation rund um den Globus deutlich angesprungen ist, kam der Goldpreis deutlich zurück. Wie erklären Sie sich dieses nicht ganz nachvollziehbare Phänomen?
Dies sollte man nicht überbewerten, schließlich achten die Notenbanken in erster Linie auf Kerninflationsraten, die sich bislang noch in akzeptablen Bahnen bewegen. Durch die Warnsignale der EZB nahm das Vertrauen in die Geldpolitik aber etwas zu und ließ das gelbe Edelmetall in den Hintergrund treten und dessen Preise in tiefere Regionen abrutschen. Fazit: Die Ängste der Anleger haben leicht nachgelassen, aber sie werden höchstwahrscheinlich wieder zurückkehren.
Welchem Edelmetall bzw. Rohstoff trauen Sie in der aktuellen Marktphase ein stärkeres Gewinnpotenzial als Gold zu?
Bei Edelmetallen halten wir Silber und Palladium für aussichtsreicher als Gold. Bei Agrarrohstoffen trauen wir Mais eine starke Aufwärtsbewegung zu, während bei den Industriemetallen Kupfer seine starke Performance weiter fortsetzen könnte. Im Bereich der Energierohstoffe lauten unsere Favoriten Kohle und Uran.
Zur Person:
Eugen Weinberg ist seit März 2007 Leiter des Rohstoff-Research-Teams der Commerzbank. Der Diplom-Wirtschaftsmathematiker ist in Russland geboren und hat dort die Moskauer Staatsuniversität abgeschloßen. Nach seinem MBA-Studium war er als Fondsmanager und Rohstoffanalyst bei der BW-Bank in Stuttgart beschäftigt. Im Anschluß daran hat er bei der DZ Bank in Frankfurt gearbeitet und dort das Rohstoff-Research aufgebaut. Bei der Commerzbank ist er mit seinem Team maßgeblich für die Erstellung der Prognosen und der Strategien im Rohstoffsektor verantwortlich.
