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Aufzughersteller: Fix nach ganz oben

12.06.13 17:00 Uhr

Der Immobilienboom in den Schwellenländern befeuert die Geschäfte der Fahrstuhlbauer. Die Branche muss immer höher hinaus, die 1000-Meter-Marke dürfte bald fallen.

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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag

Bis zum Öffnen der Flugzeugtüren vergeht bei einer gewöhnlichen Landung aus 1.000 Metern Höhe meist mehr als eine Viertelstunde. Mensch und Maschine bleibt genug Zeit für einen adäquaten Druckausgleich. Die Aufzüge des 1.000 Meter hohen Kingdom Tower im saudi-arabischen Dschidda werden da schneller sein müssen: 30 Sekunden für die Anpassung an den Umgebungsdruck — so lautet die Vorgabe der Projektleitung an die Konstrukteure.

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Heiklen Aufgaben haben sich Aufzughersteller schon immer stellen müssen. Vor gut 150 Jahren ging der Pionier Elisha Otis sein größtes Problem auf un­orthodoxe Art an. Otis wollte den größten Vorbehalt seiner Zeitgenossen gegenüber der senkrechten Personenbeförderung zerstreuen: Was geschieht, wenn das Seil reißt? Der Tüftler, der einen ­federgetriebenen Sicherungsmechanismus erfunden hatte, stellte sich auf der New Yorker Weltausstellung auf das Aufzugdach — und hieb das Halteseil mit einer Axt durch. Der Mechanismus griff, die Kabine stoppte, und der Gründer sicherte sich seine ersten Bestellungen.

Otis, inzwischen Teil des US-Mischkonzerns United Technologies, ist heute die weltweite Nummer 1 im Bau von Aufzügen. Auch der Marktführer bewirbt sich um den prestigeträchtigen Auftrag für das Milliardenprojekt in Saudi-Arabien. Die Amerikaner haben gute Chancen, schließlich gilt die Nummer 1 als Vorreiter bei Superwolkenkratzern und lieferte bereits die Lifte für das derzeit höchste Gebäude der Welt, den Burj Khalifa in Dubai.

Ran an den Turm
Die Konkurrenz aber ist Otis dicht auf den Fersen. Um den Deal im Kingdom Tower, mit dessen Bau Anfang des Jahres begonnen wurde, bewerben sich auch der Schweizer Aufzugspezialist Schindler sowie die finnische Kone, weltweite Nummer 2 respektive 4 der Zunft. Nur ThyssenKrupp aus Deutschland, mit seiner Aufzugsparte auf Rang 3, ist nicht mit von der Partie.

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Der Nahe Osten ist einer der größten Wachstumsmärkte für die Anlagenbauer. Das Öl macht die Staaten reich, das viele Geld befeuert einen ausgeprägten Immobilienboom. Die herrschende Oberschicht liebt es, ihren Wohlstand mit dem Bau eindrucksvoller Hochhäuser zu demonstrieren. Aus Opulenz wird dabei schon mal Gigantomanie, wie der 828 Meter hohe Burj Khalifa beweist.

Getoppt wird die Entwicklung nur noch in China. Keine Nation der Welt strebt mit ihrer Architektur so konsequent gen Himmel. Ziel der Chinesen ist es, die USA als Nation mit den meisten Wolkenkratzern auf dem Planeten abzulösen. Bis 2017 sollen zwischen Chong­qing im Westen und Shanghai im Osten mehr als 800 Gebäude mit über 150 Meter Höhe stehen. Diese Marke gilt inzwischen als Schwelle für die wahren Wolkenkratzer. Da kämen die USA mit ihren bis dahin etwa 570 Gebäuden dieser Kategorie nicht mehr mit.

Der Boom in den Emerging Markets lässt auch das Auftragsvolumen der auf den Hochbau spezialisierten Konstrukteure ansteigen. In zwei Jahren soll die Branche 90 Milliarden Dollar umsetzen, schätzt der US-Branchendienst Freedonia. Zum Vergleich: 2010 waren es noch rund 60 Milliarden. Damit wächst das globale Liftgeschäft mit gut sechs Prozent pro Jahr — in China werden allerdings locker zweistellige Zuwachsraten erreicht.

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Trick gegen den Absturz
Für einen kämpfenden Konzern wie ThyssenKrupp klingt das nach Rettung. Die Essener haben massive Probleme im Kerngeschäft Stahl und versenkten 2012 fast fünf Milliarden Euro. Vorstand Heinrich Hiesinger hat jetzt eine Asien-Offensive angekündigt: Der Manager, der aus dem Stahl- einen Technologiekonzern formen will, investiert in den nächsten fünf Jahren knapp 300 Millionen Euro in fünf neue Werke in China. Ein Schwerpunkt: die Aufzugsparte, hier sollen 15.000 Mitarbeiter eingestellt werden.

Das Geschäft bewegt sich jetzt schon meilenweit über den Niederungen des Stahlbereichs und lieferte in den vergangenen Jahren stete Gewinne. Im jüngsten Quartal kletterte der Auftragseingang auf ein neues Rekordniveau. Die rund elf Prozent Gewinnmarge, die Hiesinger für das laufende Jahresviertel verspricht, liegt in etwa gleichauf mit der der Konkurrenten Kone und Schindler.

Die Margen scheinen angesichts der Kennzahlen der Nummer 1 ausbaufähig: Über 20 Dollar operativen Gewinn verdient Otis pro hundert Dollar Umsatz — eine Rendite, die nur wenige Maschinenbauer vorweisen können.

Neben dem Hochhausboom in Asien und im Nahen Osten trägt eine Eigenheit der Industrie zur hohen Profitabilität bei: Die Kosten für die Lifte sind gemessen an den Gesamtbudgets für die Gebäude überschaubar. Die 56 Aufzüge für den Kingdom Tower etwa dürften laut Schätzungen deutlich unter 100 Millionen Dollar kosten — das Gesamtprojekt ist mit 1,2 Milliarden veranschlagt. Architekten großer Gebäude holen sich deshalb lieber gleich Markenqualität ins Haus, als zu riskieren, dass Käufer oder Mieter später in zweitklassigen Lifts stecken bleiben.

Deshalb konzentriert sich das Geschäft auf die Platzhirsche. Die Big Four teilen sich, je nach Schätzung, zwischen gut der Hälfte und zwei Dritteln des Weltmarktes auf. Sie verdienen doppelt am Sicherheitsbedürfnis ihrer Klientel: Zwischen 2.000 und 5.000 Dollar kostet die Wartung eines Aufzugs im Jahr. Ein Tropfen Öl hier, eine Inspektion da — die Servicemargen sind mit etwa 30 Prozent besonders fett.

Man kennt sich, die Geschäfte laufen wie geschmiert. Kein Wunder, dass die etablierten Vier sich gelegentlich offenbar auch über höchst sensible Dinge wie Verkaufspreise austauschen. Die EU-Kommission kam 2007 einem Preiskartell auf die Schliche und verhängte eine Rekordstrafe in Höhe von knapp einer Milliarde Euro. Betroffen waren Tochterfirmen aller vier Unternehmen.

Ausschreibungen wie die in Dschidda fachen gleichwohl den Konkurrenzkampf an. Kone würde nur zu gern einen Coup im Nahen Osten landen — und Otis als Ausrüster des weltweit höchsten Gebäudes ablösen. Die Nordeuropäer konzentrieren sich eigentlich auf die Gebäude-Mittelklasse und sind damit vor allem in China sehr erfolgreich. In der Volksrepublik erlebten Hochhäuser im Wohnungsbau zuletzt einen wahren Boom. Den Finnen gelang es, sich an die Spitze des schnell wachsenden Marktes zu setzen.

Schnelle Finnen
Schon einmal lieferte Kone die Fahrstühle des höchsten Gebäudes der Welt, des Taipeh 101 (siehe unten). Um wieder an die technische Spitze vorzustoßen, testen die Finnen ihre neuesten Produkte in einem 300 Meter tiefen Schacht in einer ehemaligen Kreidemine. Die Kabinen werden dort auf bis zu 70 Stundenkilometer beschleunigt.

Bei Otis feilt man unterdessen — wie bereits im 19. Jahrhundert — an einem neuen Bremssystem. Das Projekt ist streng geheim, schließlich gilt es, die Konkurrenz auf Abstand zu halten. Zugleich sind die Anforderungen ungleich höher als in der Gründerzeit: Beim Fall einer Kabine aus 1.000 Metern Höhe würde so viel Energie frei wie beim Sturz eines Kleinlasters von einer hohen Klippe. Elishas Federmechanismus wäre da ein wenig überfordert.

Investor-Info

Kone
In China aufgestiegen

Die Finnen sind die Nummer 1 im wachstumsstärksten Markt der Welt, in China. Deshalb weist Kone mit rund zehn Prozent das größte Umsatzwachstum in der Branche aus. Eine Herausforderung liegt darin, Neuinstallationen in Serviceverträge umzusetzen. Morgan Stanley schätzt, dass Kone etwa 60 Prozent seiner Aufzüge selbst wartet — eine hohe Quote. Die Aktie ist zwar teuer, die gute Marktposition in China relativiert dies aber. Topaktie.

United Technologies
In den USA verdrahtet

Die Aufzugtochter Otis lieferte im vergangenen Jahr 21 Prozent des Umsatzes des US-Mischkonzerns und mit über 20 Prozent die höchsten operativen Gewinnmargen. Zuletzt liefen die Geschäfte mit Flugzeugturbinen (Pratt & Whitney) sowie anderer Luftfahrttechnik jedoch dynamischer. Der Konzern hat mit 56 Prozent Umsatzanteil den Schwerpunkt auf dem Heimatmarkt. United Tech profitiert damit von der anziehenden US-Konjunktur. Attraktiv.

Fahrstühle
Geliftete Technik

Die höchsten Gebäude der Welt stellen enorme technische Ansprüche an die Transportsysteme. Die schiere Höhe macht große Geschwindigkeiten erforderlich, um Passagiere in akzeptabler Zeit zu befördern. Die Doppeldeckerlifte des Burj Khalifa transportieren Besucher mit zehn Metern pro Sekunde, umgerechnet 36 Stundenkilometern, und sind damit die schnellsten Doppellifte der Welt. Als fixeste Einfachaufzüge gelten jedoch die des Taipeh 101, des mit 509 Metern vor 2010 höchsten Wolkenkratzers auf dem Planeten. Die Lifte des taiwanesischen Gebäudes, das 2004 eröffnet wurde, bringen es auf knapp 17 Meter pro Sekunde Aufstiegsgeschwindigkeit. Das entspricht gut 60 Stundenkilometern. Die Technik wurde von Kone und Toshiba entwickelt. Der schnellste Lift Europas befindet sich im ehemaligen Daimler-Chrysler-Quartier in Berlin und stammt von Thyssen. Der Lift fährt mit 8,5 Metern pro Sekunde. In Standardaufzügen werden etwa halb so hohe Geschwindigkeiten erreicht.

Um Platz zu sparen, entwickelte der amerikanische Hersteller Otis für die Lifte des Burj Khalifa besonders kompakte Elektroantriebe. Die Forschungsabteilungen der Hersteller arbeiten unterdessen schon an Magnetantrieben, die noch platzsparender sind. Langfristig dürften die Transportsysteme Vertikal- und Horizontalbewegungen kombinieren und damit die Gestaltungsfreiheit der Architekten erhöhen.

Nachrichten zu thyssenkrupp AG

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Analysen zu thyssenkrupp AG

DatumRatingAnalyst
16.05.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
15.05.2025thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
15.05.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
30.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
11.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
DatumRatingAnalyst
15.05.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
25.02.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
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13.02.2025thyssenkrupp BuyBaader Bank
26.11.2024thyssenkrupp BuyBaader Bank
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16.05.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
15.05.2025thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
30.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
11.04.2025thyssenkrupp HoldDeutsche Bank AG
13.03.2025thyssenkrupp NeutralJP Morgan Chase & Co.
DatumRatingAnalyst
25.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
19.11.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
26.07.2024thyssenkrupp UnderweightBarclays Capital
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