Deutsche Unternehmen im Fokus: China im Übernahmefieber

Von einer Übernahme durch ein Unternehmen aus China können deutsche Firmen durchaus profitieren. Worauf es die Investoren abgesehen haben und warum viele Ängste grundlos sind.
Werte in diesem Artikel
von Karl Fesenmeyer, Gastautor von Euro am Sonntag
Die Übernahme des Augsburger Roboterspezialisten Kuka durch den chinesischen Hausgerätehersteller Midea ist nur das jüngste Beispiel einer ganzen Reihe ähnlicher Transaktionen. Bereits im Januar wurde mit dem Spritzgießmaschinen-Hersteller Krauss-Maffei ein weiteres Schwergewicht des deutschen Maschinenbaus an chinesische Investoren verkauft - für fast eine Milliarde Euro. Mit Kiekert (Autozulieferer), Putzmeister (Betonpumpen) und Kion (Gabelstapler) sind weitere namhafte Unternehmen aus Deutschland in chinesischer Hand. Investoren aus China haben offenbar Appetit auf hiesige Unternehmen, die Markt- und/oder Technologieführer in ihrem Bereich sind.
Nicht selten rufen solche Übernahmen Ängste hervor, wie sich bei Kuka beispielhaft zeigen lässt. Das Augsburger Unternehmen gilt als führender Hersteller von Industrierobotern und spielt in der Industrie 4.0 eine Schlüsselrolle. Gerade in die Technologie der vernetzten Fertigung setzte die Politik im Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit des Hochkostenstandorts Deutschland große Hoffnungen. Bis in höchste Regierungskreise hinein wurden Befürchtungen laut, der Investor aus China könne nur an der Technologie interessiert sein und dabei Investitionen in die deutschen Fertigungs- und Entwicklungsstandorte vernachlässigen. Der Ruf nach einem Alternativangebot aus der deutschen Industrie blieb jedoch ungehört.
Partner aus China bietet mehr
Möglichkeiten zur Expansion
Zahlreiche Beispiele zeigen aber, dass solche Ängste kaum zu begründen sind. Im Gegenteil kann ein chinesischer Investor viele Vorteile haben. Wir selbst haben Anfang des Jahres den Verkauf eines deutlich kleineren, technologisch aber hochinteressanten deutschen Unternehmens begleitet: Krauth Technology, ein mittelständischer Anbieter für Fahrscheinautomaten, wurde von dem Alteigentümer Nußbaum, einem Hersteller für Hebebühnen, an die chinesische Dutech Holdings verkauft. Auch im Umfeld dieser Übernahme gab es Befürchtungen wegen eines Abzugs von Produktion und Technologie nach China. Wer heute mit dem Geschäftsführer Kai Horn spricht, stellt fest: Das Gegenteil ist der Fall. Die Chinesen investieren in den Standort im baden-württembergischen Eberbach. Und sie stellen die notwendige Liquidität sicher, damit das Unternehmen Neuentwicklungen und die Produktion größerer Aufträge finanzieren kann. Die Geschäftsführung wurde mit Mitarbeitern aus dem Unternehmen besetzt und um zwei Vertreter aus China erweitert, von denen einer sehr gut Deutsch spricht, in Aachen studiert und einige Zeit in Berlin gearbeitet hat, sodass es zu keinen "kulturellen Missverständnissen" kommt.
Im vergangenen Jahr hat Krauth mit 125 Mitarbeitern einen Umsatz von 12,5 Millionen Euro gemacht. Für große Aufträge, zum Beispiel der Deutschen Bahn, konnte sich das Unternehmen trotz seines hohen Technologieniveaus nie bewerben, weil die Liquidität und die Kapazität dafür nicht ausgereicht hätte. Bisher wurden Serien von bis zu 200 Automaten gefertigt, künftig kann Krauth auch Aufträge von 1.000 und mehr Geräten bewältigen. Kürzlich konnte Krauth eine Bestellung von 1.600 Automaten annehmen.
Unter dem Dach des chinesischen Investors stehen nun auch neue Märkte offen: Zunächst expandiert die Firma ins europäische Ausland. Aber auch der Schritt nach China ist vorgesehen, wo der öffentliche Personennahverkehr ein kaum zu unterschätzender Wachstumsmarkt ist. Hinzu kommt, dass Krauth auch im Einkauf profitiert. Elektronik- und Gehäusekomponenten können in China zu einem Bruchteil des Preises erworben werden, der in Deutschland zu zahlen ist. Das Beispiel Krauth zeigt, dass ein Unternehmen nicht unbedingt groß sein muss, um in den Fokus chinesischer Investoren zu kommen.
Nun sind chinesische Investoren keine Philanthropen. Sie erwarten eine vernünftige Rendite und eine Wachstumsperspektive. Sie verlangen ein Reporting, das die Lage des Unternehmens realistisch zeigt. Die kulturellen Unterschiede zwischen Chinesen und Deutschen stellen im Großen und Ganzen kein unüberwindliches Hindernis dar. So haben chinesische Investoren die ihnen bisher völlig unbekannte Arbeitnehmervertretung in deutschen Unternehmen stets akzeptiert.
Auch für den Verkäufer kann ein chinesischer Investor Vorteile haben: Die dortigen Unternehmen sind bereit, für attraktive Unternehmen hohe Preise zu zahlen. Das liegt zum einen an dem großen Finanzpolster, das in China nach Jahren des Handelsbilanzüberschusses vorhanden ist. Zum anderen gelten die Börsen in China als überbewertet und entsprechend unattraktiv, was das Interesse von Investoren auf Ziele außerhalb des Landes lenkt.
Deutschland im Fokus der
Investoren aus Fernost
Bei der Unternehmensbewertung ist
in China ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von mehr als 20 üblich, selbst 60 bis 70 kommen vor. Im DAX notierte Unternehmen haben hingegen ein KGV von aktuell 12. Eine höhere Bewertung des deutschen Unternehmens durch einen chinesischen Investor ist dabei durchaus zu rechtfertigen, weil allein schon eine mögliche Expansion nach China die Geschäftsaussichten verbessert.
Ist der Käufer ein chinesisches Privatunternehmen, kann der Verkaufsprozess sehr schnell gehen: Oft dauert er nur zwei bis vier Monate. Bei staatlichen Unternehmen kann es wegen der politischen Entscheidungsprozesse in China etwas länger dauern. Die Bedeutung von Staatsbetrieben im Geschäft mit Verschmelzungen und Übernahmen (M & A) ist jedoch gering. Rund 60 Prozent der Käufer sind reine Privatunternehmen.
2016 wird ein Rekordjahr, sowohl bei der Zahl als auch beim Transaktionsvolumen der Übernahmen deutscher Unternehmen durch Investoren aus China. Im ersten Halbjahr hat die Unternehmensberatung EY bereits 37 solcher Transaktionen gezählt. Im Gesamtjahr 2015 waren es 39. Damit liegt Deutschland in Europa weit vor Frankreich (23) und Großbritannien (20). Investoren aus China sind nach den USA (64) und der Schweiz (45) die drittgrößte Gruppe von Firmenkäufern in Deutschland.
Letztendlich gibt es auch einen wirtschaftspolitischen Grund, solchen Transaktionen positiv gegenüberzustehen. Deutschland hat wie kaum eine Volkswirtschaft von der Globalisierung und dem offenen Handel mit China profitiert. Offene Märkte müssen aber auch offen sein für Investitionen.
zur Person:
Karl Fesenmeyer,
Vorstand bei IMAP
Diplom-Kaufmann Fesenmeyer ist Vorstand und Gründungsgesellschafter bei IMAP M & A Consultants, dem deutschen Partner der weltweit tätigen IMAP-Organisation. Mit über 400 Beratern und Niederlassungen in 35 Ländern sowie mehr als 200 Transaktionen jährlich zählt IMAP zu den ältesten und größten Organisationen für Mergers & Acquisitions. IMAP berät vorwiegend Familienunternehmen aus dem Mittelstand und deren Gesellschafter.
Ausgewählte Hebelprodukte auf Dutech
Mit Knock-outs können spekulative Anleger überproportional an Kursbewegungen partizipieren. Wählen Sie einfach den gewünschten Hebel und wir zeigen Ihnen passende Open-End Produkte auf Dutech
Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
| Name | Hebel | KO | Emittent |
|---|
| Name | Hebel | KO | Emittent |
|---|
Weitere Dutech News
Bildquellen: William Ju / Shutterstock.com, IMAP
Nachrichten zu KION GROUP AG
Analysen zu KION GROUP AG
| Datum | Rating | Analyst | |
|---|---|---|---|
| 24.10.2025 | KION GROUP Buy | Deutsche Bank AG | |
| 23.10.2025 | KION GROUP Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
| 14.10.2025 | KION GROUP Kaufen | DZ BANK | |
| 09.10.2025 | KION GROUP Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
| 06.10.2025 | KION GROUP Buy | Deutsche Bank AG |
| Datum | Rating | Analyst | |
|---|---|---|---|
| 24.10.2025 | KION GROUP Buy | Deutsche Bank AG | |
| 23.10.2025 | KION GROUP Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
| 14.10.2025 | KION GROUP Kaufen | DZ BANK | |
| 06.10.2025 | KION GROUP Buy | Deutsche Bank AG | |
| 06.10.2025 | KION GROUP Buy | Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG |
| Datum | Rating | Analyst | |
|---|---|---|---|
| 09.10.2025 | KION GROUP Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
| 24.09.2025 | KION GROUP Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
| 09.09.2025 | KION GROUP Hold | Jefferies & Company Inc. | |
| 12.08.2025 | KION GROUP Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
| 30.07.2025 | KION GROUP Hold | Jefferies & Company Inc. |
| Datum | Rating | Analyst | |
|---|---|---|---|
| 29.02.2024 | KION GROUP Underperform | Bernstein Research | |
| 23.01.2024 | KION GROUP Underperform | Bernstein Research | |
| 09.01.2024 | KION GROUP Underperform | Bernstein Research | |
| 09.01.2024 | KION GROUP Underperform | Bernstein Research | |
| 04.01.2024 | KION GROUP Underperform | Bernstein Research |
Um die Übersicht zu verbessern, haben Sie die Möglichkeit, die Analysen für KION GROUP AG nach folgenden Kriterien zu filtern.
Alle: Alle Empfehlungen
