Merck KGaA: Hier ist Kursdoping drin

Die Darmstädter übernehmen für 13 Milliarden Euro das US-Unternehmen Sigma-Aldrich. Warum die Börse den teuren Deal feiert.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Merck baut weiter auf das Drei-Säulen-Modell", beteuert Vorstand Karl-Ludwig Kley. Angesichts der Größe dieses Deals war mancher Beobachter verunsichert: Rund 13 Milliarden Euro zahlt Merck KGaA für Sigma-Aldrich, einen Hersteller von Spezialchemikalien für Labore aus den USA. Es ist die größte Übernahme in der 346-jährigen Firmengeschichte der Darmstädter.
Wenige Tage zuvor erst hatte der Leverkusener Bayer-Konzern die Abspaltung seines Kunststoffgeschäfts bekannt gegeben. Bayer will sich künftig nur noch auf die zwei Standbeine Agrochemie und Arzneientwicklung konzentrieren.
Kleys Botschaft dagegen ist klar: Am Geschäftsmodell ändert sich bei Merck nichts. Kley hält sowohl an der Pharmasparte Merck Serono und der gerade gestärkten Laborausrüstersparte Merck Millipore als auch an der Spezialchemie fest, die Ende 2013 durch den Kauf der britischen AZ Electronic Materials ausgebaut wurde. Der Schwerpunkt des DAX-Konzerns verlagert sich aber hin zum sogenannten Life-Science-Geschäft und zur Chemie. Mit Sigma-Aldrich erwirbt Merck einen Hersteller von Substanzen und Verbrauchsprodukten für Labore sowie für die Forschungsabteilungen von Pharma- oder Biotechfirmen. Das Sortiment von Sigma-Aldrich umfasst rund 300.000 Chemikalien, die meist in kleinen Mengen verkauft werden. Das Geschäft ist lukrativ: Die operative Gewinnmarge von Sigma-Aldrich liegt bei etwa 30 Prozent - und damit einen Tick über der Profitabilität von Millipore, das auf rund 25 Prozent Marge kommt.
Wachstumsmarkt Life Science
Kley hat hier einen Markt ausgemacht, der jährlich im mittleren einstelligen Prozentbereich zulegt. Der Pharmasektor gilt branchenweit hingegen als eher wachstumsschwach. Das Life-Science-Geschäft wird künftig mit knapp fünf Milliarden Euro Jahresumsatz eine starke Nummer 2 im Konzern hinter der Pharmasparte Merck Serono, die über sechs Milliarden Euro auf die Waage bringt. Die Analysten der Commerzbank schätzen, dass der Anteil am operativen Gewinn der Sparte Merck Millipore bis 2016 von etwa 20 auf fast 40 Prozent steigt.
Der größte Vorteil aber liegt darin, dass Sigma-Aldrich gut zu Millipore passt. "Die Geschäfte ergänzen sich sowohl von den Produkten als auch regional gut", sagt Ulrich Huwald, Analyst bei M.M. Warburg. Dafür musste Kley jedoch tief in die Tasche greifen. Ohne Berücksichtigung von Synergien entspricht der Kaufpreis etwa dem 20-Fachen des operativen Jahresgewinns (Ebitda). Für Zukäufe wurde in der Branche in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt lediglich das Zehnfache gezahlt.
Sigma-Aldrich soll allerdings von Anfang an Geld in die Kasse spülen. Den Cashflow braucht Merck auch, um die Produktentwicklung im Pharmabereich voranzutreiben. Die Pipeline brachte in den jüngsten Jahren nicht viel Brauchbares hervor. Doch Pharmachef Stefan Oschmann gilt als Hoffnungsträger, die jüngste Präsentation überzeugte wohl. "Die Pipeline ist noch mit Unsicherheiten behaftet. Aber durchaus vielversprechend", sagt Analyst Huwald.
Die bittere Pille steckt künftig in der Bilanz: Der geplante Zukauf wird das Verschuldungsniveau auf mehr als 17 Milliarden Euro verdreifachen. Die Ratingagentur Moody’s überprüft die Bewertung, es droht eine Herabstufung der Kreditwürdigkeit. Daraus ergeben sich Risiken, möglicherweise künftig eine höhere Zinsbelastung. Vorstandschef Kley muss also zusehen, dass er die Schulden möglichst zügig herunterfährt - andernfalls könnte das soeben bestätigte Drei-Säulen-Modell aus dem Gleichgewicht geraten.
Investor-Info
Merck KGaA
Kursdoping
Die Akquisition bringt Merck eine ausgeglichenere Umsatz- und Gewinnverteilung und stärkt außerdem das Geschäft außerhalb des mit Risiken behafteten Pharmabereichs. Analysten erhöhten ihre Gewinnprognosen. Allerdings müssen die hohen Schulden möglichst rasch abgebaut werden. Die Aktie sprang stark an. Das Papier hat charttechnisch einen massiven Widerstand überwunden. Attraktiv.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: 360b / Shutterstock.com
Nachrichten zu Merck KGaA
Analysen zu Merck KGaA
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03.06.2025 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.05.2025 | Merck Buy | Deutsche Bank AG | |
27.05.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
16.05.2025 | Merck Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
16.05.2025 | Merck Buy | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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03.06.2025 | Merck Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
30.05.2025 | Merck Buy | Deutsche Bank AG | |
16.05.2025 | Merck Buy | Goldman Sachs Group Inc. | |
16.05.2025 | Merck Buy | Deutsche Bank AG | |
16.05.2025 | Merck Buy | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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27.05.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
28.04.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
10.04.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
06.03.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research | |
07.01.2025 | Merck Market-Perform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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06.03.2023 | Merck Verkaufen | DZ BANK | |
02.03.2023 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
07.02.2023 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. | |
02.02.2023 | Merck Verkaufen | DZ BANK | |
15.11.2022 | Merck Sell | Goldman Sachs Group Inc. |
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