Neue Besen kehren gut

Lanxess: Zachert packt’s an

06.05.14 03:00 Uhr

Der Spezialchemiekonzern Lanxess steht vor einem grundlegenden Umbau. Mit dem neuen Chef soll der Kurswechsel gelingen - doch dazu muss dieser radikale Maßnahmen ergreifen.

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von Florian Westermann, Euro am Sonntag

Neue Besen kehren gut - daran glaubt man auch beim Spezialchemiekonzern Lanxess. Seit 1. April hält Matthias Zachert das Zepter in der Hand. Der vormalige Finanzvorstand beim Pharmakonzern Merck ist mit 46 Jahren der jüngste Chef eines DAX-Konzerns. Von seinem Büro in fast 100 Metern Höhe blickt der begeisterte Hobbyläufer auf Rhein und Kölner Dom. Und von hier oben verschafft sich Zachert einen Überblick übers Geschäft.

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Den braucht der Neue auch, denn jetzt wird es ernst. Bei der Vorlage der Quartalszahlen am 8. Mai wird Zachert wohl erste Pläne zum Konzernumbau vorlegen. Konkrete Maßnahmen dürfte der Manager im September auf dem Kapitalmarkttag verkünden. "Ich bin mir sicher, dass wir Lanxess in die Erfolgsspur zurückbringen", sagt Zachert.

Seinem Vorgänger Axel Heitmann wurde zum Verhängnis, nicht auf die veränderten Marktbedingungen reagiert zu haben, sagen Insider. Lanxess ist stark abhängig von der Automobilkonjunktur. Das Geschäft mit Synthetik-Kautschuk für die Auto- und Reifenbranche steuert rund 40 Prozent zum Umsatz bei. Der kriselnde Automarkt in Europa und die gefallenen Kautschukpreise hinterließen im vergangenen Jahr lange Bremsspuren in der Lanxess-Bilanz. Der Umsatz war rückläufig, das Nettoergebnis negativ. Die Dividende wurde halbiert.

Lanxess soll zurück in die Spur
Zachert ist angetreten, den Trend umzukehren und "Bayers Reste­rampe", wie Lanxess einst verspottet wurde, wieder auf ein stabiles Fundament zu stellen. Einarbeiten muss sich der ausgewiesene Finanzexperte kaum. Vor seinem Wechsel zu Merck 2011 war der Vater dreier Kinder bereits unter Ex-Chef Heitmann Finanzvorstand bei Lanxess. Der Halbmarathonläufer, der die 21,1 Kilometer lange Strecke in weit unter zwei Stunden schafft, gilt als im Konzern bestens vernetzt.

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Von der Börse erhielt der neue Mann an der Spitze üppige Vorschusslorbeeren. Seit Bekanntgabe des Führungswechsels Ende Januar stieg die Lanxess-Aktie um rund ein Fünftel - der DAX gab leicht nach. Der gebürtige Bonner gilt als Sanierer, der in schwierigen Zeiten eine Neuausrichtung erfolgreich bewältigen kann.

Gleichwohl steht Zachert vor einer Mammutaufgabe. Er muss an der Ertragsschraube drehen und die Kostenstruktur verbessern. Er muss den Rotstift fest in der Hand behalten und das bereits unter Heitmann initiierte Sparprogramm ausdehnen. Der Exchef hatte beschlossen, 1.000 Stellen zu streichen. Zachert will auch für größere Disziplin beim Geldausgeben sorgen.

Vor allem aber muss der Shootingstar unter Deutschlands Managern die Abhängigkeit vom Autosektor verringern. Die Bereiche Agrarchemie und Wasseraufbereitung durch Übernahmen zu stärken wäre denkbar, aber jeder größere Zukauf würde einen Kraftakt darstellen. Lanxess’ finanzieller Spielraum ist mit einer Nettoverschuldung von rund 1,7 Milliarden Euro begrenzt - und eine Kapitalerhöhung würde bei den Anteilseignern wohl auf wenig Gegenliebe stoßen. "Zachert muss dringend einen Zauberstab schwingen", sagt Oliver Schwarz, der Lanxess als Chemie-Analyst bei MM Warburg seit Jahren begleitet.

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Verkäufe nicht ausgeschlossen
Unter den herrschenden Rahmenbedingungen könnte Zachert strategische Partner für bestimmte Geschäftsbereiche suchen oder ganze Unternehmensteile auf den Prüfstand stellen. Der Verkauf der Keltan-Sparte etwa - ein Kunststoff, der in der Fahrzeug- und Bauindustrie zum Einsatz kommt - könnte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, sagt Experte Schwarz.

Zachert könnte Kosten senken und gleichzeitig die finanzielle Flexibilität des Chemiespezialisten verbessern. Außerdem wäre der neue Chef ein Sorgenkind los. Der hohe Vorjahresverlust ist vor allem auf eine Wertberichtigung bei der Keltan-Sparte zurückzuführen, die unter Überkapazitäten und einer schwachen Nachfrage leidet.

Ernsthafte Sorgen, dass sein Lauf als Lanxess-Chef schon bald wieder beendet sein könnte, muss sich Zachert nicht machen. Die Spekulationen um eine Übernahme von Lanxess dürften im Sande verlaufen. Ein direkter Konkurrent hätte bei einer Übernahme durch die starke Stellung der Kölner im Kautschuk-Bereich mit erheblichen kartellrechtlichen Hürden zu kämpfen. Und für einen Finanzinvestor wird eine Übernahme und anschließende Zerschlagung immer unattraktiver, je weiter die Aktie voranstürmt. Mit Zachert haben die Kölner einen Mann an der Spitze, der nicht nur in Laufschuhen langen Atem beweist. Der Manager muss aber noch etliche Hürden überwinden - und zeigen, dass er seinem Ruf als Ausdauerwunder gerecht wird.

Investor-Info

Lanxess
Aktie mit Zachert-Prämie

Die Anleger setzen große Stücke auf Zachert. Seit der Ankündigung des Chefwechsels zog der Aktienkurs kräftig an. Dementsprechend hoch ist auch das Potenzial für eine Enttäuschung, sollte sich der Neue verrennen. Analysten rechnen in diesem Jahr mit einem operativen Gewinnplus von rund zehn Prozent. Die hohe Bewertung nimmt bereits viel vorweg. Die Aktie ist derzeit eine Halteposition.

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DatumRatingAnalyst
30.09.2025LANXESS UnderperformJefferies & Company Inc.
26.09.2025LANXESS UnderweightJP Morgan Chase & Co.
25.09.2025LANXESS HaltenDZ BANK
25.09.2025LANXESS SellGoldman Sachs Group Inc.
24.09.2025LANXESS BuyWarburg Research
DatumRatingAnalyst
24.09.2025LANXESS BuyWarburg Research
18.08.2025LANXESS BuyDeutsche Bank AG
15.08.2025LANXESS BuyWarburg Research
15.08.2025LANXESS BuyDeutsche Bank AG
14.08.2025LANXESS BuyWarburg Research
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25.09.2025LANXESS HaltenDZ BANK
24.09.2025LANXESS HoldDeutsche Bank AG
24.09.2025LANXESS NeutralUBS AG
15.09.2025LANXESS HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
15.09.2025LANXESS NeutralUBS AG
DatumRatingAnalyst
30.09.2025LANXESS UnderperformJefferies & Company Inc.
26.09.2025LANXESS UnderweightJP Morgan Chase & Co.
25.09.2025LANXESS SellGoldman Sachs Group Inc.
23.09.2025LANXESS UnderperformJefferies & Company Inc.
28.08.2025LANXESS UnderweightJP Morgan Chase & Co.

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