Siemens: Macher mit Hausmacht
Anfang November stellt Joe Kaeser erstmals als Chef die Bilanz vor. Die wird grottenschlecht ausfallen. Doch Börsianer setzen darauf, dass der Neue die Wende schafft.
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von Stephan Bauer, Euro am Sonntag
Joe Kaeser sieht sicher gut aus, wenn er Anfang November in Berlin zum ersten Mal als Chef die Jahresbilanz von Siemens vorstellt. Der braungebrannte 56-Jährige wirkt in diesen Tagen schlank und dynamisch wie selten. Die Konzernzahlen dürften im Kontrast dazu noch blasser erscheinen.
Gegenwind von der Konjunktur, verspätet ausgelieferte ICE-Züge, hohe Abschreibungen auf das im Boom gekaufte Solargeschäft, milliardenschwere Fehlkalkulationen bei Stromleitungen in der Nordsee — das Siemens-Jahr war ein Flop. Der Gewinn der fortgeführten Geschäfte rauscht nach unten.
Nach rund 30 Prozent Gewinnschwund 2012 wird Kaeser den Verlust von abermals einem Fünftel des Profits vermelden. Die operative Marge dürfte bei gut sieben Prozent liegen. Welten trennen die Deutschen inzwischen vom US-Rivalen General Electric (GE) mit seinen deutlich über zehn Prozent Rendite. Als Finanzchef konnte Kaeser den Trend nicht stoppen. Die Schlüsselfrage für Investoren lautet deshalb: Kann Kaeser es als Lenker des Gesamtkonzerns?
Die Börse hat ihre Antwort bereits gegeben: Ja. Um 13 Prozent stieg die Siemens-Aktie seit Kaesers Amtsantritt Anfang August. Der Ruf des Vorstands unter Finanzleuten ist trotz der vielen Gewinnwarnungen des DAX-Konzerns in den vergangenen Jahren makellos. Die Fehler werden Löscher zugerechnet.
Harte Worte an die Belegschaft
Die Vorschusslorbeeren quittiert der neue Chef mit Tatendrang. „Wir waren gleichauf mit dem Wettbewerb. Da müssen wir wieder hin“, gibt Kaeser die Marschrichtung vor. Sprich, die Marge muss dem Erzrivalen GE wieder Paroli bieten.
Um künftig straffer durchregieren zu können, baut Kaeser seine Machtbasis aus — und macht dabei keine Gefangenen. Löscher-Leute werden reihenweise entsorgt: Personalchefin Brigitte Ederer, Strategiemann Peter Herweck, Compliance-Vorstand Peter Solmssen. Auch die vom Vorgänger eingeführte Regionalstruktur mit ihren Oberregionen kehrt der neue Boss wieder um. Die Macht geht wieder an Landeschefs, die Kaeser seit Jahren gut kennt.
Das Sparprogramm inklusive dem Abbau von rund 15.000 Stellen wird gerade abgearbeitet. Und von den Siemensianern, die bleiben, fordert der Bayer mehr Einsatz: „Wer nicht mitzieht, muss sich eine andere Firma suchen“, lautet die Warnung.
Die Kommunikation mit Investoren will Kaeser weiterführen und selbst über Zu- und Verkäufe entscheiden. Beides lag vormals im Finanzressort. Dessen neuer Leiter, Ralf Thomas, gilt als eher still und loyal — anders als Kaeser in seiner vorigen Rolle als Finanzvorstand.
Bei aller Härte ist der neue Chef beliebt im Konzern. Kaum einer kennt Siemens besser. Die Belegschaft nimmt es ihm ab, wenn er staatsmännisch ankündigt, wieder Ruhe in den aufgewühlten Konzern bringen zu wollen.
Starker Chef, harte Schnitte
So stark war Löscher zu keinem Zeitpunkt. Das sind gute Voraussetzungen auch für größere Schnitte. Der von Löscher eingeführte vierte Sektor etwa, Infrastruktur & Städte, steht auf dem Prüfstand. Zwar sind hier die Bahn- und Gebäudetechnik noch gesetzt, trotz vieler Pannen im Zugsegment. Anders sieht es jedoch bei der Niederspannungstechnik oder beim Anlagenbau für die Stahlbranche aus. Hier fordern auch Analysten Härte. „Von Geschäften, die durch niedrige Profitabilität, geringe Synergien zum Kerngeschäft und eher schwache Marktposition gekennzeichnet sind, sollte man sich trennen“, sagt etwa Günther Hollfelder, Analyst bei der Baader Bank.
Der Kapitalmarkt traut Kaeser einiges zu. Die Hörgerätesparte etwa gilt seit Langem als Verkaufskandidat. Auch dem hochprofitablen Medizintechniksektor könnte die Gretchenfrage drohen: Kerngeschäft oder nicht? Zumindest die pharmanahe Diagnostiksparte könnte durchs Raster fallen.
Schon wird eifrig auf weitere Verkäufe, Spin-offs oder Börsengänge spekuliert. Die Erlöse aus den jüngsten Desinvestments — der Börsengang der Lichttechniksparte Osram, der Verkauf des Netzegeschäfts NSN — kamen schließlich vor allem den Aktionären zugute. Allein Osram brachte Anteilseignern rund vier Prozent Sonderrendite, NSN könnte weitere drei Prozent bringen. Auch künftig, so Kaeser, sollen Anleger an Desinvestments verdienen.
In Berlin sollte Kaeser erste Antworten auf all die Fragen geben — und womöglich neue Margenziele präsentieren. Weil sich das Investitionsklima in Europa erholt, dürfte die Profitabilität schon bald steigen. Über zehn Prozent Rendite werden fürs laufende Geschäftsjahr angepeilt. Mit konjunkturellem Rückenwind und Weichenstellungen im Portfolio könnten es laut Baader Bank mittelfristig sogar um 15 Prozent werden. Kein Zweifel: Kaesers Dynamik beginnt zu wirken.
Investor-Info
Siemens
Unter Spannung
Das konjunkturelle Umfeld bessert sich, Belastungen wegen des Personalabbaus sind mit dem vergangenen Geschäftsjahr weitgehend abgearbeitet. Läuft es nach Plan, gibt es in der neuen Periode wenig Ballast und einen neuen, durchsetzungsstarken Chef. Analysten rechnen mit einem Gewinnsprung von etwa 30 Prozent. Die Dividendenrendite ist attraktiv, weitere Sondererträge sind möglich.
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