Die nächste Attacke von Amazon
Der weltweit größte Onlinehändler Amazon bringt jetzt auch noch ein eigenes Smartphone auf den Markt.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Geduld, viel Arbeit und Detailbesessenheit bis ins Kleinste - damit sei es gelungen, "etwas Einzigartiges" zu schaffen, warb Firmengründer Jeff Bezos am vergangenen Mittwoch in Seattle für das Fire Phone, Amazons erstes Smartphone.
Bei 199 US-Dollar für das 32-Gigabyte-Fire-Phone mit einem Zweijahresvertrag startet Amazon in Amerika auf Augenhöhe mit Apple und Samsung. Ausreichend Feuer, um die Marktanteile von Apples iPhone und Samsungs Galaxy mal eben wegzuschmelzen, hat das Fire Phone nach Einschätzung von Analysten jedoch nicht. Amazon werde im laufenden Jahr wohl zwei bis drei Millionen Smartphones verkaufen, erwarten die Experten der US-Bank JP Morgan. Zum Vergleich: Apple verkaufte im ersten Quartal weltweit 51 Millionen Stück seiner Superhandys.
Die Bedeutung des Fire Phone für das Geschäft von Amazon sollten Kunden wie Anleger jedoch nicht unterschätzen. Vor allem im Onlinehandel und bei digitalen Inhalten soll das Smartphone zünden. Ähnlich wie es Amazon mit seinen Kindle-Geräten geschafft hat, die als Verkaufsmaschinen und Datensammler für einen optimalen Vertrieb von Amazon-Angeboten bestens funktionieren.
Einfache Kindle-Versionen bieten eine besonders lesefreundliche Technologie und machten den Konzern bei elektronischen Büchern weltweit zur Nummer 1. Kindle-Fire-Modelle mit Farbbildschirmen sind dagegen auf Onlineshopping und Videostreaming bei Amazon fokussiert. So kaufen Kindle-Nutzer in Amerika im Durchschnitt jährlich für 1.200 Dollar bei dem Internetkaufhaus ein, ohne ein mobiles Amazon-Gerät sind es nur 790 Dollar. Damit fährt der Konzern nach Zahlen des US-Marktforschers Enders ein Drittel seines Umsatzes über die Kindle-Geräte ein. Allerdings stagniert der Anteil seit Längerem.
Bonus für Fire-Phone-Käufer
Das soll sich durch das Fire Phone nun ändern. Damit der Start gelingt und möglichst viele Geräte unters Volks gebracht werden, erhalten Käufer des neuen Amazon-Smartphones die Prime-Mitgliedschaft des Konzerns für ein Jahr kostenlos. Reguläre Prime-Kunden in den USA müssen eine Jahresgebühr von 99 Dollar bezahlen - und erhalten dafür unter anderem unbegrenzt Zugang zu Amazons Filmbibliothek oder werden auch bei kleinen Einzelbestellungen kostenlos und besonders schnell beliefert.
Für Amazon dürfte sich das Willkommensgeschenk dennoch rechnen. Denn amerikanische Prime-Kunden kaufen im Vergleich zu anderen Kunden mindestens für das Doppelte, häufig sogar für das Vierfache ein. Bezos’ Credo: "Mit perfektem Service für einen Kunden kommen Millionen weitere dazu." Wie fast überall auf der Welt ist mobiles Einkaufen auch in den USA ein riesiger Trend. 2014 dürften dort Waren im Wert von 58 Milliarden Dollar via Smartphone oder Tablet geordert werden, immerhin ein Fünftel des Onlineumsatzes im US-Einzelhandel. Im Vergleich zu 2012 hat sich der Anteil des mobilen Einkaufs damit verdoppelt.
Für 2018 werden 133 Milliarden Dollar Umsatz via Smartphones und Tablets erwartet. Davon will sich Amazon den Löwenanteil sichern. Das Fire Phone wird deshalb zunächst nur in Amerika angeboten. Dort sind die Dienstleistungen des Konzerns stärker ausgebaut als im Ausland.
Das neue Gerät hat einige Extras, die es in dieser Art bislang nicht gibt. So finden sich auf der Vorderseite in den Ecken vier zusätzliche Kameras, die die Kopfbewegungen des Nutzers verfolgen. In angepassten Miniprogrammen, den sogenannten Apps, sind dadurch außergewöhnliche 3-D-Effekte möglich.
Ebenfalls neu in der Smartphone-Welt ist Amazons Software Firefly. Per Druck auf den Firefly-Knopf erkennt die Handykamera bis zu 100 Millionen Artikel, Codes, Texte, Gegenstände oder Telefonnummern, die um die entsprechenden Informationen aus dem Web ergänzt werden. Musik und TV-Sendungen werden über das Mikro identifiziert. Bei Songs wird das hauseigene Streaming-Angebot Prime Music aktiviert.
Mit Firefly sollen Kunden vor allem einfacher und schneller bei Amazon bestellen. Auch die Möglichkeit, Handybilder in unbegrenzter Menge speichern zu können, lässt Kunden außerhalb der Amazon-Welt aufhorchen.
An der Börse kam die Vorstellung der neuen "Feuerwaffe" aus dem Hause Amazon gut an. Die Aktie legte im Anschluss deutlich zu.
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