Tausende Stellen betroffen

Commerzbank steht offenbar vor massivem Stellenabbau

23.09.16 17:39 Uhr

Commerzbank steht offenbar vor massivem Stellenabbau | finanzen.net

Die radikale Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) zwingt die Commerzbank in die Knie.

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Den Ertragsschwund, vor allem in der Mittelstandsbank, versucht die Bank nun durch den Abbau tausender Stellen in den Griff zu bekommen, wie mehrere Personen dem Wall Street Journal und Dow Jones Newswires sagten. Der Vorstand fasse die Streichung von mindestens 5.000 Stellen ins Auge. Das entspricht mehr als 10 Prozent der 49.000 Mitarbeiter. Die Commerzbank wollte einen Stellenabbau nicht kommentieren.

   Die Aufsichtsräte werden Informationen über die geplante Strategie des Vorstands vor ihrer Sitzung am Ende des Monats bekommen. Dann müssen die Aufseher darüber entscheiden. In Stein gemeißelt ist daher noch nichts. In zwei Wochen wird dann laut Insidern der Vorstand dem Betriebsrat seine Pläne vorstellen.

   Treffen wird es dem Vernehmen nach in erster Linie das Back Office in Deutschland, wo noch viele ä ltere Beschäftigte arbeiten. Offen ist, ob die Einschnitte sozialverträglich erfolgen werden. Das war der Commerzbank bei dem großen Personalabbau vor drei Jahren gelungen, als sie den Abbau von 5.200 Stellen angekündigt hatte. Viele Mitarbeiter waren damals in den Vorruhestand oder Teilzeit gegangen.

   Zum Back Office gehören die Kreditbearbeitung, die Bearbeitung von Zahlungsvorgängen und Reklamationen und auch die IT. Die Commerzbank hat die Digitalisierung in den vergangenen Jahren mit Hochdruck vorangetrieben. Was gut für die Wettbewerbsfähigkeit der Bank ist, sorgt nun dafür, dass viele Mitarbeiter letztlich entbehrlich werden. In die Digitalisierung will die Bank weiter investieren.

Zu spät auf Nullzinsen reagiert Zu lange wollte die Bank laut Insidern nicht wahrhaben, wie ernst es der EZB mit ihrer Zinspolitik ist. Doch die Hoffnung auf eine Normalisierung des Zinsniveaus war eine Fehleinschätzung. Als das klar wurde, blieb der Bank als langfristige Kostenersparnis letztlich nur der Stellenabbau, wie eine informierte Person sagte. Erschwerend hinzu kommt der starke Wettbewerb im dicht besiedelten Bankenmarkt und die nachlassende Wirtschaftsdynamik.

   Im Zentrum des Umbaus steht die Mittelstandsbank, die besonders hart von den Nullzinsen getroffen ist. Das starke Vorjahresergebnis ist längst unerreichbar geworden. Der zuständige Vorstand Markus Beumer steht in der Kritik, zu spät gegengesteuert zu haben. Sein Bereich soll dem Vernehmen nach auf die Privatkunden- und Investmentbank aufgeteilt werden. Die kleineren Firmenkunden seien in der Privatkundenbank, die viel prozessorientierter sei als die Mittelstandsbank, gut aufgehoben, sagte eine mit der Situation vertraute Person. Die großen Kunden wiederum kommen zur Investmentbank. Damit werde aber nicht das Investmentbanking gestärkt, sondern eine neue Einheit gebildet, sagte die Person.

   Die Commerzbank steht unter einem enorm hohen Kostendruck. Anfang August kassierte die Bank ihre Jahresziele. Mit einer Strategie oder überhaupt einer Äußerung zur künftigen Richtung ließ sich der seit Mai amtierende Vorstandschef Martin Zielke ungewohnt lange Zeit. Sein Schweigen hatte - wie sich jetzt zeigt - nichts Gutes zu bedeuten.

Filialen sollen nicht angetastet werden Die 1.050 Filialen bleiben wohl weitgehend verschont. Das Credo von Zielke lautet: Filialen werden gebraucht und vom Kunden gewünscht. Das war auch die Devise seine Vorgängers Martin Blessing. Das Kalkül: Die Kosten fallen angesichts niedriger Kosten für die Niederlassungen kaum ins Gewicht. Nicht die Filialen selbst machen sich bei den Kosten bemerkbar, sondern die Zahl der Mitarbeiter, wie Privatkundenvorstand Michael Mandel Mitte Juni erklärte. In den Filialen beschäftigt die Bank 12.000 Mitarbeiter.

   Zielke hat selbst lange das Privatkundengeschäft geleitet und zusammen mit Mandel auf Vordermann gebracht. Doch intern ist klar, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen kann. Dafür ist die Konkurrenz durch andere Banken und Sparkassen zu groß.

   Die Rechnung bekamen die Investoren im August serviert. Bei Lektüre des Zwischenberichts fanden sie auf Seite 20 die Gewinnwarnung, wonach 2016 das operative Ergebnis und das Konzernergebnis unter dem Vorjahr liegen werden.

   Jetzt wird immer klarer: Es wird nicht die letzte schlechte Nachricht gewesen sein.

   FRANKFURT (Dow Jones)

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