Vermögensverwalter-Kolumne

Nokia und Ericsson: Die politischen Gewinner des EU-Kurses gegen chinesische Technik

11.11.25 16:10 Uhr

Nokia und Ericsson: Die politischen Gewinner des EU-Kurses gegen chinesische Technik | finanzen.net

Die EU will ihre technologische Abhängigkeit von China verringern - besonders in der kritischen Telekommunikationsinfrastruktur.

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Was aus geopolitischer Sicht ein sicherheitspolitischer Schritt ist, könnte sich für zwei europäische Unternehmen als milliardenschweres Konjunkturprogramm erweisen: Nokia aus Finnland und Ericsson aus Schweden. Beide Konzerne zählen zu den letzten großen westlichen Ausrüstern für Mobilfunknetze - und stehen nun in der ersten Reihe, wenn Europa seine 5G- und künftigen 6G-Netze unabhängig von chinesischer Technik aufbaut.

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Hintergrund: Europas Abkehr von Huawei und ZTE

Bereits seit Jahren wächst in Brüssel und in den Hauptstädten der Mitgliedsstaaten die Skepsis gegenüber den chinesischen Telekommunikationsriesen Huawei und ZTE. Sicherheitsbedenken, mögliche Abhängigkeiten von der Volksrepublik und geopolitische Spannungen haben die EU veranlasst, die Rolle dieser Unternehmen in den europäischen Netzen kritisch zu prüfen.

Inzwischen haben mehrere Länder - darunter Deutschland, Frankreich, Schweden und die Niederlande - angekündigt, chinesische Komponenten aus den Mobilfunknetzen zu entfernen oder deren Einsatz in Zukunft zu verbieten. Die EU-Kommission spricht von einem "strategischen Risiko" und fordert ihre Mitglieder auf, "nicht vertrauenswürdige Anbieter" aus den Kernnetzen zu verbannen.

Nokia und Ericsson rücken in die Lücke

Für die Mobilfunkbetreiber, die bisher auf Huawei-Technik gesetzt haben, bedeutet das einen gewaltigen Umstellungsprozess. Netzteile, Basisstationen und Steuerungssysteme müssen ersetzt werden - ein Vorgang, der Milliarden kostet, aber gleichzeitig enorme Aufträge für alternative Anbieter bedeutet.

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Hier kommen Nokia und Ericsson ins Spiel. Beide Unternehmen bieten komplette Lösungen für Mobilfunknetze an - vom Antennensystem bis zur Netzmanagement-Software. Da sie die einzigen großen europäischen Anbieter sind, gelten sie als natürliche Nachfolger für Huawei und ZTE. Schon heute fließen erste Großaufträge aus Deutschland, Frankreich und Spanien an die Skandinavier.

Analysten erwarten, dass dieser Trend in den kommenden Jahren an Dynamik gewinnt. Nach Schätzungen der Investmentbank Jefferies könnten Nokia und Ericsson gemeinsam bis zu 60 Prozent der künftig freiwerdenden Marktanteile in Europa übernehmen.

Politische Rückendeckung stärkt Investorenvertrauen

Die politische Linie der EU spielt Nokia und Ericsson auch in anderer Hinsicht in die Karten. Die Union will nicht nur chinesische Technik ersetzen, sondern auch die eigene Innovationskraft stärken.

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Förderprogramme für 6G-Forschung, Cybersecurity und europäische Cloud-Lösungen sorgen für zusätzliche Aufträge und öffentliche Mittel. Beide Konzerne beteiligen sich aktiv an diesen Programmen - was ihnen sowohl technologische als auch politische Sichtbarkeit verschafft.

Zudem genießen sie Rückhalt auf den internationalen Märkten. Die USA, Australien und Japan verfolgen eine ähnliche Politik und meiden chinesische Ausrüster. Damit öffnet sich für Nokia und Ericsson ein globales Wachstumsfeld, das weit über Europa hinausreicht.

An der Börse: Politischer Rückenwind mit Renditepotenzial

Anleger haben die Zeichen erkannt. Zwar sind die Aktienkurse von Nokia und Ericsson in den letzten Jahren volatil geblieben - die Margen im Netzgeschäft sind traditionell dünn -, doch die mittelfristigen Aussichten verbessern sich spürbar. Analysten verweisen auf stabile Auftragseingänge, höhere Margen durch Service- und Softwareerlöse sowie den möglichen Ausbau von 6G-Projekten ab 2030.

Insbesondere Nokia gilt derzeit als leichter Turnaround-Kandidat: Das Unternehmen hat seine Kosten gesenkt, die Bilanz gestärkt und fokussiert sich stärker auf margenstarke Unternehmenslösungen. Ericsson wiederum punktet mit technologischer Führerschaft im 5G-Bereich und engeren Kooperationen mit Netzbetreibern in den USA und Europa.

Fazit: Politische Zeitenwende als Investitionschance

Die Entscheidung der EU, chinesische Technik aus der Telekommunikationsinfrastruktur zu verbannen, markiert eine strategische Zäsur - und schafft für Nokia und Ericsson einen klaren Wettbewerbsvorteil. Während geopolitische Risiken für viele Branchen Unsicherheit bedeuten, eröffnen sie den beiden europäischen Netzwerkausrüstern neue Marktchancen.

Für langfristig orientierte Anleger könnten die Titel daher interessant bleiben: politische Rückendeckung, steigende Nachfrage und ein wachsender Heimatmarkt bilden die Grundlage für solides Wachstum - in einer Branche, die künftig noch stärker im Fokus der europäischen Sicherheitspolitik stehen wird.

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Von Marc Gabriel, CIIA®, CESGA®, Kundendirektor bei Oberbanscheidt & Cie. Vermögensverwaltung in Kleve.

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Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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