DHL, die große Tochter der Post
Der Logistikriese DHL wünscht sich weltweit weniger Zölle und Bürokratie. Warum die Deutsche-Post-Tochter trotz aller Hemmnisse zu den Gewinnern der Globalisierung gehört.
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von Tim Schäfer, €uro am Sonntag
Mit der gläsernen Stahlkuppel gleicht das Rathaus in San José einem Planetarium. Es sieht nach Fortschritt aus – und Zukunft. Genau das richtige Ambiente für den Logistikriesen DHL und seinen Boss Roger Crook: „Wir brauchen den freien Handel zwischen den Ländern“, fordert der für das Frachtgeschäft zuständige Konzernvorstand der Deutschen Post vor Kunden. „Die Länder benötigen es zum Wachstum. Und Wachstum ist gut für die Menschen. So entsteht Wohlstand.“
In San José wissen die meisten, wovon Crook spricht. Von Hewlett-Packard über IBM bis hin zu Adobe haben zahlreiche Weltkonzerne ihren Sitz in der kalifornischen High-tech-Metropole. Auch für DHL ist das Silicon Valley ein wichtiger Standort. Schließlich liegen hier die Wurzeln von DHL. Der Expressdienst wurde 1969 in San Francisco von dem Studenten Larry Hillblom gegründet. Er hatte nachts Dokumente zwischen Los Angeles und San Francisco im Flugzeug transportiert. Seine beiden Freunde Adrian Dalsey und Robert Lynn stiegen später als Partner ein und gründeten – angelehnt an ihre Nachnamen – DHL. Aus dem Kurierdienst wurde ein Imperium. Und die drei Buddies mit dem Einstieg der Deutschen Post 1998 steinreich.
Aber der auf Deutschland fokussierte Exmonopolist musste ins Ausland expandieren, um für die Marktliberalisierung gerüstet zu sein. Mittlerweile ist der US-Ableger in die Bonner Gruppe integriert. DHL versendet jährlich 4,4 Millionen Tonnen Luft- und 47 Millionen Tonnen Seefracht. Kein Konkurrent befördert mehr.
Die Hälfte der Forbes-500-Konzerne steht auf der Kundenliste. Dank des Zukaufs in den USA haben die Deutschen nun in 220 Ländern Fuß gefasst. 470.000 Mitarbeiter sind an Bord. Damit zählen die Bonner zu den zehn größten Arbeitgebern weltweit.
Schrumpfendes Briefgeschäft
Seit der Internationalisierung hat das Briefgeschäft an Gewicht verloren. Es steuert nur noch ein Viertel zum Umsatz bei. Fax und E-Mails bremsen die traditionelle Post aus. In den ersten neun Monaten lag der Briefbereich mit einem Umsatz von 10,2 Milliarden Euro praktisch auf Vorjahresniveau. Die Musik spielt nun bei DHL, wo der gelbe Riese inzwischen gut drei Viertel seiner Erlöse einfährt. Neben dem klassischen Expressgeschäft gehört dazu die Luft- und Seefracht sowie die Kontraktlogistik. Hier werden ganze Warenlager für Großkunden wie Audi oder VW gemanagt.
DHL hat sich längst zu einer Gewinnmaschine gemausert. Per Ende September sprang das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 716 Millionen auf 1,27 Milliarden Euro. Das deutsche Briefgeschäft meldete in derselben Zeit einen operativen Gewinn von 861 Millionen Euro.
Doch hat DHL mittelfristig im Gegensatz zu den schrumpfenden Briefzahlen ein enormes Potenzial. In den aufstrebenden Regionen, allen voran in Südamerika, Asien und Osteuropa, hat Post-Chef Frank Appel ein solides Fundament errichtet. Zieht die Konjunktur an, sind neue Rekordergebnisse drin. Dazu sorgt der boomende Internethandel für eine gute Ausgangslage. Der sogenannte schwarze Freitag nach dem amerikanischen Familienfest Thanksgiving bescherte Onlinehändlern volle Auftragsbücher. Die Konsumenten gaben fast ein Viertel mehr als vor Jahresfrist aus. Auch für das Weihnachtsgeschäft sind Ökonomen optimistisch.
Kein Wunder, dass sich der Weltmarktführer für die Globalisierung stark macht. In Washington hat der Konzern einen Chef-Lobbyisten angeheuert, der die Abgeordneten regelmäßig über Handelshemmnisse aufklären soll. Geringere Zölle und weniger Bürokratie ist das Oberziel.
Politiker als Adressaten
Einheitliche Regeln für den Import und Export rund um den Globus wären für Logistikkonzerne wie die Post ideal. Um diesem Ziel näherzukommen, engagiert sich der Konzern mehr denn je im politischen Umfeld. Als Anfang November der asiatisch-pazifische Wirtschaftsgipfel APEC in Hawaii über die Bühne ging, beteiligte sich DHL als Sponsor. Unter den Teilnehmern war US-Präsident Barack Obama. Auch die Amtskollegen Hu Jintao aus China und Dmitri Medwedew aus Russland waren mit von der Partie. Es ging darum, mit führenden Konzernen nach Wegen zu suchen, um die Konjunktur in Schwung zu bringen. 40 Prozent der Weltbevölkerung leben im asiatisch-pazifischen Raum, der zu den dynamischsten zählt.
Als Gastredner in Hawaii hatten die Bonner den ehemaligen Harvard-Ökonomen Pankaj Ghemawat und jetzigen Professor an der IESE-Hochschule in Barcelona verpflichtet. Ghemawat stellte seine neueste Studie zur Vernetzung der Welt vor. 125 Länder hatte der Wissenschaftler unter die Lupe genommen. Neben den Waren- und Kapitalströmen flossen auch der Informations- und Personenaustausch in die Studie ein. Mithilfe von Unterkategorien wie der Anzahl von Auslandstelefonaten, Immigration oder der Touristenströme erstellte der Forscher ein Punktesystem.
Den ersten Platz in seinem weltweiten Vernetzungsindex belegt Holland. Singapur und Irland folgen auf den Plätzen 2 und 3. Deutschland rangiert an 13., die USA an 25. Stelle. Am schlechtesten schnitt Nepal ab, was der Professor auch auf die gebirgige Lage des Landes zurückführt. Ghemawat redete den APEC-Teilnehmern ins Gewissen, die Grenzen zu öffnen und sich nicht länger abzuschotten. Post-Vorstand Crook zeigte sich von den Resultaten des Professors überrascht: „Die Studie zeigt, dass die Welt geringer vernetzt ist, als ich gedacht habe.“
Beim besonders stark vernetzten deutschen Nachbarn Niederlande steuert der Export immerhin 73 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei. Ein Großteil der exportierten Güter wird allerdings nicht im Land erstellt, sondern in den niederländischen Städten wie dem Boomhafen Rotterdam umgeschlagen. Daneben führen die weltweit besonders gut vernetzten Handelsplätze Singapur und Hongkong das Ranking an. Sie haben sich als Umschlagplätze für die Werkbänke Asiens etabliert und sind längst auch wichtige Finanzplätze. Und sie wachsen weiter.
Jedes Jahr ziehen 60 Millionen Menschen in Städte. Zum einen locken bessere Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden. Zum anderen ist das soziale und kulturelle Angebot in den Metropolen größer als auf dem Land.
Für Logistiker wie DHL sind das gute Aussichten. Denn die Anziehungskraft der Städte bedeutet oft mehr Wohlstand für den Einzelnen, mehr Konsum und mehr Investitionen durch Unternehmen. Und das wiederum erhöht den Transport- und Logsitikbedarf.
Investor-Info
Deutsche Post DHL
Günstiger Weltmarktführer
Die Aktie der Deutschen Post DHL hat gegenüber dem Ausgabekurs zum Börsengang vor elf Jahren gut die Hälfte eingebüßt. Mit einem 2011er-KGV von neun ist das Papier moderat bewertet, die Dividendenrendite ist mit 6,5 Prozent sehr attraktiv. Obwohl die Wachstumsraten eher schwach sind – der Gewinn soll Schätzungen zufolge nächstes Jahr nur um gut drei Prozent auf 1,5 Milliarden Euro zulegen – gehört die Aktie bei vielen Analysten zu den Top-Tipps aus dem DAX. Sämtliche Kursziele liegen über dem aktuellen Kurs. Mitte November hatte Konzernchef Frank Appel mit überraschend guten Zahlen aufgewartet. Gute Aktie für Langfristanleger.
Fedex
Stark in Amerika
Der Logistiker aus Memphis ist vor allem in den USA stark, zwei Drittel der Umsätze werden dort erzielt. Der Börsenwert beträgt rund 25 Milliarden Dollar. Das KGV ist mit 13 vertretbar. Im Geschäftsjahr 2010/11 stieg der Umsatz von 34 auf 39 Milliarden, der Überschuss zog von 1,1 auf knapp 1,5 Milliarden Dollar an. Für das laufende Geschäftsjahr werden zwei Milliarden Dollar Gewinn erwartet. Auch für FedEx sind die Analysten fast durch die Bank positiv eingestellt. Wer auf ein schnelles Comeback der US-Konjunktur setzen will, ist mit dieser Aktie gut beraten. Durch die starke Fokussierung auf den Heimatmarkt aber auch riskanter als die Deutsche Post.
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu DHL Group (ex Deutsche Post)
Analysen zu DHL Group (ex Deutsche Post)
Datum | Rating | Analyst | |
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16:21 | DHL Group (ex Deutsche Post) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
17.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Outperform | Bernstein Research | |
10.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Outperform | Bernstein Research | |
29.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Neutral | UBS AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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16:21 | DHL Group (ex Deutsche Post) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
17.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Outperform | Bernstein Research | |
10.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
03.09.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Outperform | Bernstein Research | |
23.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Outperform | Bernstein Research |
Datum | Rating | Analyst | |
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29.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Neutral | UBS AG | |
06.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Hold | Warburg Research | |
06.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Hold | Deutsche Bank AG | |
05.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Neutral | UBS AG | |
01.08.2024 | DHL Group (ex Deutsche Post) Hold | Deutsche Bank AG |
Datum | Rating | Analyst | |
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20.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
09.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
08.11.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
18.10.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. | |
27.09.2023 | DHL Group (ex Deutsche Post) Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
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