Spirituosen

Schnaps-Aktien: Wo hochprozentige Gewinne drin sind

aktualisiert 18.11.11 09:32 Uhr

Während der Bierabsatz immer weiter zurückgeht, bleiben Whiskey, Wodka und Tequila gefragt. Auch Facebook kurbelt den Umsatz an.

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von Klaus Schachinger, €uro am Sonntag

Patrick Ricard ist seinem Ziel einen Schnaps nähergekommen. Der Franzose will den britischen Diageo-Konzern als Nummer 1 in der Welt von Weinbrand, Whiskey und Wodka ablösen.

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Früher war Ricards Familienunternehmen vor allem für den Anistrank Pastis bekannt. Um gegen die übermächtigen Amerikaner und Briten zu bestehen, hatten Ricards Vater und Pernod-Chef Jean Hémard 1975 ihre Kräfte per Fusion gebündelt, erzählt der 65-jährige Aufsichtsratschef und Hauptaktionär des Pernod-Ricard-Konzerns.

Briten und Franzosen – die Rivalität zwischen beiden Nationen ist intakt. Vor allem in der Genusswelt edler Tropfen, wo Zunge und Gaumen in der Geschmeidigkeit von Cognac Spuren feinster Aromen entdecken oder im Whiskey den Torf von Hochmooren oder das Salz einer sanften Meeresbrise herausschmecken.

Aus einem Familienunternehmen von bescheidener Größe hat Ricard, der vor zwei Jahren in den Aufsichtsrat wechselte, die Nummer 2 der Branche geformt. Zwei der großen Rivalen aus den 70er-Jahren hat Ricard durch Allianzen geschickt ausgeschaltet. Beim Kauf des kanadischen Spirituosenriesen Sea­gram im Jahr 2000 verbündete sich der Konzern mit dem Rivalen Diageo. Fünf Jahre später, bei der Übernahme des britischen Wettbewerbers Allied Domeq, fungierte der US-Konzern Fortune Brands als Partner Ricards.

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Die Auswirkungen der Schuldenkrise in Europa und die schwache Konjunktur in den Industrieländern spüren die Hersteller von Cognac, Wodka, Whiskey oder Tequila bisher nicht. Während bei Braukonzernen wie Carlsberg oder Heineken die Gewinne schon seit Sommer zusammen­fallen wie eine abgestandene Pilsblume, bleiben Diageo & Co optimistisch.


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Anleger haben diese Entwicklung erwartet. „Die Aktien der Spirituosen­hersteller laufen seit Längerem besser als die Papiere von Braukonzernen“, sagt Jamie Isenwater, Analyst der Deutschen Bank. Mit erfolgreicher Werbung und neuen Produkten gelingt es den Herstellern von Hochprozentigem, den Absatz kontinuierlich zu steigern.

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Zum Beispiel via Facebook: Im ­September unterschrieb der britische Diageo-Konzen einen millionenschweren Werbevertrag mit dem Social-Network-Betreiber. Mit Werbekampagnen auf Facebook konnten die Briten den Verkauf von Smirnoff-Wodka und Baileys in Amerika um ­jeweils ein Fünftel erhöhen. Das Budget für Onlinewerbung hat Diageo ­daraufhin auf knapp 20 Prozent des Gesamtetats erhöht.

Der Abstand wächst
Während die Hersteller von Spirituosen ihren globalen Umsatz jährlich um drei bis vier Prozent erhöhen, verlieren Braukonzerne kontinuierlich drei Prozent. „So groß war der Unterschied zwischen den Branchen noch nie“, sagt Analyst Isenwater.

Den Beleg dafür, dass sich das so schnell nicht ändern wird, lieferten Diageo, Pernod Ricard und Rémy Cointreau erst vor wenigen Wochen. Mit elf Prozent Umsatzwachstum auf 1,99 Milliarden Euro im abgelaufenen Quartal hat Pernod Ricard die Erwartungen locker übertroffen. In Asien waren es 16 Prozent, in Amerika 14 Prozent mehr. Auf dem alten Kontinent – dank Osteuropa – immerhin drei Prozent. Diageo überraschte mit neun Prozent mehr Quartalsumsatz, Rémy Cointreau mit 18 Prozent für die vergangenen sechs Monate. Aperol-Hersteller Campari wird seine Zahlen am Montag vorlegen. Analysten erwarten ein Plus von zehn Prozent.

Sollte es in der Branche wegen der schwachen Konjunktur doch noch zu einem Absatzeinbruch kommen, sind die Konzerne besser vorbereitet als 2008. Die Lagerbestände sind niedrig. „Wir haben die Lager während der Erholungsphase nicht wesentlich erhöht“, sagt Diageo-Chef Paul Walsh. Als Lehre aus der jüngsten Rezession achte der Konzern vor der Belieferung auf eine ausreichende Finanzstärke der Vertriebspartner.

Auch ihre Schulden haben die ­Spirituosenkonzerne stark abgebaut. Bis auf Pernod Ricard werden alle bei der Verschuldung 2012 unter dem 2,6-Fachen des operativen Gewinns (Ebitda) liegen. 2008 war es noch das 3,7-Fache. Die Franzosen sind die Ausnahme, weil sich Patriarch Patrick ­Ricard im April 2008, obwohl der Abschwung bereits erkennbar war, den 5,6 Milliarden-Euro-Kauf des schwedischen Absolut-Vodka-Herstellers Vine & Spirit (V & S) gegönnt hatte. Damit hatte er die Verschuldung auf das Sechsfache des operativen Gewinns getrieben. Bis Juli 2013 muss Pierre Pringuet, Ricards Nachfolger an der Konzernspitze, einen 4,3 Milliarden Euro schweren Kredit aus der V & S-Übernahme refinanzieren. Im lukrativsten Markt, den USA, ist der Konzern mit der Übernahme von Platz 4 auf Rang 2 vorgerückt. Mit ­Absolut Vodka hatten die Schweden den weltweit erfolgreichsten und in Amerika meistverkauften Wodka im Portfolio.

Allerdings könnte der britische Rivale Diageo seine führende Position in diesem wichtigen Markt schon bald mit der Übernahme des Jim-Beam-Whiskey-Herstellers weiter ausbauen. Bis vor Kurzem war Beam Spirits Teil des Mischkonzerns Fortune Brands. Seit Anfang Oktober ist der Spirituosenhersteller, der neben Jim Beam auch Teacher’s (Whisky) und Courvoisier (Cognac) im Portfolio hat, an der Wall Street als eigenständiges ­Unternehmen gelistet. Sechs Marken bringen 60 Prozent des Umsatzes.

Übernahmeschlacht ante portas
Analysten gehen davon aus, dass Beams starke Marken bald im Port­folio eines oder mehrerer Konkurrenten landen werden. Gemeinsam jagen und dann die Beute aufteilen, das ist in der Branche eine verbreitete Strategie. Für Deutsche-Bank-Experte Isenwater ist Diageo bei dem Deal eindeutig Favorit. Denn für Widersacher Pernod Ricard sind große Übernahmen wegen der hohen Verschuldung vorerst tabu, betont Vorstandschef Pringuet unablässig. Bis Ende des ­laufenden Geschäftsjahres (Juni 2012) will er die Verschuldung das Vierfache des operativen Gewinns senken. Und auch bei dieser Marke sei nicht Schluss, versichert der Konzernchef.

Das spielt den Briten in die Karten. „Die Topmarken Jim Beam, Maker’s Mark und Knob Creek würden das Bourbon-Whiskey-Portfolio stärken und einige der wenigen Schwächen von Diageo in diesem Markt beseitigen“, ist Isenwater überzeugt. Konkurrenten wie Campari oder Rémy Cointreau könnten sich als Jagdkameraden bei den anderen Marken aus dem Beam-Portfolio bedienen.

Bei der Übernahme der Amerikaner müssten die Briten vermutlich jedoch einen hohen Aufschlag von bis zu 30 Prozent auf den aktuellen Börsenwert bieten, schätzt die US-Bank Goldman Sachs. Denn eine Diageo-Offerte würde sicherlich die Wettbewerber auf den Plan rufen.

Vielleicht sogar Pernod Ricard – trotz aller Beteuerungen, trotz hoher Verschuldung. „Um mit den Briten in Amerika gleichzuziehen, müsste Pernod Ricard entweder Beam Spirits, Bacardi oder Brown-Forman übernehmen“, sagt Isenwater. Doch Barcadi und Brown-Forman, Hersteller von Jack Daniel’s, befinden sich in Privatbesitz und gelten als unverkäuflich. Für Pernod Ricard sei Beam deshalb die einzige Chance, den Marktanteil in Amerika zu verdoppeln.

Folglich wäre für ein Bietergefecht eine Kapitalerhöhung notwendig, falls sich Pernod Ricard an dem Poker beteiligt. Das würde aber den Anteil von Großaktionär Patrick Ricard verwässern – und es ist fraglich, ob er das mitmacht. Bis die Franzosen zu ihrem britischen Rivalen aufschließen, dürfte es am Ende doch länger dauern, als der Grandseigneur der Spirituosenbranche gehofft hatte.

Investor-Info

Spirituosen
Fusionswelle ebbt ab

Von den zehn größten Spirituosenherstellern sind neben Diageo (Johnny Walker) und Pernod Ricard (Ramazotti) die in Indien ansässige Nummer 3 United Spirits (McDowell Whiskey), Nummer 5 Beam Spirits (Jim Beam), Nummer 7 Thai Beverage (Meridian Brandy) und Nummer 10 Campari (Aperol) börsennotiert. Nummer 4 Bacardi, Nummer 6 Brown-Forman (Jack Daniel’s) und Nummer 9 William Grant (Glenfiddich) sind in Familienbesitz und wohl unverkäuflich. Das dürfte auch für die Spirituosensparte von LVMH (Moët Hennessy) gelten. Das Volumen der Übernahmen ist nach Zahlen von Dealogic im Vergleich zum Jahr 2000 mit 41,3 Milliarden Dollar stark zurückgegangen. 2011 waren es knapp sechs Milliarden Dollar.

Diageo
Höchste Dividendenrendite

Für das Geschäftsjahr 2011/2012 (Ende Juni) stellt der weltgrößte Spirituosenkonzern sechs Prozent Umsatz- und zehn Prozent Gewinnwachstum in Aussicht. Im Vergleich mit Pernod Ricard hängen die Briten stärker vom Geschäft in Europa und Amerika (70 Prozent des Umsatzes) ab. Für die Aktie sprechen die hohe Marge und die üppige Dividende.

Pernod Ricard
Stark in Schwellenländern

Pernod Ricard erwirtschaftet 40 Prozent des operativen Gewinns in Schwellenländern – eine starke Basis in Wachstumsmärkten. In Indien hat sich der Konzern im harten Wettbewerb gegen Lokalmatador United Spirits durchgesetzt. Häufig kopiert, aber nie erreicht, ist die Premiumstrategie der Franzosen: Die 14 stärk­s­ten Marken bringen mehr als 70 Prozent des Umsatzes. Abwarten, ob der Widerstand bei 70 Euro fällt.

Campari
Keine Spur von Abschwung

Von zwei Euro Anfang 2009 hat sich der Aktienkurs bisher mehr als verdoppelt. Mit Campari und Aperol fährt der italienische Familienkonzern besonders hohe Margen ein. Stark ist Campari in den USA, in Italien und in Deutschland. Für das kommende Jahr erwarten Analysten zwölf Prozent Gewinnwachstum.

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Analysen zu Diageo plc

DatumRatingAnalyst
22.05.2025Diageo HoldDeutsche Bank AG
21.05.2025Diageo OverweightBarclays Capital
21.05.2025Diageo BuyUBS AG
21.05.2025Diageo NeutralJP Morgan Chase & Co.
20.05.2025Diageo BuyJefferies & Company Inc.
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21.05.2025Diageo OverweightBarclays Capital
21.05.2025Diageo BuyUBS AG
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20.05.2025Diageo OutperformBernstein Research
19.05.2025Diageo BuyJefferies & Company Inc.
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22.05.2025Diageo HoldDeutsche Bank AG
21.05.2025Diageo NeutralJP Morgan Chase & Co.
20.05.2025Diageo HoldDeutsche Bank AG
19.05.2025Diageo NeutralJP Morgan Chase & Co.
19.05.2025Diageo Sector PerformRBC Capital Markets
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05.02.2025Diageo SellDeutsche Bank AG
05.02.2025Diageo SellGoldman Sachs Group Inc.
04.02.2025Diageo SellGoldman Sachs Group Inc.
14.01.2025Diageo SellGoldman Sachs Group Inc.
07.01.2025Diageo SellDeutsche Bank AG

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