Gewinnwarnung

Bilfinger: Verstörender Blick in die Röhre

07.07.14 12:25 Uhr

Der Ingenieursdienstleister Bilfinger schockt Anleger mit einer Gewinnprognose und düpiert Großaktionär Cevian Capital. Der Finanz­investor dürfte den Druck auf Konzernchef Roland Koch erhöhen.

von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag

Als hessischer Minister­präsident und einer der größten Widersacher Angela Merkels war Roland Koch Gegenwind gewohnt. Dass ein verantwortungsvoller Posten in der Industrie, zumal bei einer börsennotierten Gesellschaft wie dem Ingenieursdienstleister Bilfinger, ähnlich rau sein kann, muss Koch nun erleben.

Wegen des überraschend starken Auftragsrückgangs in der Energiesparte kassierte Bilfinger die optimistische Jahresprognose. Die Umsätze werden im laufenden Jahr demnach voraussichtlich um vier bis zehn Prozent sinken, kündigte Koch an. Ein Sparprogramm inklusive Stellenabbau soll nun helfen. Konkrete Zahlen zu den Umbaumaß­nahmen nannte Koch nicht.

Anleger verkauften im großen Stil Aktien und lösten am Dienstag mit minus 17 Prozent den zweitgrößten Tagesverlust der Firmengeschichte aus. "Es war jetzt Zeit für den früheren Politiker Koch zu liefern. Und was ist los? Eine harsche Gewinnwarnung", schimpfte ein Börsianer.

Die Mannheimer bieten Inge­nieursdienstleistungen bei Bau und Wartung von Kraftwerken an. Koch forciert den Rückzug des Unternehmens aus dem renditeschwachen und stark konjunkturabhängigen Baugeschäft. Im abgelaufenen Geschäftsjahr brachte die Konzeption und Wartung von Kraftwerken und Industrieanlagen bereits 60 Prozent von 8,5 Milliarden Euro Umsatz. Vom ehemaligen Kern, dem Baugeschäft, blieben lediglich der Hochbau und das Gebäudemanagagement, das erweitert werden soll. Für das laufende Jahr stellen die Mannheimer jetzt bei 7,9 Milliarden Euro Umsatz 380 bis 400 Millionen Euro operativen Gewinn (Ebit) in Aussicht. Zum Vergleich: Ohne die als Randgeschäfte ausgegliederten Bereiche lag der operative Gewinn im Vorjahr bei 419 Millionen Euro.

Kraftwerksbauer tief verunsichert
Ausgehend von der Energiewende in Deutschland hätte die Investi­tionsbereitschaft der Kraftwerksbauer auch außerhalb Deutschlands stark nachgelassen. Diese Dimension sei so nicht absehbar gewesen, klagte Koch. Einige Kraftwerksprojekte, bei denen der Konzern bereits den Zuschlag erhalten hatte, würden nicht mehr umgesetzt und andere, die zur Vergabe vorgesehen waren, würden gar nicht erst aus­geschrieben. Ratschläge an die Politik, die für die Energiewende verantwortlich ist, wollte Koch in seiner Rolle "als Wirtschaftsmensch" nicht geben. Er stelle nur fest, dass es keine Planungssicherheit gebe und darauf müsse er reagieren, sagte der Ex-CDU-Politiker.

Dass Bilfinger bei Kraftwerksdienstleistungen weniger verdient, hängt nach Ansicht Kochs auch mit Konkurrenten zusammen, die sich zunehmend auf eine Sparte wie beispielsweise das Isolieren spezialisieren. Das mache es schwerer, die versprochenen Zuwächse zu erreichen. Für viele Beobachter eine recht überraschende Argumentation, schließlich sollte Bilfinger als Großkonzern gut mit Wettbewerb umgehen können.

"Signifikante Rückgänge" erwartet Koch auch im Service für norwegische Gas- und Ölkonzerne. Billiges Schiefergas aus Amerika drücke die Preise der Kunden, davon betroffene Unternehmen sparten als Erstes bei der Wartung ihrer Anlagen.

Nicht gut läuft es für die Mann­heimer auch in Indien, wo der Konzern vor zwei Jahren einen Ingenieursdienstleister erwarb. Damals wurde die Firma als "Gesellschaft mit hoher Ertragskraft" gepriesen. Heute verdient der Konzern auf Asiens Subkontinent keinen Cent.

Überraschend bestätigte Koch trotz der Hiobsbotschaften sein Ziel, bis 2016 eine operative Marge von sechs Prozent zu erreichen. Im Vorjahr landete Bilfinger bei 4,8 Prozent. Die Marke hatte der Ex-Ministerpräsident bei seinem Antritt vor drei Jahren ausgegeben. Bilfinger soll wie bisher auch durch Über­nahmen zulegen. "Es wird so fort­gesetzt, wie es geplant war", sagte Koch. Bis Ende 2015 seien für Zukäufe 650 Millionen Euro verfügbar.

Der skandinavische Finanzinvestor Cevian Capital, der seinen Anteil erst im Mai um 1,3 auf 20,2 Prozent erhöht hatte, wird Prognosen künftig wohl genau abklopfen: Im Herbst will Koch eine neue Messlatte für Umsatz und operativen Gewinn für 2016 aufstellen.

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