Checkliste nach dem Urlaub: Das müssen Anleger jetzt wissen

Der Sommer neigt sich dem Ende zu, viele Marktteilnehmer kommen aus dem Urlaub zurück und damit wieder im Alltag an. Diese Marktentwicklungen haben Anleger in den letzten Wochen verpasst.
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Wer vor dem Abflug in die Sonne oder der Abfahrt ins Ferienhaus sein Depot urlaubsfest gemacht hat, dürfte nach seiner Rückkehr kaum mit Überraschungen zu rechnen haben. Dennoch hat sich in den letzten Wochen an den Märkten einiges getan, das für die Positionierung im aktuellen Marktumfeld wichtig ist. Wir bringen Anleger auf den neuesten Stand.
Deutsche Börsen mit verregnetem Sommer
Am deutschen Aktienmarkt lief es in den vergangenen sechs Wochen alles andere als rund. Die heimischen Bluechips im DAX haben rund 3,6 Prozent verloren. Auch Techwerteanleger dürften mit einem Minus von 1,4 Prozent im TecDAX wenig zufrieden mit der Entwicklung während der Urlaubszeit sein. Auf dem europäischen Börsenparkett dominierten während der vergangenen sechs Wochen ebenfalls rote Vorzeichen: Der EuroStoxx 50 hat rund 2,7 Prozent verloren.
Besser verlief die Urlaubszeit an den US-Börsen. Rund 1,3 Prozent hat der Dow Jones in den vergangenen Wochen zugelegt, der Nasdaq Composite konnte mit einem Mini-Minus von 0,3 Prozent eine halbwegs stabile Performance vorweisen. Auch der S&P 500 hielt sich vergleichsweise wacker: Um 0,3 Prozent ging es während der Urlaubszeit abwärts.
Positive Signale aus der deutschen Wirtschaft
Dabei hatten die Anleger hierzulande wenig negative Nachrichten von Konjunkturseite zu verkraften. Die heimische Wirtschaft hat sich auch im Frühjahr robust gezeigt, das Bruttoinlandsprodukt ist im Vorquartalsvergleich im zweiten Jahresviertel um 0,6 Prozent gestiegen. Davon profitierte auch der deutsche Staat, der für das erste Halbjahr 2017 einen Rekordüberschuss vermelden konnte. Auch die weiteren Aussichten sind gut, wie der ifo-Geschäftsklimaindex beweist: Zahlreiche heimische Unternehmen gehen von noch besseren Geschäften im nächsten halben Jahr aus. Damit bleibt die Stimmung der deutschen Wirtschaft nahe am Rekordniveau. Im August sank der Geschäftsklimaindex zwar leicht von 116 auf 115,9 Zähler, der Stimmung in den Chefetagen tut dies allerdings keinen Abbruch.
Auch vom Arbeitsmarkt kamen während der Urlaubswochen ermutigende Signale. Angaben des Statistischen Bundesamts zufolge gingen im zweiten Quartal dieses Jahres mit 44,2 Millionen so viele Menschen einer Erwerbstätigkeit nach wie noch nie zuvor. Dabei hat sich insbesondere der Dienstleistungssektor als Wachstumstreiber erwiesen.
Berichtssaison mehrheitlich positiv
Für die Berichtssaison, die in Teilen während der Urlaubswochen lief, kann ein mehrheitlich positives Fazit gezogen werden. Besonders die Unternehmensriesen im DAX haben zufriedenstellende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsquartal vorgelegt.
Operativ haben die im DAX 30 gelisteten Unternehmen im zweiten Geschäftsquartal 39 Milliarden Euro verdient - das ist rund ein Drittel mehr als zuvor. Die Erlöse zogen daneben um rund sechs Prozent auf 344 Milliarden Euro an und kletterten auf ein neues Rekordniveau. Die Analystenerwartungen konnten die Unternehmen dabei mehrheitlich übertreffen - und das, obwohl die Gewinnschätzungen vieler Experten im Vorfeld bereits ambitioniert waren.
Auch auf europäischer Ebene konnten die Unternehmen mit ihrer Geschäftsentwicklung im vergangenen Quartal mehrheitlich überzeugen: Im EuroStoxx50 übertrafen die Konzerne die Analystenschätzungen sogar im zweistelligen Prozentbereich. Zufrieden dürften sich auch US-Anleger zeigen, wo die Berichtssaison ebenfalls als Erfolg zu werten ist: Im S&P 500 konnten die Gewinnerwartungen der Analysten um rund 5 Prozent übertroffen werden.
Neues zum deutschen Autokartell
Deutliche Kursbewegungen waren in den vergangenen Wochen insbesondere bei deutschen Automobilaktien auszumachen. Gerüchte um ein mögliches Autokartell schickten die Anteilsscheine der Premium-Autobauer zwischenzeitlich deutlich auf Tauchstation. Neben Volkswagen müssen möglicherweise auch Daimler, BMW, Audi und Porsche mit empfindlichen Strafen rechnen, wenn sich die Vorwürfe bestätigen sollten. Die Autobauer sollen sich jahrelang über Preise, Kosten, Zulieferer und die Diesel-Abgasproblematik abgesprochen haben. Durch Selbstanzeigen von Daimler und Volkswagen bei den Wettbewerbsbehörden waren die geheimen Treffen ans Licht gekommen. Milliardenstrafen könnten die Automobilkonzerne nicht nur in Europa, sondern insbesondere auch in den USA erwarten. Zudem drohen teure Zivilverfahren, sollten Zulieferer und Kunden sich geschädigt sehen.
Jackson Hole wird zur Nullnummer
Anleger, die während der Urlaubszeit Angst hatten, im Rahmen des Notenbankertreffens in Jackson Hole wichtige Ankündigungen zu verpassen, können sich beruhigt zurücklehnen: Das Treffen der Chefs der Zentralbanken in Jackson Hole verlief weitgehend ereignislos. Zwar gingen Fed-Chefin Yellen und EZB-Vorsitzender Draghi auf die Schlagworte "Protektionismus", "Bankenregulierung" und "Inflation" ein, einen Ausblick auf ihre weitere Geldpolitik vermieden die Wirtschaftsgrößen allerdings.
Auf Nachfrage ließ sich zumindest Mario Draghi zu einem Statement hinreißen, das einer Verteidigung der anhaltend lockeren Geldpolitik gleichkommt, über einen Zeitrahmen für mögliche Zinsanpassungen ließ sich der Chef der Europäischen Zentralbank aber nicht in die Karten schauen. Die Annäherung der Inflationsrate an den Zielwert der EZB von knapp zwei Prozent sei noch nicht selbsttragend. Das milliardenschwere Anleihekaufprogramm der Notenbank habe bisher gut funktioniert, hieß es lediglich.
Profiteur der wenig konkreten Aussagen der Notenbanker in Jackson Hole war allerdings der Euro, nachdem kritische Äußerungen von Draghi zur Europäischen Gemeinschaftswährung ausgeblieben waren. Zwischenzeitlich ging es sogar bis auf 1,20 US-Dollar nach oben.
Air Berlin ist insolvent
Auf Unternehmensseite gab es hierzulande ausgerechnet während der Urlaubszeit ein großes Thema, das sich allerdings bereits seit geraumer Zeit angekündigt hatte: Die Insolvenz des Flugkonzerns Air Berlin. Mitte August hatte der Großaktionär Etihad der Fluggesellschaft endgültig den Geldhahn zugedreht - die Pleite kam mit Ansage. Mit einem von der Bundesregierung unterstützten Übergangskredit in Höhe von 150 Millionen Euro hält die Airline ihren Flugbetrieb vorerst aufrecht. Dieser Kredit hatte bei Konkurrenten für Unmut gesorgt, der Vorwurf der ungerechtfertigten Staatsfinanzierung steht im Raum.
Für Unmut sorgen in diesem Zusammengang insbesondere die Pläne der Deutschen Lufthansa. Der deutsche Branchenprimus will offenbar Teile von Air Berlin übernehmen - mit dem Segen der deutschen Politik. Gegen diese Pläne läuft unter anderem die deutsche Fluggesellschaft Germania Sturm, die neben ihrer Klage gegen Staatshilfe für die insolvente Air Berlin auch eine Beihilfebeschwerde an die EU-Kommission geschickt hat. "Der Flugbetrieb von Air Berlin wird auf Kosten des Steuerzahlers künstlich aufrecht erhalten", sagte Germania-Chef Karsten Balke der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Es kann aber nicht Aufgabe des Staats sein, einen eigentlich toten Patienten am Leben zu halten, um seine besten Teile einem nichtbedürftigen Dritten zuzuschustern".
Auch der britische Billigflieger easyjet hatte Interesse an Teilen von Air Berlin. Dabei hatten die Briten offenbar insbesondere das Kurzstrecken-Geschäft der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft im Visier. Inzwischen ruderte die Airline aber zurück und betonte, man wolle sich nicht am Bieterverfahren beteiligen. "Wir werden uns in diesen Prozess nicht einbringen. Es ist ein abgekartetes Spiel", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary am Mittwoch. "Der Deal ist doch längst gemacht", kritisierte der Manager mit Blick auf die Lufthansa. Auch in Richtung Berlin hatte O'Leary deutliche Vorwürfe im Gepäck: "Das ist ein abgekartetes Spiel". Die Kartellwächter von Deutschland und der EU sollten den Verkauf von Air Berlin an die Lufthansa unterbinden. "Die künstlich erzeugte Insolvenz ist offensichtlich aufgesetzt worden, damit Lufthansa eine schuldenfreie Air Berlin übernehmen kann und das widerspricht sämtlichen Wettbewerbsregeln in Deutschland".
Noch sind die Filetstücke von Air Berlin nicht verteilt, die Zeit drängt aber, denn Air Berlin verliert im laufenden Flugbetrieb jeden Tag Geld und kann zudem ab September zahlreiche Langstrecken nicht mehr bedienen. Bis zum 15. September müssen Interessenten ihr Gebot für Teile von Air Berlin vorlegen, so ein Unternehmenssprecher.
Fazit: Kein Sommerloch
Alles zusammen gesehen: So ruhig war die Urlaubszeit an der Börse also nicht. Angesichts der Kursentwicklung der vergangenen Wochen dürften sich einige Anleger nach Rückkehr in den Alltag wieder neu positionieren müssen. Doch mittelfristig ist an der Börse noch Luft nach oben, davon gehen zumindest Marktbeobachter aus. Den US-Markt betreffend hatte zuletzt etwas die Investmentbank Morgan Stanley Anlegern geraten, die jüngsten Kursrücksetzer zum Nachkaufen zu nutzen. Für heimische Aktien sieht die Deutsche Bank noch Potenzial: "Deutschland beginnt attraktiv auszusehen," schrieben Analyst Wolf von Rotberg und seine Kollegen in einer Studie. Bis zu ihrem Jahresendziel habe der DAX nun 3 Prozent Luft nach oben.
Beim Anlageausblick hat sich zur Vorurlaubszeit also nicht allzu viel getan.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: haveseen / Shutterstock.com, Kiselev Andrey Valerevich / Shutterstock.com
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