Bremer Lagerhaus-Chef: Enorm erfolgreiches Modell
Der 64-Jährige Detthold Aden hat aus der verschlafenen Bremer Lagerhausgesellschaft einen internationalen Logistikkonzern geformt. Ein Portrait.
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von Carl Batisweiler, Euro am Sonntag
Von hanseatischer Zurückhaltung hält Detthold Aden wenig. Das hat sich auch nicht geändert, nachdem er 1999 den Chefposten bei der Bremer Lagerhausgesellschaft, kurz BLG, übernommen hatte. „Eigentlich sind solche Unternehmen platt und doof“, sagt er über die 135 Jahre alte Aktiengesellschaft, die bis heute der Stadt an der Weser gehört. Längst aber sei die BLG Logistics, wie sie nun firmiert, für Staaten mit Privatisierungsbedarf „ein enorm erfolgreiches Modell“. Selbst China und Russland wollen sich laut Aden an der BLG ein Beispiel nehmen.
„Publicly owned, privately managed“ — in Besitz der öffentlichen Hand, aber geführt wie ein privates Unternehmen — ist die Zauberformel, die Aden für die Verwandlung vom faden Landesbetrieb für lokalen Hafenumschlag in Bremen und Bremerhaven zu einem internationalen Vorzeigekonzern der Logistikbranche verantwortlich macht.
Dass der gelernte Speditionskaufmann dabei recht unbehelligt von den Politikern der freien Hansestadt den Zauberstab schwingen durfte, verdankt er einem Erfolg, mit dem eben jene Politiker gern um Wählerstimmen werben: Von knapp 3.000 Arbeitsplätzen zu Adens Amtsantritt ist die Zahl der Mitarbeiter der BLG auf über 16.000 gewachsen, davon 8.500 in Deutschland.
Dass die BLG das Wachstum praktisch aus dem Unternehmen heraus finanzieren konnte, macht den Liebhaber von doppelreihigen Nadelstreifenanzügen besonders stolz. Selbst in der Krise der Automobilindustrie 2008, als an den Autoterminals in Bremerhaven die Aufträge wegbrachen, schaffte es das BLG-Management, die meisten der Angestellten so lange auf anderen Posten zu parken oder weiterzubilden, bis die Nachfrage wieder anzog.
Über eine Milliarde Euro Umsatz
Damit sich auch künftig keine Begehrlichkeiten der Politik in Sachen Mitsprache entwickeln, erklärt Jobmaschine Aden resolut: „Die BLG orientiert sich am Unternehmenserfolg, der Erhalt von Arbeitsplätzen steht nicht vor dem Gewinn.“
Mit dem kann die sonst wenig von Erfolgen verwöhnte Bremer Bürgerschaft zufrieden sein. Fast 50 Millionen Euro Vorsteuergewinn verzeichnete die BLG 2011, der Konzernumsatz erreichte erstmals mehr als eine Milliarde Euro, eine Steigerung von 12,4 Prozent zum Vorjahr.
„Ich halte die hanseatische Einstellung für falsch, nicht über die eigenen Erfolge zu reden. Das mache ich für die BLG schon“, sagt Detthold Aden. Vor allem, weil seiner Ansicht nach die Leistungen des Bremer Unternehmens viel zu wenig Beachtung in der Öffentlichkeit finden, ja die der deutschen Logistikbranche überhaupt. „Die Menschen glauben immer noch, Logistik wäre nur der Brummi, der auf der Autobahn vor mir den Stau erzeugt.“
Also zählt er auf. Etwa, dass Eurogate, ein BLG-Gemeinschaftsunternehmen mit der Hamburger Eurokai, mit einem Gesamtumschlag von 14,2 Millionen TEU (das Maß für Standardcontainer) pro Jahr der führende Terminalbetreiber Europas ist. Oder, dass Bremerhaven mit über zwei Millionen Fahrzeugen pro Jahr eine der größten Autodrehscheiben der Welt ist. Allein im ersten Halbjahr stieg die Zahl der am BLG-Autoterminal umgeschlagenen Fahrzeuge um 8,1 Prozent auf 1,05 Millionen Einheiten.
Mit 1.000 eigenen Spezialwaggons transportiert die BLG Autorail in diesem Jahr wohl eine halbe Million Autos per Zug. In Richtung Russland etwa, wo sich die BLG mit einem örtlichen Logistiker zusammengetan hat. So ist die Versorgung der Oligarchen mit neuen Bentleys gesichert. Und Aden denkt schon weiter Richtung Osten: „Warum nicht gleich mit der Transsib Autos aus Asien nach Sibirien holen?“
Kontraktlogistik macht die BLG auch. Also die Übernahme ganzer Fertigungsschritte für Unternehmen. Beispielsweise deutsche Oberklassekarossen Teil für Teil in Kisten packen, die zur Umgehung hoher Einfuhrzölle dann in Ländern wie Thailand Stück für Stück wieder zusammengesetzt werden. Aden: „Das ist wie ein großer Legobaukasten.“
Logistik hat Detthold Aden von der Pike auf gelernt, schon der Großvater war im Speditionsgeschäft. Als Teenager fuhr er gern mit den Lastwagen des Betriebs mit, „da war alles noch viel spannender, räuberischer in der Branche“, weil da von den Chauffeuren noch um jede Fuhre vor Ort gekämpft wurde. Für das Ende dieser Bräuche sorgte er selbst, als er in einem Stuttgarter Unternehmen die EDV-gestützte Speditionsabfertigung einführte — in der Branche war das revolutionär.
Angst vor Etabliertem hat Aden nie gehabt. So weckte er den Monopolisten Deutsche Post 1974 aus dem Dornröschenschlaf, als er den deutschen Ableger des US-Paketdiensts UPS aufbaute. Während seiner Zeit bei Bertelsmann legte sich Aden mit dem mächtigen Betriebsrat an, als er gleitende Arbeitszeiten im Versand einführte. So hatte das Angebot aus Bremen, die BLG auf einen neuen Weg zu führen, anfangs wenig Reiz für den Macher Aden. Doch die Zusicherung maximalen Freiraums wirkte.
Gefragt bei Politikern
Adens Managementmodell hat längst Politiker aller Parteien überzeugt. Und so nimmt er auch kein Blatt vor den Mund, fordert schon mal „die Lkw-Maut müsste erhöht werden“ oder zehn Milliarden Euro zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur. Gern erzählt er die Anekdote von den Besuchen der Ministerpräsidenten Edmund Stoiber aus Bayern oder Günther Oettinger aus Baden-Württemberg in Bremen. „Die hab ich dann in den Hubschrauber gepackt und über die Hafenanlagen fliegen lassen.“ Damit sie mal sehen, was da geleistet wird. Und überhaupt sei die süddeutsche Kritik am Länderfinanzausgleich zugunsten des armen Bremen zu kurz gedacht: „Was machen denn Mercedes oder BMW ohne leistungsfähige Exportterminals mit ihren Autos?“
Doch trotz aller Erfolge: „Wir haben nicht die Kapitalkraft, ein Weltplayer zu werden.“ Dafür schmiedet Aden Allianzen, gründet Joint Ventures, geht Partnerschaften in allen möglichen Formen ein. Beispiel Mosolf: In Europa ist der Automobillogistiker aus Kirchheim/Teck ein Konkurrent. Doch als Firmenchef Jörg Mosolf 2002 in Brasilien eine Dependance eröffnete, gewann ihn Aden schnell für eine Zusammenarbeit. So organisiert die gemeinsame Tochter der Deutschen zum Beispiel die Logistik für Hondas Motorradwerk am Amazonas.
Dem Projekt mit Mosolf hat Aden auch einen privaten Erfolg zu verdanken. Bei einem Termin mit dem Schwaben in Brasilien lernte der zweimal Geschiedene seine Lebenspartnerin kennen, eine Bankerin aus São Paulo. Wann immer es geht, jettet er nun über den Atlantik in die südamerikanische Sonne, wo er künftig mehrere Monate im Jahr leben will. Denn von Eroberungen — geschäftlichen wie privaten — hat Aden genug. Im Frühjahr wird er 65, dann geht er in den Ruhestand.
Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) hat Detthold Aden für seine Verdienste 2011 in die Logistik Hall of Fame aufgenommen. Von Wehmut wird er aber nicht geplagt, wenn er diese Woche das letzte Mal als BLG-Boss auf dem Deutschen Logistik-Kongress der BVL in Berlin auftritt. Er freut sich auf seine künftige zweite Heimat Brasilien: „Arbeit ist dort die gewollte Unterbrechung der Freizeit. Und das ist doch eine wundervolle Aussicht.“
Nach langer Suche hat der Aufsichtsrat der BLG inzwischen Adens Nachfolger gefunden: Der 52-Jährige Frank Dreeke kommt aus der maritimen Logistik und hat das Hanseatische schon bei seiner Ausbildung zum Schifffahrtskaufmann in Bremen verinnerlicht.
zur Person:
Logistik von
der Pike auf
Detthold Aden wurde am
21. Februar 1948 in Wilhelmshaven geboren. Nach der Lehre als Speditionskaufmann arbeitete er in verschiedenen Unternehmen der Branche. Der große Karrieresprung kommt 1976, als er Gründungsgeschäftsführer beim Paketdienst United Parcel Service (UPS) in Deutschland wird. 1982 wirbt ihn Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn für die Aufgaben des Paketversands in dem Medienkonzern ab. Aden wird Chef der Bertelsmann Verlagsdistribution. Nach sechs Jahren wechselt er zur Union Transport, zwei Jahre später wird er Chef der Thyssen Haniel Logistic. Seit 1999 ist Aden Vorsitzender des Vorstandes der BLG-Logistikgruppe.
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