FMC-Aktie im Minus: Fresenius Medical Care will Aktien zurückkaufen - neue Strategie
Das Aktienrückkaufprogramm solle im zweiten Halbjahr 2025 beginnen und werde mehrere Tranchen umfassen, teilte der Bad Homburger DAX-Konzern anlässlich des Kapitalmarkttages mit. Die Aktien sollen über die Börse erworben und vornehmlich eingezogen werden.
Fresenius Medical Care präsentiert auf Kapitalmarkttag neue Strategie
Der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) hat auf seinem Kapitalmarkttag in London seine neue Strategie "FME Reignite" vorgestellt. Wie der DAX-Konzern mitteilte, steht Wertschaffung dabei im Mittelpunkt. Mit dem Jahr 2025 geht das dritte und letzte Jahr der insgesamt dreijährigen Turnaround- und Transformationsphase zu Ende. Das Transformationsprogramm "FME25", mit dem sich FMC von Unternehmensteilen trennt, die nicht zum Kerngeschäft gehören und einen margenverwässernden Effekt haben, geht dagegen in die Verlängerung: In den kommenden zwei Jahren will FMC damit weitere 300 Millionen Euro einsparen. Insgesamt strebt FMC mit "FME25+", wie das verlängerte Programm nun heißt, bis Ende 2027 nachhaltige Einsparungen von 1,05 Milliarden Euro an. Wie bereits bekannt, sollen bis Ende dieses Jahres insgesamt 750 Millionen Euro eingespart werden - eine Steigerung von 50 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Ziel von 500 Millionen Euro.
Darüber hinaus setzte sich der Bad Homburger Konzern ein neues Mittelfristziel. Demnach strebt FMC bis 2030 eine operative Ergebnismarge im mittleren Zehnerprozentbereich an. Das bisherige Mittelfristziel sieht vor, bis 2025 eine operative Marge zwischen 10 und 14 Prozent zu erwirtschaften.
"FME Reignite hat zum Ziel, sowohl branchenführende Behandlungsergebnisse als auch Margen mit einem über dem Markt liegenden Wachstum zu erzielen", sagte CEO Helen Giza. "Angesichts attraktiver zugrundeliegender Geschäftstrends und einer starken Dynamik haben wir uns für das Jahr 2030 Profitabilitätsziele mit einer branchenführenden Marge gesetzt und haben den Ehrgeiz, in der Nierenversorgung durch herausragende Patientenversorgung und Innovation führend zu sein."
FMC macht aus Value-Based Care eigenständigen Unternehmensbereich
Der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) macht aus Value-Based Care einen eigenständigen Unternehmensbereich. Damit reiht sich Value-Based Care als drittes operatives Segment neben den bereits bestehenden Segmenten Care Delivery (Dialysedienstleistungen) und Care Enablement (Dialyseprodukte) ein. Bislang gehörte Value-Based Care zu Care Delivery. Wie der DAX-Konzern auf seinem Kapitalmarkttag in London mitteilte, soll mit diesem Schritt die Transparenz der Finanzberichterstattung weiter erhöht und ein zusätzlicher Einblick in einen Bereich gewährt werden, der zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Value-Based Care umfasst die wert- und risikobasierten Versorgungsprogramme mit öffentlichen und privaten Kostenträgern in den USA zur langfristigen Versorgung von CKD- und ESRD-Patienten, und setzte im vergangenen Jahr 1,8 Milliarden Euro um.
Für Value-Based Care strebt der Bad Homburger Konzern bis 2030 eine operative Ergebnismarge im niedrigen einstelligen Prozentbereich an. Für Care Delivery und Care Enablement setzt sich FMC eine operative Ergebnismarge im mittleren Zehnerprozentbereich zum Ziel.
FMC senkt Zielkorridor für Nettoverschuldungsgrad
Der Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) will seine Verschuldung weiter verringern und überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückgeben. "Die neue Dividendenpolitik sieht eine stabile und vorhersehbare Dividendenentwicklung vor, mit einer Ausschüttungsquote von 30 bis 40 Prozent", sagte CFO Martin Fischer laut Pressemitteilung. Den Zielkorridor für den Nettoverschuldungsgrad (Nettoverschuldung/EBITDA) senkte der DAX-Konzern auf 2,5x bis 3,0x (zuvor: 3,0x bis 3,5x). Zum Jahresauftakt hatte sich der Nettoverschuldungsgrad wie bekannt leicht auf 2,8x verbessert von 2,9x im Vorquartal.
"Der neue Rahmen für die Kapitalallokation unterstützt die FME Reignite-Strategie und legt einen klaren Fokus auf die Wertschaffung für Aktionäre", führte der Finanzvorstand weiter aus. "Um in unser Kerngeschäft zu investieren und nachhaltig profitabel zu wachsen, planen wir für die Jahre 2025 bis 2030 Investitionen in Höhe von 0,8 bis 1 Milliarde Euro pro Jahr. Parallel dazu werden wir unsere Kapitalstruktur weiter optimieren."
FMC will mit 5008X-Dialysegerät neuen Therapiestandard in den USA setzen
Fresenius Medical Care (FMC) knüpft hohe Erwartungen an die flächendeckende Einführung der hochvolumigen Hämodiafiltrationstherapie in den USA. Damit will der Dialysekonzern den neuen Therapiestandard für die Nierenbehandlung in den Vereinigten Staaten setzen. Wie der DAX-Konzern auf seinem Kapitalmarkttag in London mitteilte, will er bis 2030 alle 2008T-Dialysegeräte in seinen eigenen US-Kliniken in den USA durch neue 5008X-Dialysegeräte ersetzen und damit allen geeigneten Dialysepatienten den neuen Behandlungsstandard anbieten können.
Das 5008X-Dialysegeräte ist das erste und bislang einzige von der US-Gesundheitsbehörde FDA zugelassene Gerät für Hämodiafiltration. In weiten Teilen Europas, Lateinamerikas und Asiens ist Hämodiafiltration bereits der Behandlungsstandard.
FMC will aus seiner Marktführerschaft in den USA Kapital schlagen. "Die Preisgestaltung für die 5008X-Dialysegeräte soll den innovativen Wert widerspiegeln, den das Unternehmen für Patienten sowie für Care Delivery und externe Dienstleister geschaffen hat", heißt es in der Pressemitteilung.
FMC geht zudem davon aus, dass eine zunehmende Marktdurchdringung mit hochvolumiger Hämodiafiltrationstherapie mit geringeren Sterblichkeitsraten bei den Patienten, höherer Personaleffizienz in den Kliniken, einer optimierten Verwendung von Verbrauchsmaterialien sowie einem potenziell geringeren Medikamentenverbrauch einher gehen wird.
FMC könnte von Adipositas-Medikamenten profitieren Fresenius Medical Care (FMC) könnte letztlich von den stark nachgefragten Adipositas-Medikamenten profitieren. Das sagte Konzernchefin Helen Giza vor dem Hintergrund der Befürchtungen am Markt, dass sich die Verbreitung solcher Medikamente negativ auf den Dialysespezialisten auswirken könnte. "Ich glaube, dieser Effekt ist neutral bis positiv, nicht negativ", sagte die Managerin im Gespräch mit Dow Jones Newswires.
Ozempic und andere Medikamente, die als GLP-1-Medikamente bezeichnet werden, haben in Studien vielversprechend abgeschnitten über die gängigsten Anwendungen für Diabetes und Gewichtsverlust hinaus. Auf der wachsenden Liste für mögliche Indikationen stehen Herz-, Nieren- und Leberkrankheiten. Als das Potenzial ans Licht kam, haben sich die Anleger schnell nach Gewinnern und Verlierern umgeschaut.
Als eine Studie von Novo Nordisk im Oktober 2023 zeigte, dass Ozempic das Voranschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verlangsamen könnte, fragten sich Investoren und Analysten, ob Dialyseanbieter wie Fresenius Medical Care und der US-Konkurrent Davita vor einem neuen strukturellen Risiko stehen.
Einige Monate lang hat Giza 90 Prozent ihrer Meetings mit Investoren verbracht, die Fragen über die Bedrohung dieser Medikamente für das Unternehmen hatten, wie sie sagte. Diese Sorgen hätten abgenommen. Sie erwartet nun, dass das Unternehmen sogar ein Gewinner sein kann. "Ich glaube, dass die Patientenpopulation größer sein wird", sagte Giza.
Im Zentrum der Investorendebatte über Auswirkungen von Medikamenten wie Ozempic auf Dialyseanbieter steht die Frage, ob die kardiovaskulären Vorteile für die Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen schwerer wiegen als die spätere Notwendigkeit einer Dialyse.
Fresenius Medical Care meint, dass das Leben vieler seiner Patienten durch kardiovaskuläre Probleme verkürzt wird, bevor sie Dialyse erhalten. Also könnten positive kardiovaskuläre Effekte dieser Medikamente für einen höheren Patientenpool von FMC sorgen. Dennoch sehen viele Analysten GLP-1-Medikamente als Risiko für das Unternehmen an. Sie verweisen darauf, dass es länger dauern könnte, bis die Patienten eine Dialyse benötigen.
Der Markt scheine anzunehmen, dass die GLP-1-Medikamente negativ für das Unternehmen seien, sagte Daniel Babkes, Co-Portfoliomanager bei Pzena Investment Management, mit über 5 Prozent einem der größten FMC-Einzelaktionäre. "Wir sind nicht so sicher, dass das der Fall ist", fügte er hinzu. "Wir glauben, dass die Auswirkungen ausgeglichen sind und sich langfristig als positiv erweisen könnten."
CEO Giza sagte, es werde ein Jahrzehnt dauern, bis sich die Auswirkungen der Medikamente auf den Dialysemarkt zeigen werden.
Die Position des Unternehmens ist zwar, dass die Medikamente einen neutralen Effekt haben werden. Giza hebt aber hervor, dass selbst ein kleiner Anstieg der Zahl der Patienten mit einer chronischen Nierenkrankheit sich in einem hohen Anstieg von Patienten mit Dialysebedarf niederschlägt, auch wenn sie diese erst später brauchen.
"Wir wissen, dass wenn sie länger leben, das bedeutet, dass es auch länger dauern wird, bis sie an die Dialyse kommen", sagte Giza. "Die Zeit wird zeigen, wo sich diese Linien treffen und ob es neutral ist oder besser. Ich glaube nicht, dass es schlechter ist."
Fresenius Medical Care erwartet, dass die Zahl der Patienten in den USA zwischen 2025 und 2035 mindestens im Schnitt um 2 Prozent im Jahr wachsen wird. Dialyseanbieter in den USA haben nach der Pandemie mit sinkenden Patientenzahlen zu kämpfen gehabt. "Es wird einige Zeit brauchen, wir sind aber mit Blick auf die 2 Prozent Anstieg zuversichtlich."
FMC-Aktie unter Druck - Mittelfristiges Umsatzziel wird vermisst
Der Kapitalmarkttag des Dialysekonzerns FMC hat die Anleger am Dienstag enttäuscht. Analysten monierten das Fehlen mittelfristiger Umsatzziele. Zudem könnte das angekündigte Aktienrückkaufprogramm die Erwartungen einiger Investoren verfehlt haben. Mit einem Abschlag via XETRA von zeitweise 4,26 Prozent auf 47,38 Euro sackte der Kurs der Fresenius-Beteiligung erstmals seit Ende April unter die 50-Tage-Linie, die ein beliebter mittelfristiger Trendindikator ist.
FMC peilt bis 2030 eine - nach Unternehmensangaben branchenführende - Marge in mittleren Zehner-Prozentbereich an. Analyst James Vane-Tempest vom Investmenthaus Jefferies rückte dies in einem ersten Kommentar ins Verhältnis und sprach von einer Markterwartung von rund 12 Prozent. Was seiner Einschätzung nach aber vermisst wurde, ist ein mittelfristiges Umsatzziel. Dies dürfte während der Analystenveranstaltung hinterfragt werden.
Graham Doyle von der UBS sieht das ähnlich. Er lobte das Margenziel als über den Erwartungen und sah auch nichts Negatives in den Aussagen zu ersten Aktienrückkäufen, deren Umfang mit einem Volumen von bis zu einer Milliarde Euro zumindest die Erwartungen erfüllten. Den einzigen Haken sieht auch er im Fehlen konkreter Vorgaben zum Umsatzwachstum.
Analyst David Adlington von JPMorgan hatte die Umsatzentwicklung Anfang Juni in einem Ausblick auf den Kapitalmarkttag noch als Grund bezeichnet, warum er für den Dialysekonzern vorsichtig gestimmt bleibe. Bei FMC sei in den vergangenen Jahren schon viel über die Verlangsamung der Geschäfte diskutiert worden. Nach der Corona-Pandemie seien später noch andere Faktoren hinzugekommen.
Ohne Volumenwachstum habe es sich zuletzt gezeigt, dass FMC für einen Gewinnanstieg auf Kosteneinsparungen angewiesen sei. Diese seien aber endlich, wie der JPMorgan-Fachmann Anfang Juni schrieb. FMC verlängerte nun sein Sparprogramm um zwei Jahre. Bis 2027 sollen insgesamt 1,05 Milliarden Euro eingespart werden - 300 Millionen mehr als bisher bis Ende 2025 geplant.
DOW JONES / dpa-AFX
Bildquelle: Fresenius Medical Care